Betriebseinsatz Teil 1 |
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Die
Lokomotive
Fc 2x 3/4 der BBC wurde am 20. Januar 1920 übernommen und kam in der Folge
im Aaretal in Betrieb. Wirklich in Szene setzen konnte sie sich dort aber
auch nicht mehr. Es war bereits jetzt klar, die Maschine sollte hinter den
grossen Reihen ein Schattendasein leben können. Als Einzelgänger hatte man
es immer schwer, aber hier kamen noch die Probleme mit dem Laufverhalten
dazu und das war nicht gut.
Wieso das so war? Eine Woche vor dem ersten planmässigen Einsatz
der
Lokomotive
Fc 2x 3/4 mit der Nummer 12 201 unternahm eine Maschine mit der
Bezeichnung Fc 2x 3/4 und der Betriebsnummer 12 251 ihre ersten
Gehversuche. Bei dieser handelte es sich schlicht um das erste
Krokodil. Dabei war
diese Tatsache vernichtend, jedoch ergaben sich auch viel Raum für
Spekulationen, denn die Nummern verantworten mussten.
Die Lücke von 50 Exemplaren lässt vermuten, dass damals immer noch
geplant war, dass es von der BBC doch noch eine Serie mit
Güterzugslokomotiven
geben könnte. Der
Prototyp
machte diesen Ideen jedoch das gar aus. Nur schon bei den ersten Fahrten
zeigte die Maschine der MFO, dass sie gelungen war. Auch wenn es später
immer wieder behauptet wurde, diese Tatsache zeigt, dass die hier
vorgestellte Reihe nie mit den
Krokodilen verwandt
war.
Die Fc 2x 3/4 der BBC fuhr wirklich nicht optimal. Die Maschinen
der MFO waren hier um einiges besser unterwegs, aber die MFO hatte ihre
Erfahrung mit dem
Schrägstangenantrieb
gemacht und die Konstruktion geändert. Das grösste Problem war, dass die
Stangen mit zunehmender Geschwindigkeit brechen konnten. Zudem bemerkte
man, dass bei der BBC wirklich nur die Baupläne angepasst wurden. Die
Lokomotive
büsste dafür.
Die misslungene
Lokomotive
übernahm regelmässig
Güterzüge
zwischen Bern und Spiez. Sie haben richtig gelesen, die Maschine der
Staatsbahnen
blieb auch auf der BLS noch am Zug. Daher durfte sich auch deren Personal
an dem Teil erfreuen. Der Vorteil war, dass sich dieses Personal wegen der
Fc 2x 3/3 an
miese
Fahrwerke
gewöhnt hatte. Doch im Aaretal sollte es für das
Lokomotivpersonal
wirklich schlimm werden. Ergänzt wurden diese Dienstpläne mit Personenzügen zwischen Bern und Thun. Die Lokomotive für Güterzüge kam daher von der ersten Sekunde an, auch vor Reise-zügen zum Einsatz.
Selbst vereinzelte
Schnellzüge
Bern – Thun – Bern gehörten zum Plan der Fc 2x 3/4 mit der Nummer 12 201.
Die
Uni-versallokomotive
war Tatsache geworden und oft meinte man beim
Lokomotivpersonal
den panischen Blick zu er-kennen. Der Hauptgrund für diesen gemischten Einsatz war aber der Mangel an elektrischen Lokomotiven. Neben den Pro-totypen konnte der planmässige Verkehr nur noch mit den Modellen aus dem Versuchsbetrieb zwischen Seebach und Wettingen bewältigt werden.
Dampflokomotiven im Aaretal wollte man vermeiden, denn auch die
Umstellung sollte erprobt werden und es war bekannt, dass die
Isolatoren
an Russ keine Freude hatten. Die definitiven Lokomotiven für den Gotthard mussten in dieser Zeit noch intensiv erprobt werden, so dass sie nicht immer zur Verfügung standen.
So kam es, dass man das vor den Zug spannte, was man gerade zur
Verfügung hatte. Wenn es der misslungene
Prototyp
war, musste dieser ran. Dabei durfte sich das
Lokomotivpersonal
aber vorher keinen Mut antrinken. Es musste ran, ob das wirklich immer mit
Freude war, kann bezweifelt werden.
Mit den
Schnellzügen musste man 65 km/h schnell fahren, denn sonst war der
Fahrplan schlicht nicht zu halten. Da aber immer mehr Exemplare der Serien
in Bern auftauchten, war es immer seltener der Fall, denn zuverlässig war
der
Prototyp auch nicht besonders. Gerade ausgeschlagene
Lager waren immer
wieder ein grosses Problem. Wie schon oft erwähnt, das Problem mit den
Achslasten konnte man nicht beheben. Es hätte zwar in den Kisten Platz für Ballast gehabt. Dieser hätte vermutlich die Laufachse besser belastet, aber man musste befürchten, dass die Werte bei den Triebachsen zu hoch wurden.
Noch war die
elektrische
Bremse nicht funktionsfähig, denn sie war wirklich so kompliziert, dass
auch die Leute der BBC damit Probleme bekundeten. Die dem Betrieb
übergebene
Lokomotive musste daher wieder für Versuche her-halten. Mit der Maschine wurden ab März 1920 Versuchsfahrten zwischen Kandersteg und Frutigen angestellt. Dabei war ein Drehgestell mit einer geänderten Schaltung versehen worden.
Die
Lokomotive hatte nun eine
elektrische
Bremse erhalten und sie funk-tionierte endlich. Die
Leistung war anfänglich
auf die halbe Lokomotive beschränkt, trotzdem konnten schon beachtliche
Lasten damit auf der Tal-fahrt abgebremst werden. Die Versuche mit der elektrischen Rekuperationsbremse endeten im Oktober des gleichen Jahres und die Maschine wurde nach Münchenstein geschickt.
Am
18. Oktober 1920 kam die
Lokomotive nun mit der vollständig einge-bauten
elektrischen
Bremse wieder in Betrieb. Die Umbauten wurden dabei auch
gleich dazu genutzt, der Lokomotive eine neue Bezeichnung nach den
geänderten Vorgaben der
Staatsbahnen zu vergeben.
Die
Lokomotive hörte von nun an auf die Bezeichnung Ce 6/8 I. Dabei Stand
der Index I für den Elektriker BBC. Die Modelle der MFO sollten mit der
zwei versehen werden. An dieser Bezeichnung und auch an der neuen
Betriebsnummer 14 201 sollte sich danach nichts mehr ändern. Die nahe
Verwandtschaft zu den
Krokodilen war immer noch zu erkennen, auch wenn es
diese wirklich nicht gab, denn es waren gänzlich andere
Baureihen.
Hier sei ein kleiner Hinweis zu den
Lokomotiven der Baureihen Ce 6/8
angebracht. 1920 wurden die Indexe von den
Staatsbahnen nur dazu benutzt
um die Hersteller zu unterscheiden. Diese Praxis musste mit der dritten
Serie von Lokomotiven der Baureihe Ce 6/8 bereits wieder überworfen
werden. Es war mit der Einführung bekannt, dass das System nicht über alle
Zweifel erhaben sein sollte. Es soll uns aber nicht behindern.
Am
Dienstplan änderte sich hingegen wenig bis gar nichts. Die
Lokomotive
kämpfte sich in den flacheren Abschnitten durchs Leben. Der südlichste
Bahnhof, den die Maschine erreichte, war Spiez. Die von den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB bis Brig bespannten Züge übernahmen die
neuen
Be 4/6, denn diese konnten die
Be 5/7 der BLS besser entlasten.
Dabei bespannten diese auch gleich den eingeplanten
Güterzug.
Die Baureihe Ce 6/8 I kam daher bisher nie planmässig auf steileren
Abschnitten zum Einsatz. Das hatte auch zur Folge, dass die elektrische
Rekuperationsbremse nie benutzt wurde, denn diese war ja nur für Fahrten
in Gefällen vorgesehen. Die Lösung der MFO konnte auch bei
Bremsungen
benutzt werden und daher war sie deutlich besser. Die fehlende
Bremskraft
spielte in dem Fall wirklich keine so grosse Rolle mehr.
Endlich war auch die Zeit in Bern. Es war klar, wenn am Gotthard die
Fahrleitung eingeschaltet werden konnte, wurde die schwere
Güterzugslokomotive dort auch eingesetzt. Auch wenn die Reihe
Ce 6/8
II
die Hauptlast übernehmen sollte. Noch änderte sich an der Tatsache nichts,
dass man jede
Lokomotive benötigte, die man im Bestand hatte. Das galt
auch für die Exoten und Einzelgänger und davon gab es damals sehr viele. Im März 1921 begann die grösste Zügel-aktion in der noch jungen Geschichte der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Die bisher in Bern stationierten Lokomo-tiven für die Gotthardstrecke wurden im Schlepp von Dampflokomotiven nach Erstfeld und somit an den Gotthard verschoben.
In diesen Paketen
versteckten sich auch die
Prototypen und so die
Baureihe Ce 6/8 I. Erst
jetzt sollte sie am Berg zeigen, was sie konnte. Ihre neue Heimat fand die Lokomotive im Depot Erstfeld. Da alle Versuche mit der Maschine im Raum Bern abgeschlossen wurden, musste mit der Lokomotive kaum etwas geprüft werden. Jedoch gab es da noch die elektrische Bremse und die wurde auf den Talfahrten intensiv erprobt.
Die
Nordrampe war dazu ideal geeignet und da spielten Punkte mit, die man so
nicht erwarten würde, denn es gab einen wichtigen Faktor.
Das Personal im
Depot Erstfeld sprach deutsch und so konnte es sich sehr
gut mit den Leuten der BBC unterhalten, die auch nicht so weit anreisen
mussten. Gerade bei der
Rekuperationsbremse gab es viel zu besprechen,
denn die war so kompliziert, dass es immer wieder Störungen gab und die
musste dann das Personal im Depot wieder beheben. Da war es gut, wenn ein
Vertreter des Herstellers zur Hilfe eilen konnte.
Der Grossunterhalt der
Lokomotive wurde, wie bei allen anderen
Baureihen
der
Gotthardstrecke, der
Hauptwerkstätte Bellinzona übertragen. Diese
musste sich ebenfalls auf die neue Technik umstellen, denn wenn es keine
Dampflokomotiven mehr gibt, müssen diese auch nicht repariert werden. Nun
waren elektrische Modelle die Kunden der Hauptwerkstätte und sie waren
gute Kunden. Da bildete auch diese Lokomotive keine Ausnahme.
Die
Lokomotive der BBC wurde im
Depot Erstfeld zusammen mit den
Ce 6/8 II
in einen
Dienstplan gesteckt. Dieser sah die Bespannung der Züge am
Gotthard vor. Dabei galt für
Reisezüge eine
Normallast von 300 Tonnen. Die
dabei gefahrene Geschwindigkeit betrug 50 km/h. Sie haben richtig gelesen,
auch wenn man passende
Baureihen hatte, die
Güterzugslokomotiven
arbeiteten auch mit den Reisezügen.
Bei
Güterzügen wurde die
Anhängelast auf 430 Tonnen erhöht, wobei nun die
Geschwindigkeit auf 35 km/h sank. Damit waren die Angaben aus dem
Pflichtenheft übernommen worden. Es war auch die damals zugelassene
Zughakenlast und der Vorteil gegenüber der
Baureihe
C 5/6 bestand nur
darin, dass man doppelt so schnell fahren konnte. Die elektrische Traktion
konnte ihren Siegeszug antreten und das auch mit dem
Prototypen.
In diesem
Dienstplan hielt sich die
Lokomotive offenbar recht gut, denn
ihre Besuche in der
Hauptwerkstätte Bellinzona hielten sich in Grenzen.
Die Reihe
Ce 6/8 II waren in diesem Punkt anfänglich nicht viel
schlechter, da es aber mehrere Lokomotiven waren, fiel es nicht so sehr
auf. Den Ruhm heimsten aber die eleganten
Krokodile ein, denn diese wurden
weltberühmt. Der Lokomotive Ce 6/8 I blieben da keine Lorbeeren mehr
übrig.
Berechtigt ist hier sicherlich die Frage nach der
elektrischen
Bremse.
Diese wurde vermutlich nicht immer angewendet, weil die Kräfte sich
negativ auf die
Puffer auswirkten. Wenn sie genutzt wurde, dann wohl nur,
wenn die
Lokomotive die Talfahrt alleine antreten musste. Im dem Fall
musste man die Schritte ausführen und es wurde wohl genau auf die Schritte
geachtet. Es war nicht so leicht, die bei der Reihe
Ce 6/8 II. Im Jahre 1925 endete die Zeit im Depot Erstfeld bereits wieder. Die Lokomotive Ce 6/8 I wurde nun ins Tessin versetzt und endete im Depot Biasca. Dort wurde die Lokomotive erstmals in einem eigenen Dienstplan eingesetzt.
Die Hauptlast der Arbeit bestand aus
Vorspann-diensten nach
Airolo. Hier konnte die
Lokomotive ihren Vorteil ausnutzen, denn dank der
elektrischen
Bremse konnte sie alleine die Talfahrt durch die Leventina
antreten. Nur sorgte diese elektrische Bremse immer öfters dazu, dass die Lokomotive statt von Biasca aus nach Airolo, nach Bellinzona fuhr und dort die nahe Hauptwerkstätte aufsuchte. Dabei waren die Pro-bleme immer gleich.
Kurzschluss, Überschläge, und Explosionen des
Hauptschalters gehörten zu
den häufigsten Prob-lemen. Diese Störungen traten meistens im Zusam-menhang
mit der
elektrischen
Bremse auf. Der kom-plizierte Aufbau rächte sich nun.
Man kann annehmen, dass das italienisch sprechende Personal mit den
Angaben zur komplizierten Anlage überfordert war. Die Hinweise waren in
Deutsch erstellt worden und mussten daher übersetzt werden. Schnell können
sich bei solchen Massnahmen Fehler einschleichen, die dann bei der
Rekuperationsbremse zu den genannten Schäden führten. Zudem war sie
wirklich sehr anfällig auf Störungen und das konnte man nicht gebrauchen.
1930 endete dann der Einsatz in Biasca. Die
Lokomotive wurde wieder nach
Erstfeld versetzt. Die Reise dorthin ging jedoch über Bellinzona und die
dortige
Hauptwerkstätte. Sie ahnen es vermutlich, die
elektrische
Bremse hatte
wieder einmal gewütet. Die Leute in der Hauptwerkstätte hatten nun die
Faxen dieser
Bremse satt und bauten diese daher aus, so dass die
Lokomotive ab 1931 ohne die elektrische Bremse unterwegs war. Jedoch tummelten sich in Erstfeld bereits neue Ma-schinen, die am Gotthard eingesetzt werden sollten. Die Lokomotive Ce 6/8 I mit der Nummer 14 201 geriet da in die ersten Vertreter der Baureihe Ae 4/7.
Nur kurze Zeit
später kam mit der ersten
Ae
8/14 eine gigantische
Lokomotive nach
Erstfeld. Diese konnten auf der
Gotthardstrecke besser eingesetzt werden, denn
sie besassen eine funktionierende
elektrische
Bremse.
Die Einsätze der Reihe Ce 6/8 I beschränkten sich immer mehr auf
Ausfahrten nach Norden. Die
starken Gefälle des Gotthards waren endgültig
aus den
Dienstplänen der
Lokomotive verschwunden. Dort konnte sie wegen
der fehlenden
elektrischen
Bremse besser eingesetzt werden, denn
vorgeschrieben war diese wirklich nur auf der
Bergstrecke. Der
Prototyp
begann dort auch etwas besser zu funktionieren und das war nicht schlecht.
Nach knapp acht Jahren in Erstfeld, war die Karriere der
Lokomotive am
Gotthard bereits wieder zu Ende. Man konnte sie einfach nicht mehr
gebrauchen, denn es fehlte die
elektrische
Bremse. So versetzte man die
Maschine 1938 nach Basel wo nun auch die
Fahrleitung in Betrieb genommen
werden konnte. Es ging nun wirklich schnell mit den neuen Strecken und so
konnten die Exoten immer wieder neu verteilt werden.
Im Raum Basel konnte die kräftige
Lokomotive vom Gotthard viel ausrichten
und war für die schweren
Güterzüge willkommen. Die Zeit am Gotthard schien
nun vorbei zu sein. Wobei natürlich die regelmässigen Reisen in die
Hauptwerkstätte nicht eingerechnet werden dürfen, denn die blieb ja in
Bellinzona. Sie waren auch nicht so oft der Fall, denn mit dem Wegfall der
Rekuperationsbremse reduzierten sich die Störungen.
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