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Beginnen wir bei den Bergefahrzeugen, sind wir eigentlich auch schon bei den Interventionsfahrzeugen angelangt, die am längsten vorhanden sind. Die Bahnen merkten schon sehr früh, dass es sinnvoll ist, wenn man Teile bereithält, die man dann für die Bergung von Fahrzeugen verwenden kann. So gesehen, waren der Hilfswagen und der Kranwagen schon seit Beginn vorhanden, auch wenn er nur bei Bedarf benötigt wurde.

Bevor wir uns ein paar dieser Bergefahrzeuge ansehen, wollen wir ein paar Worte zur Bergung von Lokomotiven oder Wagen verlieren. So werden Sie umfassend informiert und wissen auch gleich, warum denn solche Wagen sinnvoll sind und es überraschend ist, dass sie nicht schon viele Jahre eher geschaffen wurden. Doch eines blieb, denn die Hilfslokomotive eines Depots gehörte irgendwie nie zu den Interventionsfahrzeugen.

Doch erinnern Sie sich an die entgleiste Lokomotive aus dem Beispiel vorher? Ein Vorfall, der durchaus passieren kann und der nicht unbedingt schlimme Folgen aufweisen muss. Es muss auch keine Lokomotive sein, ein Wagen, der im Kieswerk über einen Stein hüpfte hat die gleichen Folgen. Das Fahrzeug ist nicht mehr ordnungsgemäss auf den Schienen und benötigt Hilfe um den Weg dorthin wieder zu finden.

Die Züge auf den Schienen werden nur durch die Spurkränze in den Schienen gehalten. Das System funktioniert sehr gut, hat aber den Nachteil, dass diese doch recht schmalen Spurkränze bei einem Schlag ans Rad schnell über den Schienenkopf gleiten und das Rad so neben den Schienen landet. Mit dieser Tatsache müssen wir leben und oft passieren solche Vorfälle in Anschlussgleisen oder Anlagen, wo Schüttgüter verladen werden.

So lange der Zug langsam fährt, hat diese Entgleisung keine grösseren Folgen. Das Fahrzeug kam nach wenigen Metern zum Stehen und die verdutzen Leute starren die unglücklichen Fahrzeuge einfach erst einmal verwundert an. Denn damit hat man ja nicht gerechnet, plötzlich schüttelte es den ganzen Wagen und die Achse stand neben dem Gleis. Wie es passiert ist, wissen vermutlich die wenigsten, der anwesenden Leute.

Der Vorfall ist passiert, wie es rechtlich untersucht und bearbeitet wird, wollen wir nicht wissen. Denn das hat mit den Fahrzeugen wenig zu tun. Unser Wagen ist aus den Schienen gesprungen und das soll uns reichen, wer schuld dran war, oder wer nicht aufpasste, ist nicht unsere Sache. Es ist passiert und fertig.

Man muss nun wieder dafür sorgen, dass diese Achse wieder dorthin kommt, wo sie war. Passiert ist ja nicht viel, denn das Fahrzeug hat durch diesen Vorfall kaum Schaden genommen und auch die Achse kann wieder verwendet werden. Ausser dem Ärger gibt es also nur Behinderungen, bis der Wagen wieder im Gleis ist und man das Gleis wieder nutzen kann. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, wie man den Wagen wieder ins Gleis bringt.

Die einfachste und durchaus auch durchgeführte Aktion arbeitet mit Holzbalken. Diese werden so aufgeschichtet, dass das Rad durch bewegen des Fahrzeuges wieder in die Schienen gehoben wird. Das Malheur ist beseitigt, die Mannschaft vor Ort vereinbar stillschweigen und tut so, als wenn nie etwas gewesen wäre. Die Presse erfährt es nicht und so lautet die Titelseite von einem Krieg am anderen Ende der Welt.

Danach entfernt man noch das Holz wieder, damit auch wirklich niemand merkt, was passiert ist. So Wirft man es weit weg und niemand sieht, dass vor wenigen Minuten ein Wagen entgleist war. Die Fahrt kann weiter gehen und das Gleis ist befahrbar. So wurden am Anfang die Fahrzeuge wieder in die Schienen gehoben. Eine Lösung, die durchaus erfolgreich ist und in vielen Ländern noch immer praktiziert wird. Es soll sogar Situationen geben, wo in diesem Fall das Lokomotivpersonal zuerst einen Baum fällen muss, um Balken zu haben.

Für das Rad und die Schiene ist das natürlich nicht unbedingt gut. Die auftretenden Kräfte führen dazu, dass die Lauffläche und der Spurkranz beschädigt werden. Auf dem Schienenkopf entstehen Rillen, die diesen schwächen können. Leichte Vibrationen im Fahrzeug können auftreten und was besonders dumm ist, an der Stelle können Fahrzeuge nun leichter entgleisen. Die Aktion war also nicht unbedingt erfolgreich verlaufen.

Daher begann man eine etwas andere Lösung für das gleiche Problem anzuwenden. Diese war schonender und beschädigte weder Gleis noch Rad. Jedoch war der Zeitaufwand für die Bergung etwas grösser. Wer Pech hatte, wurde dabei von einem Pressemenschen gesehen. Die Titelseite wurde natürlich gleich gestoppt und lautete nun „Schweres Zugsunglück in Hinterwil“. Der Krieg auf der anderen Seite der Welt kann warten, denn bei der Eisenbahn ist ein Missgeschick passiert, auch wenn es kein Zug und schon gar nicht ein schweres Unglück war.

Das Fahrzeug wurde nun mit Winden oder Pressen angehoben. Dadurch schwebte die entgleiste Achse in der Luft. Jetzt konnte man das Fahrzeug quer verschieben und das Rad so wieder in die richtige Position verbringen. Nun konnte man das Fahrzeug wieder absenken und das Rad war wieder dort, wo es hin gehört. Der Vorfall ist erledigt und irgendjemand kriegt dann die Rechnung. Nur, diese Pressen und Winden, müssen an den Unfallort transportiert werden, dazu benutzt man einen Wagen.

Ach, raten Sie doch einmal, wie die Lokomotive auf diesem Bild an ihren Ort kam:

 

 

Genau, sie wurde mit Pressen und Winden ab dem Gleis gehoben und dann quer auf das neue Gleis gestellt.

Nun, es kann aber auch passieren, dass das Rad durch die Entgleisung beschädigt wurde. Man kann mit dem Rad die Fahrt so nicht mehr fortsetzen. Auch wenn es wieder dort ist, wo es hin muss, es geht einfach nicht, weil ein Teil des Spurkranzes abgebrochen ist. Das Rad ist dann nicht mehr geführt und entgleist sofort wieder. Man kann das Fahrzeug nicht einfach am Unfallort stehen lassen, denn das Kieswerk will ja Kies verkaufen. Der Wagen muss in eine Werkstatt um dort repariert zu werden.

Auf der Strasse wird mit einem Kran, das Auto auf eine Ladefläche gehoben und kann so abtransportiert werden. Bei einem LKW ist das dann schon nicht mehr so einfach. Bei der Eisenbahn ist das jedoch nicht mehr möglich. Hier muss man andere Lösungen suchen. Die einfachste Lösung ist, wenn man die beschädigte Achse mit einem provisorischen Gerüst abstützt. Diese Behelfsräder, nennt man fachlich Diplory.

Ein Diplory, also ein Hilfsgestell für eine defekte Achse, kann überall unter das Fahrzeug geschoben werden. Dort montiert man es zusammen und stellt die defekte Achse in den Hilfsrahmen. Die Achse steht jetzt nicht mehr auf dem Gleis, sondern auf dem Diplory. Man hat die Achse somit nun aufgebockt und sie dreht nicht mehr. Das Fahrzeug kann nun mit reduzierter Geschwindigkeit in eine Werkstatt überführt werden.

Gehen wir weiter, kann es sein, dass vielleicht am Fahrzeug Teile entfernt werden müssen. So kann es zum Beispiel sein, dass man ein Trittbrett, das verbogen wurde, entfernen muss. Nur ein verbogenes Trittbrett kann man nicht einfach losschrauben. So muss man die Eisenträger durchschneiden. Dazu werden aber Maschinen und andere Geräte benötigt, denn so einfach von Hand wegdrücken geht hier nicht mehr.

Sie sehen, bei einem simplen Vorfall, wie einer Entgleisung in einem Anschlussgleis kann schon sehr viel Material benötigt werden. Dieses Material ist aber nicht immer überall verfügbar, so dass man es an den Unglücksort transportieren muss. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel ein LKW, der die Bauteile geladen hat. Er fährt über die gefährlichen Strassen und wird vom rasenden Reporter, der auf der Suche nach der Eisenbahnkatastrophe ist, von der Strasse gedrängt. Daher wählte man den Weg über die Schienen.

Anfänglich fuhr man mit einem normalen Flachwagen ins Depot, warf die Geräte darauf und fuhr hinter der Hilfslokomotive los. Mit der Zeit liess man die Teile einfach auf dem Wagen liegen und ersparte sich die Verladeaktion vor dem Einsatz. Später erkannte man, dass man am besten speziell eingerichtete Wagen dazu schaffen sollte. Diese Wagen wurden dann in Anlehnung an die Hilfslokomotive als Hilfswagen bezeichnet.

Damit hatte man Fahrzeuge, die schnell an den Ort des Unglücks geschickt werden konnten. Die Wagen wurden, wie Sie später erfahren werden, immer besser und optimal eingerichtet. Nur sie konnten nicht bei allen Vorfällen mit dem vorhandenen Material arbeiten. Hier soll nun ein tragisches Beispiel erwähnt werden, das klar zeigt, dass nicht alle Aufgaben vom Hilfswagen alleine übernommen werden können.

Meine Wahl fiel dabei auf das tragische Zugsunglück vom 23. April 1923 in Bellinzona. Dieses Unglück und die Folgen wollen wir hier nicht näher betrachten, denn wir analysieren ja nicht Unfälle. Das Unglück hatte aber schwer beschädigte Lokomotiven und ausgebrannte Wagen zur Folge. Diese blockierten nun die wichtige Strecke über den Gotthard und mussten, wollte man weiter auf diesem Abschnitt fahren, weggeräumt werden.

Das ist eine Aufgabe, die der Hilfswagen übernehmen muss. Nur, wie Sie selber auf dem Bild feststellen können, die Angelegenheit ist nicht sehr einfach. Die Trümmer können nicht einfach wieder auf das Gleis gehoben werden. Nun, genau das muss aber erfolgen, denn nur so kann man sie abführen. Mit Winden und Pressen erreicht man viel, nur hier reichten diese nicht mehr aus, denn es wäre gut, wenn man die Teile abheben könnte.

Dazu beschaffte man bei den Bahnen schon früh grosse Kranwagen. Diese konnten die schweren Trümmer abheben. Ja, die meisten dieser Kranwagen konnten mit gehobener Last sogar verschoben werden. Damit war es möglich, die Trümmer an einen Ort zu verschieben, wo sie nicht mehr störten und wo man gut an sie herantreten konnte. Die Idee dabei ist simpel, die Fahrzeuge müssen weg vom Unfallort und sicher deponiert werden.

So kann man diese noch genauer betrachten und eventuell die Ursache des Unglückes herausfinden. Die Strecke, kann aber für den Verkehr wieder frei gegeben werden. Die Züge rollen also an den zur Seite geräumten Trümmern vorbei, ohne dass man sich einen Gedanken daran gemacht hätte. Die so auf die Seite geräumten Trümmer konnten in aller Ruhe zerlegt oder repariert werden. Dazu benötigte man den Hilfswagen und die Kranwagen jedoch nicht mehr.

Wir haben nun kennen gelernt, dass man bei der Bergung von Eisenbahnfahrzeugen, zwei grundlegende Typen einsetzen muss. Das ist der Hilfswagen, der die Geräte zur Bergung enthält und Kranwagen, die schwere Teile abheben können. Diese Fahrzeuge sind jedoch nur zum Teil als Interventionsfahrzeuge vorgesehen, denn Kranwagen sind teuer und werden daher nur bei Bedarf herangeführt. Trotzdem dürfen sie hier nicht fehlen.

Mit dem Unfall in Bellinzona haben wir aber auch gesehen, dass diese Fahrzeuge ausreichen um ein Fahrzeug zu bergen. Die erwartete Vielfalt fehlt also, denn man kann Schienenfahrzeuge nicht einfach auf einen LKW laden und wegfahren. Selbst bei LKW, kann man nicht mehr mit dieser Lösung arbeiten. Die Eisenbahn ist noch etwas grösser und da muss man anderen Lösungen finden. Die fand man mit Hilfs- und Kranwagen.

 

 

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