Historischer Triebwagen

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Der ausrangierte Triebwagen wurde vom Personal liebevoll aufgearbeitet und dabei sowohl technisch, als auch optisch wieder in einen hervorragenden Zustand versetzt. Dabei verzichtete man hingegen auf die Sanierung der Isolation. Der Spitz-Asbest der ersten Stunde hatte seinen guten Ruf längst verloren und galt mittlerweile als gefährlich und gesundheitsschädigend. Besonders der bei der Verarbeitung entstehende Staub galt als krebserregend.

Zwar entsprach der Triebwagen optisch und technisch nicht mehr dem Aussehen zur Zeit der Ablieferung, aber die findigen Köpfe in Spiez fanden eine Lösung um dieses Problem zu lösen. Sie vermieden die Rückversetzung zum Ce 4/4 und gaben dem Triebwagen der BN den Anstrich mit den grünen und hellgrünen Farben, wie sie von der GBS eingeführt wurden. Man stellte also den Anstrich von 1956 wieder her.

So waren nur noch Details, die wegen der Betriebssicherheit nicht zurück versetzt werden durften, die verhinderten, dass der Triebwagen absolut korrekt hergerichtet wurde. Dazu gehörten zum Beispiel die Sonden für die Lesung der Balisen von ETM und natürlich die dritte rote Lampe an der Front. Nur, beide durfte man nicht entfernen, da diese sonst einen Einsatz verhinderten. Denn auch die Strecken der BLS waren längst mit einer aktuellen Zugsicherung versehen worden.

Mit der Aufnahme des Triebwagens Nummer 761 in den historischen Bestand kam erstmals ein Fahrzeug der BN zu diesen Ehren. Da aber die historischen Fahrzeuge grundsätzlich in Spiez abgestellt waren, kam der Triebwagen nicht in seine ursprüngliche Region. Da aber die ehemalige BN nun in der BLS Lötschbergbahn AG aufgegangen ist, war das nicht so schlimm, entscheiden war, dass der Triebwagen mit BN beschriftet wurde und so auch hier korrekt war.

Das historische Fahrzeug wurde der Zugförderung in Spiez zugeteilt und im dortigen Depot stationiert. Mit einem kurzen Zug mit alten Wagen konnte der Triebwagen an den Jubiläumsfeierlichkeiten der BN teilnehmen. Damit war der bunte Triebwagen sicherlich einer der Stars auf der Strecke zwischen Bern und Neuchâtel. Dank Sonderfahrten konnten die Leute die Zeit vor rund 50 Jahren wieder erleben, also jene Tage, wo Triebwagen noch als Lokomotive verwendet wurden.

Nach den Festakten kam der Triebwagen wieder nach Spiez und konnte nun für Museumszüge ab Spiez gebucht werden. Dabei war es möglich, nur den Triebwagen zu mieten, oder diesen mit Wagen zu einem stattlichen Zug zu formieren. Die Zukunft für den ehemaligen Ce 4/4 Nummer 761 schien somit als Be 4/4 Nummer 761 gesichert zu sein. Als historisch erhaltenes Fahrzeug war ein Abbruch nicht an vorderster Stelle zu gewichten. Der Be 4/4 hatte es geschafft.

Mit der Öffnung des Schienenverkehrs, erweiterte die BLS das Rayon ihrer Lokführer auf nahezu die ganze Schweiz. So wollte man sich national im Güterverkehr den neuen Bedingungen stellen. Lokomotiven der BLS sah man nun überall. Ja selbst der historische Be 4/4 wurde für diese Zwecke benötigt, denn die Lokführer mussten Strecken und Bahnhöfe kennen lernen und das geht nun mal am besten, wenn man dazu die Anlagen befährt. Nur war das nicht so einfach, wie es sich anhört.

Die schweizerischen Bundesbahnen SBB hatten dazu immer ein Fahrzeug vor Ort. Mit dem konnten die oft ausgedehnten Anlagen mit dem jungen Lokomotivpersonal befahren werden. Früher galt das auch für die Lokführer der BLS, die neben ihren Kollegen der SBB arbeiteten. Selbst die Ausbildung der Lokführer aus Spiez übernahm dann oft die SBB. Nur arbeitete man damals noch zusammen um optimale Angebote durch die Schweiz zu ermöglichen.

Die Zeiten hatten sich aber geändert und die BLS musste für solche Fahrten eigenes Rollmaterial benutzen, denn die schweizerischen Bundesbahnen SBB sah sich nicht bereit, für die anderen Bahnen Rollmaterial zur Verfügung zu stellen. Besonders dann nicht, wenn diese Fahrten dazu dienten, den SBB die Züge wegzunehmen. So war eine kostengünstige Lösung für die BLS nicht mehr vorhanden, die BLS musste eine andere Lösung finden.

Gefunden hatte man in Spiez dazu den historischen Be 4/4. Das Fahrzeug stand nicht in einem Dienstplan, war keine reguläre Reserve und es war fast dafür gebaut worden. Die Lokführer konnten bequem im Abteil anreisen und sich dann auf den Fahrten die Streckenkenntnisse im offenen Führerstand erlangen. Der Platz reichte zudem auch für den Ausbildner, der dann die Anlagen näher vorstellte und so den Lokführern das Wissen, dass sie benötigten, vermittelte.

Bei solchen Fahrten kam der historische Triebwagen auch auf Strecken zum Einsatz, die er bis dahin noch nicht gesehen hatte. Darunter befanden sich die ausgedehnten Anlagen in Basel mit den Rheinhäfen und dem badischen Bahnhof. Aber auch Fahrten über den Gotthard gab es mit dem Fahrzeug. Wobei sich natürlich unter die Schulungsfahrten auch immer wieder Museumszüge gemischt hatten.

Der Wellensittich begann eine ausgesprochen zuversichtliche Zukunft bei Ausflugsfahrten und bei historischen Anlässen. Dabei interessierte niemand, ob es nun ein Be 4/4 oder ein Be 545 war. Der Triebwagen hatte ansprechende Farben und war nun wirklich überall als Wellensittich bekannt geworden. Wer kümmert sich da noch um eine korrekte Typenbezeichnung, denn so schmeichelhafte Übernahmen hatte wohl bisher noch kein Triebfahrzeug erhalten.

Im Jahre 2011 stand der Triebwagen betriebsbereit in Spiez und wartete auf den nächsten Auftrag. Eine Gruppe mit bis zu 56 Personen findet alleine im Triebwagen statt. Wer will da noch mit einem Bus durch das Berner Oberland reisen?

 

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