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Als Kind wuchs ich in einer dieser Gegenden
auf, wo es keine
Lokomotive der Baureihe Em 3/3 zu sehen gab. Im
Bahnhof
meines Wohnortes wurden die Aufgaben im
Rangierdienst
von einem
Traktor
der Reihe Tem wahrgenommen. Dieser besass einen elektrischen
Antrieb
mit zusätzlichem
Dieselmotor. So konnte er die nahe des Bahnhofes liegenden
Anschlussgleise
problemlos mit den gelegentlich verkehrenden Wagen anfahren. Beste Möglichkeiten hätten sicherlich die nahe Stadt ergeben. Jedoch waren dort sämtliche Anlagen mit einem Fahrdraht versehen worden und so benötigte man für den Rangierdienst keine Diesellokomotiven. Die beiden verkehrenden
Lokomotiven der Baureihe Ee 3/3
bildeten daher das Bild der
Rangierlokomo-tiven
in der Schweiz. Wenn es einmal eine Diesel-maschine gab, dann war es eher
eine der Baureihe
Bm 4/4 und nicht ihre kleine
Schwester. Die Lokomotive kannte ich zwar von Bildern oder weil ich sie auf einem der vielen Ausflüge mit der Bahn zu sehen bekam. Damit hatte es sich aber auch schon erledigt, denn wie sollte ich die Loko-motive so besser kennen lernen. Ich sah sie einfach zu selten. Welche
Aufgaben von der
Lokomotive übernommen wurden, wusste ich natürlich auch
nicht, denn es waren nur kurze Einblicke in die Maschine, die gerade ins
Bild fuhr. Auf meiner als Kind betriebenen Modellbahn ver-kehrten in erster Linie Lokomotiven aus Deutsch-land und wenn ich eine Lokomotive der Schweiz hatte, dann war es eher eine elektrische Streckenlokomotive.
Rangierlokomotiven
waren zu meiner Jungend schlicht nicht erhältlich und als es soweit war,
gab es anfänglich ebenfalls erst eine elektrische Ee 3/3,
dann kam die
Bm 4/4 von Lima. Die Reihe Em
3/3 kam erst später und so wurde sie für mich spannender. Mit dem Eintritt bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB und der Ausbildung zum Lokomotivführer wurde mir die
Lokomotive bekannter. Dabei fasste ich wie bei der
Bm 6/6 zu Beginn der Ausbildung
das
Reglement
der Em 3/3. Lange blieb es dabei, denn in Erstfeld war keine solche
Lokomotive zu Hause und so sahen wir sie wieder nur von aussen. Wenn eine
Diesellokomotive
näher rückte, war es die mittlere Baureihe
Bm 4/4. Da die Klasse aus Lokführern der Depots im Kreis II bestand, war das natürlich bei meinem Kollegen anders. Als es zur Schulung der Triebfahrzeuge kam, wur-den einige Anwärter aus Erstfeld zusam-men mit dem Kollegen in Luzern ge-schult. Da der Ausbildner auch dort war, fanden
diese in Luzern statt. Im Gegensatz zur
Bm 6/6 gab es dort auch eine
Loko-motive der Baureihe Em 3/3. Somit hatte ich die
Gelegenheit zur Schulung. Nicht dass ich ein besonderes Privileg gehabt hätte, die Baureihe Em 3/3 wur-de, wie die Reihe Bm 4/4 zum Standard erklärt. Das bedeutete, dass alle Lok-führer auf dieser kleinen Lokomotive ge-schult werden mussten. Dazu gehörten auch jene aus Erstfeld, die
im besten Fall eine Em 3/3 im
Gü-terzug
geschleppt mitnehmen mussten. Gefahren sind wir wirklich nur bei der
Schulung. Nachher war sie wieder für längere Zeit verschwunden. Ich lernte diese
Lokomotive dadurch erstmals besser kennen. Dabei wurde
gezeigt, wie man die Lokomotive be-dient, was für Störungen zu erwarten
sind und wo man welche Teile findet. Dabei wurde aber oft auch erklärt,
dass es eigentlich genau so sei, wie bei der Baureihe
Bm 4/4. Der
Woodwardregler,
die Motorentafel mit den Laschen, die wir nicht verändern konnten, weil
der dazu notwendige Schlüssel auf der Lokomotive fehlte. Nach der Ausbildung blieben dann aber die
Einsätze auf dieser
Lokomotive längere Zeit aus. Ja, es kam wie immer, die Em
3/3 wurde nur äusserlich gesehen. Die Kenntnisse begannen, wie bei der Ae
3/6 I zu schwinden, denn die Praxis auf der Lokomotive war einfach zu
gering. Oft beschlich mich das Gefühl, dass es hier so enden könnte, wie
bei der Ae 3/6 I, die ich in meiner Karriere nie bediente. Doch es kam
anders. Einen ersten Einsatz hatte ich auf dieser Loko-motive zwischen Flüelen und Sisikon. Dort musste ich mit der Baureihe Em 3/3 einen, damals noch Arbeitszug genannten, Bauzug zur Baustelle auf der Strecke bringen. Eine Aufgabe, die normalerweise vom
Baudienst erledigt wurde. Nur war dort kein auf der
Loko-motive kundiges Personal vorhanden, so dass man auf
einen der wenigen in Erstfeld stationierten Lok-führer zurückgriff, die
mit der Lokomotive noch fahren durften. Zwar war die Ausbildung ein paar Jahre her, aber die Zeit, in der ich ein Fahrzeug bedienen darf, ist noch nicht abgelaufen. Zudem war ich auf der Re-serve und daher für solche Einsätze vorgesehen. Daher packte ich das
Reglement
und machte mich auf den Weg nach Flüelen. Das Reglement sollte bei
Störungen helfen, denn so gut war meine Kun-digkeit auch wieder nicht und
man kann nie vorsichtig genug sein, wenn man Exoten bedient. Die Aufgabe für den Bautrupp bestand in der
Sa-nierung eines
Tunnels.
Nach der Fahrt zur Baustelle musste ich mit der
Lokomotive noch die Fahrzeuge an der richtigen Stelle
platzieren. Danach fuhr ich die Lokomotive ins Freie. Dort durfte ich den
Dieselmotor wieder abstellen. Der Tag brach an und so
erwachte ein schöner Tag im Frühsommer. Ich musste jedoch bei der
Lokomotive bleiben, da ich auf Abruf bereitstehen musste. Falls ein Wagen im
Tunnel
verschoben hätte werden müssen, hätte ich den Motor gestartet und wäre
wieder losgefahren. Eine weitere Fahrt mit dieser
Lokomotive gab es jedoch nicht mehr, so dass ich mich auf
eine lange Wartezeit mit viel Lesestoff freuen konnte. Dabei erreichte die
Sonne die Lokomotive noch nicht, aber es war ein wunderbarer Tag. Die Zeit
verrann natürlich langsamer als langsam und der
Feierabend
wollte nicht kommen. Kurz bevor ich mich in Sisikon auf die Dienstfahrt in den Feierabend begeben konnte, kontrollierte ich die Lokomotive ein letztes Mal. Dann machte ich mich durch den Tunnel mit der Baustelle auf die Wanderung zur Haltestelle Sisikon. Dort erklärte ich dem Kollegen, wo die
Lokomotive steht und wie er dorthin komme. Er meinte dabei
nur, im Notfall hätte er das
Reglement
dabei. Es sollte wieder ruhiger werden um die Em 3/3. Zu einem zweiten Einsatz in Brunnen wurde ich einige Jahre später aufge-boten. Ich sollte dort mit einer Lokomotive der Baureihe Em 3/3 helfen die Fahrzeuge des Zirkus Knie zu verladen. Es war jene
Lokomotive, die mit dem Zirkus auf Tournee ging und so in
Gegenden kam, die sonst keine Em 3/3 zu sehen bekamen. Dazu gehörte auch
Brunnen. Wegen dem erwähnten
Bauzug
war ich sogar auf der Maschine noch kundig genug um die Aufgabe zu
übernehmen. Also machte ich mich auf die Dienstfahrt nach Brunnen. Für Notfälle hatte ich mir das betreffende Reglement wieder eingepackt. Schliesslich musste es dort ja schnell gehen, wenn die Lokomotive einen Defekt hatte. Lange Suchaktionen konnte man nicht machen.
Der Zirkus sollte seine Reise pünktlich antreten können und nur wegen
einen unfähigen Lokführer durfte es keine Verzögerungen geben. Ich war ja
wirklich zu selten auf der Maschine. In Brunnen waren sowohl die dort
stationierte
Rangierlokomotive
Ee 3/3, als auch die den
Zirkus begleitende Em 3/3 im Einsatz. Meine Aufgabe bestand eigentlich
darin die Em 3/3 zu bedienen. Da der Rangierlokführer in Brunnen auf der
Em 3/3 geschult war und gerne eine
Auffrischung
gehabt hätte, wechselten wir kurzerhand die
Lokomotiven, so dass es für mich nicht mehr zu diesem
Einsatz kam. Das
Reglement
war vergebens auf die Reise gegangen. Danach wurde es ruhig um die Baureihe Em 3/3 und dass meiste was ich von der Lokomotive sah, war, wenn sie im Rangierdienst an mir vorbeifuhr. Mit der Zeit legte ich das Reglement immer weiter in die Ecke. Dort begann es zu verstauben und wurde nie mehr angefasst. Selbst bei der periodischen Prüfung war die Lokomotive kein Thema. Da löcherte uns der
Oberlokführer
mit Fragen über die Baureihe
Bm 4/4, die auch selten genug
bedient wurde. Nach fünf Jahren ohne Einsatz auf der Lokomotive verlor ich dann die Kennt-nis auf dieser Maschine endgültig, so dass auch dieses Reglement letztlich in der Versenkung verschwunden war. Die Tage auf der Baureihe Em 3/3 wa-ren gezählt und ich hatte es tat-sächlich geschafft nur eine einzige Fahrt mit der Lokomotive zu machen. Die kleine Diesellokomotive
war wirk-lich zu viel für den Lokführer aus Erst-feld, der fortan nur noch
die
Bm 4/4 kannte. Später hatte sich meine Kenntnis auf Diesellokomotiven endgültig erledigt, da auch die Bm 4/4 und somit die einzige Dieselmaschine mit vermehr-tem Einsatz in Erstfeld weggefallen ist. Da die
Lokomotive mit der Baureihe
Bm 4/4 sehr nahe verwandt war,
hätte eigentlich einem theoretischen Einsatz auf der Reihe Em 3/3 nichts
entgegen-gestanden, da viele Elemente der Steu-erung bei beiden
Lokomotiven verwendet wurden. Da nun aber die einsatzlose Zeit bei beiden
Lokomotiven verstrichen ist, kann die Em 3/3, wie auch die
Bm 4/4, nicht mehr bedient
werden. Mit der NEAT kam die Schulung auf der
Am 843. Diese hatte mittlerweile
auch die vorübergehend in Altdorf eingesetzte Em 3/3 ersetzt. Ich sollte
die Em 3/3 nur noch von aussen zu sehen bekommen und letztlich war auch
ich einer jener Lokführer, der sich gut an den Einsatz erinnern konnte,
denn es war der einzige gewesen.
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