Einleitung |
|||
|
Navigation durch das Thema | ||
Als es in der Mitte des 19ten Jahrhunderts um die Planung der
grossen Alpenbahn in der Schweiz ging, war Bern stets darum bemüht, der
Variante mit der Grimselbahn den Vorrang zu geben. Dieses Projekt sah eine
Bahnlinie
vom Aaretal über den Grimsel- und den Nufenenpass ins Tessin vor. Ein
Projekt, das durchaus mehr Probleme ergeben hätte, als der später gebaute
Gotthardtunnel.
Jedoch entstand im Land mit der
Spanischbrötlibahn
eine Euphorie. Von der bekannten Gemütlichkeit der Berner war dabei nichts zu bemerken. Im Gegenteil, man deponierte seinen Anspruch auf eine Alpenbahn schon sehr früh. Dabei stand man eigentlich nur mit der von Zürich bevorzugten Lukmanierbahn im Wettkampf.
Objektiv gesehen, kämpfte Bern um die Nachteile der Grimselbahn zu
kaschieren. Der Lukmanier schien ein-facher zu bauen, als alle anderen
Projekte, die genannt wurden. Niemand sah damals den Sinn bei einer Bahn durch den Gotthard. Die Lager waren gespalten und mit dem Vor-stoss aus der Zentralschweiz, gab es bereits drei Lager im Land.
Die Alpenbahn schien an den vielen
Optionen
zu scheitern, denn wirklich eine starke Lobby hatte keines der drei
Projekte. Wobei der Lukmanier mit Alfred Escher verhältnismässig gut
dastand. Zudem war es ein Entwurf von Stephenson und daher von einem
anerkannten Experten.
Schliesslich hätte man mit dem Grimsel in Bern die Strecke in den
Süden direkt vor der Haustüre gehabt. Die
Reisezüge
wären in der Landeshauptstadt Bern losgefahren und über das Aaretal den
Weg in den Süden und damit in den Kanton Tessin genommen. Dazu mussten
aber die Pässe Grimsel und Nufenen überquert werden. Dabei sollten
Tunnel
gebaut werden. Ein Projekt, das jedoch hohe Kosten verursachten könnte.
Direkte
Verbindungen
von der Landeshauptstadt in die entlegenen Gebiete des Landes waren immer
wieder beliebt. Jede Gegend der Schweiz wäre sternförmig von der zentralen
Hauptstadt angeschlossen worden. Eine ähnliche Lösung wählte Frankreich
mit Paris. Bei der Variante mit der
Lukmanierbahn
müsste man einen tagelangen Umweg über die Ostschweiz unter die
Räder
nehmen. Gute Argumente, die man im Kanton Bern in die Waagschale werfen
konnte.
Natürlich
ging es dabei keineswegs darum, dass man das politische Machtzentrum des
Landes gegenüber dem finanziellen Zentrum aufwerten wollte. Damit hätte
das mächtige Zürich endlich einen
Dämpfer
erhalten. Aus Sicht der Berner, war das natürlich ein schöner Nebeneffekt,
jedoch betonte man, dass es bei der
Bahnlinie
um ganz andere Sachen ging und es sich nicht um ein politisches
Schachspiel handeln würde.
Die Strecke über den Grimsel war nur so lange im Rennen, wie sich
Zürich und damit Alfred Escher auf den Lukmanier konzentrierten. Jedoch
war die Grimselbahn sehr schnell vom Tisch, als auf Initiative von Luzern
mit Unterstützung aus dem Ausland die
Gotthardbahn ins Leben gerufen wurde. Plötzlich gab es den in der
Schweiz immer wieder gesuchten Kompromiss, denn einen besseren Weg ins
Tessin gab es wirklich nicht.
Natürlich sah man das in Bern etwas anders, aber die Felle waren
für die Grimselbahn davon geschwommen. Der Kanton wurde dabei auch vom
Staat hintergangen, denn dieser sah den Vorteil auch beim Gotthard. Für
den Kanton Bern, war das natürlich klar ein Fehler, denn die Interessen
des Kantons gewichteten Höher, als jene des Landes. Davon war man im
Lager
der Grimselbahn überzeugt und davon wollte man nicht abweichen.
Es gab nun drei Lösungen und das Land setzte letztlich auf die
Strecke über den Gotthard. Damit waren sowohl Lukmanier, als auch Grimsel
ein Fall für die Schubladen. Im Kanton Bern und westlich davon war man
jedoch nicht sonderlich begeistert. Die lange gehegten Wünsche einer
Alpenbahn ab Bern waren vom Tisch und die Grimselbahn verschwand in der
untersten Schublade. Dort sollten die Pläne schliesslich verstauben und
selbst zu Staub zerfallen.
Mit der Wahl diese Bahn am Gotthard zu bauen, hatte die Hauptstadt
keinen direkten Zugang in den Süden erhalten. Die Enttäuschung im Kanton
Bern war daher gross. Die Regierung des Landes, deren Sitz gerade in Bern
war, hatte sich gegen den Kanton entschieden. Das Land war dem Kanton
schlicht in den Rücken gefallen. Jedoch war aus Sicht der Landesregierung
die Lösung am Gotthard für den Anschluss des Tessin ideal. Um den Frieden im Land aufrecht zu erhalten, wurde Bern mit einer neuen Strecke direkt an die Gotthardbahn angeschlossen. Dabei führte der Weg von Bern aus über das Emmental nach Langnau und von dort durch das Entlebuch nach dem Bahnhof Gütsch bei Luzern, wo die Gotthardbahn begann.
Diese Strecke stand seit dem 11. August 1875 zur Verfügung und
ermöglichte den Weg nach Luzern ohne über Olten einen Umweg in Kauf zu
nehmen. Analog dazu war für Zürich die Strecke zwischen Zug und Arth-Goldau vorgesehen, auch wenn diese später wegen den finanziellen Problemen zurück-gestellt werden musste.
Böse Zungen behaupteten, dass Bern dabei die Hände im Spiel hatte.
Jedoch muss gesagt werden, dass die
Gotthardbahn ohne diesen Aderlass nicht gerettet hätte werden
können. Ein Punkt, der natürlich im Kanton Bern positiv aufgenommen wurde,
aber das Problem nicht löste.
Zwar war dieser Anschluss nicht optimal, denn es ging viel Zeit
verloren, bis man endlich auf der
Gotthardbahn war. Mit direkten Kurswagen versuchte man das Angebot
für die Berner zu aktivieren. Genutzt wurde es jedoch nur dürftig, denn
eigentlich hätte man gerne einen eigenen Weg in den Süden gehabt. Das ging
schlecht, weil es keine
Bahnlinie
gab. So musste man notgedrungen nach Luzern tuckern um dort den Weg in den
Süden zu nehmen.
Alternativen waren der beschwerliche Weg über die Pässe Grimsel
und Nufenen. Ins Wallis kam man mit einem lästigen Umweg über Lausanne.
Auch der Grimsel führte ins Wallis, jedoch am anderen Ende des
langgezogenen Rhonetals. Damit machte sich im Wallis eine Idee breit.
Diese hätte eine
Bahnlinie
zwischen dem Pass und Lausanne begrüsst. Nur, das Wallis war in sich
gespalten und so gab es keine Lobby, die dafür kämpfte.
Man kann die damalige Situation durchaus als verzweifelt ansehen.
Gerade die Hauptstadt von Bern, die sich neben der Finanzmetropole Zürich
behaupten musste, konnte mit dem politischen Zentrum punkten. So sah man
den politischen Nutzen eher, als Zürich, wo es nur um Geld und die
Wirtschaft ging. Auf dem politischen Weg der Schweiz hatte die grosse
Stadt Bern letztlich gegen die gut agierende Region Luzern verloren.
Noch schlimmer wurde die Situation im Kanton Bern, als sich die
Westschweiz um einen eigenen Weg in den Süden bemühte und dabei das Wallis
an Bord holte. Im fernen Westen hatten die Kantone vom Erfolg der
Gotthardbahn gehört, konnten diese jedoch schlicht nicht nutzen.
Ein eigener Weg in den Süden lockte und hätte womöglich den gleichen
Effekt erzielen können, wie er am Gotthard erreicht wurde. Wobei der
französisch sprechende Teil mit Süden eher Italien gemeint hatte. Aufbauend auf dem vorhandenen Streckennetz gab es für die westliche Schweiz zwei Möglichkeiten. Die erste Variante hätte den südlichen Alpenkamm beim grossen St. Bernard überquert.
Dabei hätte man die Linie nach Brig im Bereich von Martigny
verlassen und sich durch das Tal in Richtung St. Bernard Pass bewegt. Die
Steigungen auf den Zufahrten wollte man dem Gotthard anpassen und so
vergleichbare Werte für die Züge erreichen. Ein Scheiteltunnel, wie am Gotthard hätte dabei das Wallis im Raum Orsières auf rund 1200 Meter über Meer verlassen und das Aostatal bei Etroubles oberhalb von Aosta und somit Italien erreicht.
Mit einer Linienführung, wie sie am Gotthard in der Biaschina
gewählt wurde, hätte die Strecke die Höhendifferenz ausgeglichen. Eine
Alpenbahn, die durchaus mit dem Gotthard hätte verglichen werden können.
Jedoch hatte diese Strecke ein grosses Problem.
Der
Scheiteltunnel
hätte eine Länge von rund 25 Kilometer erreicht. Diese Länge erachtete man
damals bei vielen Fachleuten als unmöglich, denn die Länge des
Gotthardtunnels
wäre nahezu verdoppelt worden. Nur sagte man das damals beim Gotthard
ebenfalls und ein Verrückter aus Genève hatte den Beweis erbracht, dass es
doch möglich ist. Louis Favre hatte mit seiner Idee erst die
Begehrlichkeiten im Westen geweckt.
Ein weiteres Problem war die Höhendifferenz. Das Südportal auf
über 1200 Meter über Meer hätte mit der Stadt Aosta verbunden werden
müssen. Auf wenigen Kilometer hätte daher eine Höhendifferenz von 700
Meter überwunden werden müssen. Entweder hätte das viele
Kehrtunnel
zur Folge gehabt oder es musste ein grosser Umweg gewählt werden.
Sicherlich könnten wir heute eine imposante Strecke bewundern.
Diese Eckwerte und die Tatsache, dass es weiter westlich einfacher
war, führten dazu, dass diese Variante verworfen wurde. Nicht erfreut war
man darüber natürlich in Orsières. Daher bemühte man sich um eine Bahn,
die später hätte erweitert werden können. Die am 01. September 1910
eröffnete
Bahnlinie
zeugt noch heute von diesen Bemühungen. Steigungen bis 35‰ waren jedoch
für eine internationale Strecke zu steil geraten.
Hätte man sich im Westen auf den St. Bernard und das gigantische
Projekt einigen können, würde sich dieser Artikel schlicht erledigen, denn
dann hätte der Kanton Bern schlicht keinen Weg in den Süden gefunden. Der
Norden und Osten, wählte den Gotthard, die Westschweiz den Weg über den
St. Bernard. So oder so hätte sich Bern einen Umweg nicht ersparen können.
Daher opponierte man sehr stark gegen dieses Projekt und wünschte einen
Durchstich weiter westlich.
Ein gutes Argument der Gegner war, dass der
Tunnel
am St. Bernard durchaus die gleichen Probleme ergeben hätte, wie das am
Gotthard der Fall war. Dort hatten die ersten Betriebsjahre gezeigt, dass
die Belastung mit Rauch im Tunnel zu hoch war. Genau diese Probleme hätten
sich bei einem noch längeren Tunnel ergeben. Zudem fürchtete man sich vor
den gigantischen Baukosten, die eine Strecke über den St. Bernard ergeben
hätte. Weiter östlich bot sich dabei eigentlich nur noch die Simplonbahn an. Diese war eigentlich schon im Bau und führte durch das Rhonetal bereits in diese Richtung. Man hatte dabei bereits am 01. Juli 1879 Brig und damit den vorläufigen Endbahnhof erreicht. Von dort hätte sich die Strecke in Richtung Simplon wenden können.
Das Ziel dieser Linie war Domodossola, wo es zum Anschluss der
Simplonlinie an das italienische Netz gekommen wäre. Es gab unzählige Varianten einer Simplonbahn. So gab es Lösungen, die mit Rampen etwas Höhe gewonnen hätten und den Simplon mit einem Scheiteltunnel auf etwa gleicher Höhe wie der Gotthard durchstossen hätten.
Dabei waren Tunnel
von bis zu zehn Kilometer vorgesehen. Problem war jedoch die Südseite mit
dem langen und steilen Gefälle. Daher waren diese Ideen immer etwas im
Rückstand zu den anderen Lösungen.
Ein neuer Simplontunnel ohne nördliche Zufahrten hätte das Wallis
mit Iselle verbunden. Von dort sollte die Strecke mit Gefällen von bis zu
25‰ das italienische Domodossola erreichen. Lange unklar war dabei, wo
sich das nördliche
Portal
befinden sollte. Letztlich konnte man sich auf den
Tunnel
zwischen Brig und Iselle einigen. Dieser sollte jedoch mit rund 20
Kilometer Länge den
Gotthardtunnel
übertreffen.
Für den Bau des Simplontunnels wurde die Gesellschaft
Jura-Simplon
JS mit den Bahnen der Westschweiz und neuem Kapital gegründet. Dadurch
konnte man das Aktienkapital auf den notwendigen Umfang erweitern.
Fehlendes Kapital konnten die beteiligten Bahnen und deren Eigner
einschiessen. Dazu gehörte damals durchaus auch der Kanton Bern, denn neu
sollten in der Stadt Bern auch Züge der
JS
regelmässig einfahren.
Damit man im
Tunnel
nicht die gleichen Probleme, wie am Gotthard bekommen sollte, plante man
einen Tunnel mit zwei unabhängigen Röhren. Da nur in einer Richtung
gefahren werden sollte, erwarteten die Fachleute bessere Verhältnisse beim
Rauch. Die Züge hätten durchaus selber die Belüftung ermöglicht. Dabei
ging man davon aus, dass der Zug beim Verlassen des Tunnels den Rauch
mitziehen würde und so frische Luft eindringen konnte.
Die Strecke war damit bis zum Schluss projektiert und es konnte
mit dem Bau begonnen werden. Die Wahl des Simplons hatte jedoch grosse
Auswirkungen in Bern, denn nun ergab sich eine Lösung mit einer neuen
Alpenbahn das Wallis und so den Simplontunnel zu erreichen. Daher keimten
die Begehrlichkeiten im Kanton Bern wieder auf und mit Hilfe des Staates
hätte man endlich den direkten Zugang in den Süden bekommen.
|
|||
Navigation durch das Thema |
Nächste | ||
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2018 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |