Spezielle Reisezugwagen

Neben den normalen Personenwagen gibt es auch spezielle Wagen, die den Reisenden zugänglich sein können. Nicht in jedem Zug gibt es solche Wagen und Sie können einige davon nicht einmal wegen ihrer speziellen Art nutzen, denn für Sie sind es normale Personenwagen. Hier werde ich zudem nicht mehr einen Weg durch die Geschichte machen, denn viele dieser speziellen Wagen wurden jeweils zu den entsprechenden Wagenserien beschafft und entsprechen in dieser Beziehung diesen Wagen.

Beginnen werde ich mit den Wagen, die Sie wie einen normalen Personenwagen nutzen können. So soll ein fliessender Übergang entstehen und Sie kommen so besser in der Welt der speziellen Wagen zu Recht. Das soll aber nicht heissen, dass Sie diese Wagen nicht kennen würden. Viele dieser Wagen sind für Sie sehr bekannt und Sie nutzen diese Wagen ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass es spezielle Wagen sind.

Der Steuerwagen: Damit man mit den Triebwagen und Lokomotiven Pendelzüge bilden konnte, benötigte man am anderen Ende des Zuges spezielle Wagen. In diesen Wagen mussten die Bedienelemente für den Lokführer eingebaut werden. So konnte er den Zug ab diesem Wagen steuern, was dem Wagen letztlich den Namen Steuerwagen gab. Wir wollen uns so einen Steuerwagen einmal etwas genauer ansehen.

Steuerwagen wurde ganz zu Beginn noch nicht so bezeichnet. Man verwendete den Begriff Zugführungswagen, der in einer etwas kürzeren Schreibweise oft auch nur als Führungswagen bezeichnet wurde. Abgeleitet wurde diese Bezeichnung von der Tatsache, dass der Zug ab diesem Fahrzeug geführt wurde. Es war eine Ableitung von der Bezeichnung Lokführer. Sowohl der Führungswagen, als auch der Zugführungswagen sind heute nicht mehr geläufig.

Bei Steuerwagen handelt es sich um Wagen, die einem normalen Personenwagen entsprechen und zusätzlichen einen Arbeitsplatz für den Lokführer haben.

Diese Wagen können eine am anderen Ende angekuppelte Lokomotive oder einen Triebwagen fernsteuern. Sie können sich so einen Wagen einfach als normalen Personenwagen mit einem Führerstand vorstellen. Wobei nicht bei allen Steuerwagen beim Führerstand ein Durchgang vorhanden ist.

Diese Wagen vereinfachten den Verkehr, da man keine Lokomotive mehr wechseln musste. So konnte man auf das Umfahren des Zuges in einem Wendebahnhof verzichten, denn der Zug konnte einfach die Richtung wechseln und die Fahrt wieder fortsetzen. Neben den kürzeren Wendezeiten, ist auch die notwendige Gleisbelegung kleiner, was Steuerwagen immer wieder ins Spiel brachte und so zu flexiblen Zügen führte.

Steuerwagen gibt es schon mehrere Jahre und sie entstanden fast immer mit dem dazu passenden Wagen- oder Triebwagentyp. Sie sind oft nicht frei unter den Triebfahrzeugen austauschbar und sind für einen speziellen Typ Triebfahrzeug beschafft worden. Der auf dem oben eingefügten Bild dargestellte Steuerwagen ist als einziger nicht zu der Wagenserie beschafft worden, zu der er passt. Er ist hier auch nur als Beispiel aufgeführt.

Achten Sie sich einmal auf der nächsten Reise auf das Fahrzeug an der Spitze des Zuges. Es kann ganz gut sein, dass es sich dabei um einen Steuerwagen handelt. Steuerwagen benötigen jedoch speziell angepasste Wagen um das Triebfahrzeug am Schluss fernsteuern zu können. Die Informationen über diese Systeme finden Sie bei den Vielfachsteuerungen der Triebfahrzeuge. Hier ging es nur darum, dass wir den Steuerwagen kennen lernten.

Der Speisewagen: Haben Sie schon einmal den Slogan „Speisen beim Reisen“ gehört oder gelesen? Nicht, dann haben Sie ihn nun gelesen. Speisen beim Reisen zu sich zu nehmen, war bei den Bahnen schon sehr früh bekannt. Daher führte man spezielle Wagen für diesen Zweck ein. Diese Wagen dienten den Fahrgästen als fahrendes Restaurant, so dass die Wagen so angeschrieben wurden. Genannt hatte man diese Wagen jedoch Speisewagen.

Speisewagen gehören schon seit jeher zu den Fernverkehrszügen dazu. Wurden anfänglich in den Wagen mehrgängige und frisch zubereitete Menüs serviert, begnügen sich heutige Kunden mit einem einfachen Essen, das im Speisewagen nur noch erwärmt wird.

Speisewagen schienen am Ende zu sein, doch zeichnete sich später wieder eine Erholung ab. Geniessen Sie also die Reise im Speisewagen bei einem Glas Wein. Schliesslich können Sie das, denn Sie haben einen privaten Fahrer.

Nahezu alle Speisewagen besitzen heute eine elektrische Küche. Anfänglich musste der Koch aber das Feuer anmachen, damit er eine heisse Kochplatte erhielt. In der Schweiz sind Speisewagen oft an dem Stromabnehmer auf den Dach zu erkennen. Dieser Stromabnehmer garantierte der Küche die Versorgung mit Energie, wenn diese im Zug ausgefallen war. Das kann der Fall sein, wenn eine Lokomotive gewechselt werden muss. Auf der Fahrt sind diese Stromabnehmer jedoch gesenkt.

Ebenfalls zu den Speisewagen zählen die Bistrowagen. In ihnen werden kleinere warme und kalte Snacks serviert. Bistrowagen müssen nicht über eine vollwertige Küche verfügen. Die Bistrowagen sind der modernen Verpflegung angepasst. Man kann Sandwichs haben, aber findet keine Speisekarte mit einem Menü. Sie sind eher für die schnelle Verpflegung als für das gediegene Essen gedacht.

Sowohl Speise- als auch Bistrowagen sind heute eher schlicht eingerichtet. Das entspricht dem modernen Zeitgeist und war nicht immer so. Ältere Speisewagen waren gediegen dekoriert worden und machten das Speisen in einem solchen Wagen zum Erlebnis. Die Mahlzeiten in den Speisewagen sind jedoch meistens schlicht, da sich ein Koch und eine aufwendige Küche einfach nicht mehr rechnen, denn Speisen im Speisewagen sind etwas teurer als üblich.

Schon fast nicht mehr zu den Speisewagen zählen kann man die Buffetwagen, da man in diesen kaum speisen konnte. Diese speziellen Wagen waren sehr nahe mit den zuvor vorgestellten Bistrowagen verwandt. Jedoch wurden in einem Buffet eher Getränke und keine Speisen ausgegeben. Zu den alkoholischen Getränken gereichte Snacks waren auch in einem Buffetwagen vorhanden, jedoch kann da nicht mehr von einer Speise gesprochen werden.

Der Liegewagen: Reisezüge verkehren auch in der Nacht. Besonders Züge, die längere Strecken zurücklegen, werden noch in der Nacht genutzt. So kann man bei einem Liegewagen am Abend einsteigen und ist am nächsten Morgen am Ziel. Liegewagen werden daher in Europa ausschliesslich im internationalen Verkehr eingesetzt, denn nur dort sind die Distanzen so gross, dass sich der Einsatz von Liegewagen lohnt.

Liegewagen sind daher Wagen, die nur im nächtlichen Verkehr eingesetzt werden können. Dabei ermöglichen Sie es den Reisenden sich hinzulegen und zu schlafen.

Liegewagen gibt es in unterschiedlichen Wagenklassen und erlauben so einen mehr oder weniger ruhigen Schlaf. Liegewagen sind immer mit einem Schaffner besetzt. Dieser Schaffner ist der Portier und er sorgt auch dafür, dass Sie zeitig geweckt werden. So können Sie in einem Liegewagen beruhigt schlafen.

Liegewagen sind ausschliesslich Wagen mit Abteilen, denn nur so können Sie in einer bescheidenen ruhigen privaten Umgebung schlafen. Stellen Sie sich vor, es wäre ein Grossraumwagen und Sie müssten schlafen, während zwei Reihen weiter weg ein Herr friedlich schnarchend in seiner Liege liegt. Zudem liegen die Leute unterschiedlichen Geschlechts in der Nacht gerne getrennt. Das kann man nur mit den Abteilen verwirklichen.

Mehr Komfort als Liegewagen bieten die richtigen Schlafwagen. Es sind Liegewagen, die über spezielle Betten verfügen und so einen noch besseren Schlaf erlauben. Schlafwagen sind bei der Benutzung teurer, besitzen aber auch Abteile und einen Schaffner. Zudem gibt es Schlafwagen, die über Duschen und andere Annehmlichkeiten verfügen. Durch die Betten und die zusätzlichen Abteile sinkt jedoch die Anzahl der Plätze, so dass Schlafwagen einen höheren Preis haben müssen um wirtschaftlich betrieben zu werden.

Sowohl Schlaf- als auch Liegewagen sind immer mehr am verschwinden. Das neue Reiseverhalten der Leute lässt diese Züge immer weniger werden. So sind immer mehr Züge mit Schlafwagen aus dem Fahrplan gestrichen worden.

Die schnellen Verbindungen von Heute lassen eine Reise am Morgen oder Abend zu, so dass man im Hotel oder zu Hause übernachten kann und dazu nicht den Zug benützen muss. Viele Leute schlafen in einem ruhigen Bett zudem besser, so dass sie Schlafwagen meiden.

Das soll aber nicht heissen, dass es immer so war. Gerade die Züge mit grossen Namen, wie der Orient Express waren Züge, die Schlafwagen führten, denn die gigantischen Distanzen machten eine Übernachtung im Zug unumgänglich. Das ist auch der Grund, warum sich um diese Züge viele Legenden drehen und man immer wieder meint, dass es im Orient Express in der Nacht zu Mord und Totschlag kommt. Dabei war das nur ein Roman.

Wenn wir einmal über Europa hinaus blicken, erkennen wir, dass die Situation dort oft ganz anders ist. Bedenken Sie, ein Zug benötigt sieben Tage um durch ganz Russland zu fahren. Daher benötigt man dort Schlafwagen. Auch an anderen Orten werden daher Schlafwagen immer noch eingesetzt. Jedoch verkehren immer weniger Züge fahrplanmässig, sondern werden nur noch saisonal eingesetzt. Geniessen Sie doch einmal eine Reise im Schlafwagen.

Gerade Schlafwagen zeigen deutlich auf, wie schwer es sein kann, spezielle Wagen einzusetzen. Die Wagen können im normalen Tagesverkehr nicht verwendet werden, zudem ist der Zugang nur mit speziellen Fahrscheinen möglich. Das sind Hinderungsgründe für solche Wagen. Daher werden Schlafwagen kaum mehr beschafft oder verwendet. Viele Schlafwagen sind daher für andere Einsätze umgebaut worden.

Der Panoramawagen: Gerade Strecken im Gebirge üben einen Reiz auf die Reisenden aus. Man blickt gespannt in die Berge und bewundert deren Schönheit. Das ist mit dem Auto so und auch bei der Eisenbahn. Während Sie beim Auto anhalten können, müssen Sie beim Reisezugwagen mit der Aussicht vorlieb nehmen, die Ihnen das Fenster bietet. Die Bahnen wollten hier eine Verbesserung schaffen und führten daher Panoramawagen ein.

Die Panoramawagen sind seltene Wagen. Sie verkehren oft nur auf besonders geeigneten Strecken und sind zudem mit einer Ausnahme zuschlagpflichtig.

Besonders die schmalspurigen Bahnen in der Schweiz setzen immer wieder auf Panoramawagen, denn sie erlauben einen guten Blick in die Bergwelt. Die schweizerischen Bundesbahnen SBB besitzen ebenfalls eine Reihe Panoramawagen und setzt diese ohne Zuschlag am Gotthard ein.

Diese Wagen haben grosse weit in das Dach gezogene Fenster. So kann der Reisende aus dem Wagen die vorbeiziehende Landschaft besser erleben. Besonders im alpinen Raum machen die Panoramawagen die Reise zum Erlebnis. Man kann das ganze Panorama geniessen, was letztlich den Wagen ihren Namen gab, denn Panoramawagen bieten ein unglaubliches Panorama auf die vorbeiziehende Landschaft an.

Panoramawagen haben einen erhöhten Fussboden. So sitzen die Leute in einem solchen Wagen noch etwas höher, was einen guten Blick auch nach unten erlaubt. Die Panoramawagen sind daher ganz klar touristisch genutzte Wagen. Normale Reisende benutzen den Panoramawagen weniger, da sie nicht die Natur geniessen wollen, sondern eine Zeitung lesen. Daher werden kaum grössere Serien Panoramawagen eingesetzt werden.

Wie ich schon gesagt habe, sind die meisten Panoramawagen nur mit einem speziellen Zuschlag benutzbar. Eine Ausnahme bilden da die Panoramawagen der schweizerischen Bundesbahnen SBB. Diese sind mit einem gewöhnlichen Fahrschein der ersten Wagenklasse benutzbar. Lösen Sie einen entsprechenden Fahrschein und geniessen Sie die Fahrt im Panoramawagen über den Gotthard. Vielleicht erleben Sie ein unvergessliches Erlebnis.

Der Salonwagen: Es gibt Anlässe, bei denen die Eisenbahnen nicht mit den normalen Wagen arbeiten können. Reisen zum Beispiel Gäste des Staates mit der Eisenbahn, möchten die sich vermutlich nicht in einem Grossraumwagen mit vielen Touristen und privaten Reisenden aufhalten. Daher musste man für diesen Zweck spezielle Wagen anschaffen. Besonders wichtig war das, als die erste Wagenklasse aufgehoben wurde.

Für die gehobenen Reisen oder für Gesellschaften stehen bei den Bahnen deshalb Salonwagen bereit. Diese Wagen besitzen keine gewöhnliche Bestuhlung mehr.

Dadurch können sie den Wünschen der Kunden angepasst werden. Wünscht eine Firma, dass sie ihre jährliche Konzernsitzung im Zug abhalten will, dann kann die Bestuhlung im Wagen zu einem Konferenzsaal umgestellt werden. Man kann auch Leinwände und die dazu gehörenden Geräte aufstellen.

Ganz besondere Salonwagen besitzen zudem drehbare Stühle. Diese können nach Bedarf eingestellt werden, oder erlauben es den Reisenden sich durch die Steuerung drehen zu lassen. So kann man immer mit Blick in eine Himmelrichtung sitzen, während der Wagen der Strecke folgt. So fahren Sie einmal vorwärts, dann wieder rückwärts und dazwischen quer zur Fahrrichtung des Zuges. Ein Erlebnis, das besonders bei Strecken mit vielen Kurven interessante Erlebnisse bietet.

Salonwagen werden nur selten eingesetzt, denn sie können nicht für den normalen Verkehr verwendet werden. Es sind auch nur sehr wenige dieser Wagen vorhanden. Die ersten Salonwagen stammten zum Teil noch aus den alten Wagen erster Wagenklasse. Die schweizerischen Bundesbahnen SBB setzen ein paar neuere Salonwagen ein, die auch eine kleine Küche haben. Diese Wagen sind aber meistens nur bei Staatsbesuchen oder für spezielle Anlässe unterwegs.

Mit den Salonwagen sind wir am Ende der speziellen Wagen, aber auch am Ende der Personenwagen, angelangt. Wir haben alle Wagen behandelt, die den Reisenden eine mehr oder weniger bequeme Reisemöglichkeit anbieten. Es gibt aber noch Reisezugwagen, die andere Aufgaben übernehmen und die sogar in den meisten Zügen eingereiht sind. Diese Wagen befördern aber keine Reisende, sondern deren Gepäck oder Post.

 

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