Betriebseinsatz 1. Teil |
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Die beiden kurz
nacheinander abgelieferten
Lokomotiven kamen nach den Versuchen ab dem
Depot
Erstfeld in erster Linie im
Güterverkehr
auf der Steilrampe zum Einsatz und mussten zeigen, was sie konnten. Was
aber nicht heissen soll, dass es in den
Dienstplänen
keine Einsätze vor schweren
Reisezügen gab. Dabei begann der planmässige Verkehr
mit der Nummer 11 801 am 27. April 1932. Ihre Schwester kam nur kurze Zeit
später ebenfalls in den planmässigen Einsatz. Ein Blick in die ersten Dienst-pläne der beiden Lokomotiven sah eine Normallast von 770 Tonnen für Güterzüge und 700 Tonnen bei Reisezügen vor. Die Reduktion bei den Reise-zügen erlaubte eine etwas schnellere Beschleunigung der-selben. Dabei verkehrten die Lokomotiven in erster Linie auf der Gotthardstrecke.
Wobei mit den
Reisezügen auch die
Bahnhöfe
Luzern und Zürich erreicht wurden. Basel erreich-ten die
Lokomotiven jedoch nicht. Dabei waren die Schnellzüge immer wieder eine Herausfor-derung, denn es dauerte für das Lokomotivpersonal nahezu un-erträglich lange, bis die Loko-motive die Stufen durchge-schaltet hatten. Eine spezielle Situation ergab sich bei den beiden Giganten in Erstfeld.
So kam es dort beim
einge-teilten
Nachtschnellzug
zu ein-em Lokwechsel der beiden Gi-ganten. Dieser Lokwechsel führte die
Lokomotiven zum kleinen Unterhalt.
Hinzu kam, dass die
Reisezüge oft wieder von den Fotografen der
Hersteller heimgesucht wurden. So wurden an besonders schönen Stellen die
Züge für den Fotografen kurz eingehalten. Sie müssen bedenken, dass es
damals kaum möglich war, fahrende Züge optimal auf das Bild zu bannen.
Hingegen waren die Züge meisten auf Talfahrt und konnten so schnell
beschleunigen. Eine Situation, die heute kaum mehr vorstellbar wäre.
Das
Lokomotivpersonal
nannte die
Lokomotiven schlicht nur die „Grossen“ und das sagte eigentlich
alles. Die riesigen Lokomotiven stellten vor dem Zug schon etwas dar und
manchmal, wenn man sich mit dem
Stufenschalter angefreundet hatte, konnte
man mit den beiden Lokomotiven durchaus enorme
Leistungen vollbringen.
Besonders im
Güterverkehr wurden die schwersten Züge mit nur einer
Lokomotive die
Rampe hoch gezogen.
Jedoch hatte das
Lokomotivpersonal schnell seinen Liebling gefunden. Dabei fiel die Wahl auf die
Lokomotive mit der Nummer 11 801. Die mit dem
Buchliantrieb
ausgerüstete Lokomotive war schlicht leiser als die Schwester. Bei der
Funktion glänzten beide Maschinen nicht besonders, denn die Steuerung des
Stufenschalters war für diese immer wieder unverständlich, so dass der
Hauptschalter auslöste und man wieder bei null beginnen musste.
Die stärkere
Lokomotive mit der Nummer 11 851, die mit denselben
Normallasten wie die
Schwester bedacht wurde, hatte die erste Schlacht bereits wenige Jahre
nach Ablieferung verloren. Die Vorteile des
SLM-Universalantriebes und die
damit etwas höhere
Leistung der Lokomotive konnten schlicht nicht
ausgenutzt werden. Trotzdem wurden die zu schwach geplanten
Zahnräder
stark in Mitleidenschaft gezogen. In der Folge wurden sie zunehmend
lauter.
Als die gnädigen Herren in Bern beschlossen,
dass auch die
Lokomotive Nummer 11 801 der
Hauptwerkstätte Bellinzona
zugeteilt werden sollte, rieben sich die tapferen Mannen in Bellinzona die
Augen. Was waren das für komische
Antriebe? Bellinzona hatte somit mit der
Ae 8/14 die erste und einzige Lokomotive mit
Buchliantrieben
erhalten. Daher hielt sich die Freude über den Neuzugang in Grenzen.
Die mit dem
BBC-Einzelachsantrieb nicht vertraute
Hauptwerkstätte Bellinzona hatte
dabei mit der Maschine ihre liebe Mühe. Auch sonst konnte die doppelte
Ae 4/7
in den Werkstätten nicht so sehr überzeugen. Die Probleme waren
vielseitig und konnten von den Leuten in Bellinzona nicht immer behoben
werden. Vermutlich hätte da Zürich auf Grund der Erfahrung besser
reagieren können, aber das war ja nicht die Entscheidung der
Hauptwerkstätten.
Gleich zu Beginn hatte sich
herumgeschwiegen, dass die beiden Ungeheuer in Serie gebaut werden
sollten. Unterschiedlicher konnte der Wunschkatalog nicht sein. So hätte
sich das
Lokomotivpersonal über die
Lokomotive mit der Nummer 11 801 gefreut und
die
Hauptwerkstätte hätte wohl eher die andere Maschine bevorzugt. Das
Direktorium in Bern hatte dabei eine dritte Meinung und die wurde
letztlich umgesetzt. Es gibt keine Serie!
Die Wirtschaftskrise sorgte
dafür, dass der
Güterverkehr am Gotthard markant zurückging. So reichten
die vorhandenen Maschinen durchaus und es mussten keine teuren
Monstermaschinen beschafft werden. Wir müssen bedenken, dass die Kosten
für eine
Lokomotive bei über einer Million lagen. In einer Zeit, wo es
überall Konkurse und Arbeitslose gab, war dieser Betrag auch für eine
staatlich unterstützte Bahn nicht zu bezahlen.
Warum sollten die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB neue riesige
Lokomotiven beschaffen, wenn
die Züge jeden Tag immer leichter wurden. Die Leute hatten andere Sorgen,
als die schnelle Fahrt über den Gotthard. Soweit war die Welt in Ordnung
und die beiden Giganten sollten schon wenige Jahre zu den grossen Exoten
auf dem Schienennetz werden. Nur machte man bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB die Rechnung ohne die Industrie.
Wer Zeit hatte und konnte,
fuhr im Jahre 1939 an die Landesausstellung in Zürich. Das galt natürlich
auch für das Personal der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Dabei fanden
nicht wenige die Fahrzeuge der Eisenbahn spannend. Da waren der rote
Flitzer (RAe 4/8), das braune Schmuckstück der BLS (Ae 6/8)
und die riesige hellgrüne
Glaswand. Wer mit der Nummer 11 851 vertraut war, erkannte die Innereien
sofort und wusste, auf was für ein Ungeheuer er blickte.
Gross war die Ernüchterung,
als man die Nummer der
Lokomotive sah. 11 852 stand da in grossen Ziffern.
Nur die Schweizerischen Bundesbahnen SBB verwendeten in der Schweiz
fünfstellige Nummern für die Lokomotiven. Schnell war die Frage beim
Direktorium, was denn das sollte. Dort versicherte man unter Eid, dass man
davon schlicht nichts wisse und dass man sicher keine dritte riesige
Lokomotive geordert hätte. In Bern liebäugelte man mit einer
Vielfachsteuerung.
Wie es dazu kam, lassen wir
so stehen, die Beteuerung aus Bern konnten nicht gehalten werden und so
kam das Weltwunder schliesslich doch noch nach Erstfeld. Die Technik der
neuen
Lokomotiven hatte viele Besonderheiten erhalten, jedoch auch den
mittlerweile beim
Lokomotivpersonal verteufelte
SLM-Universalantrieb. Doch noch
führte diese dritte Lokomotive
Testfahrten auf der
Bergstrecke
durch und
stand dann auch längere Zeit.
Die dritte riesige
Lokomotive
suchte jedoch einen Standplatz im
Depot Erstfeld, das für solche Giganten
schlicht zu klein geworden war. Jedoch fuhren die Lokomotiven auf den
Strecken oder befanden sich in der
Hauptwerkstätte in Bellinzona. So ging
es, eine Serie hätte man jedoch nicht aufnehmen können. Es stellt sich die
Frage, wie das Depot aussehen würde, wenn es zu einer Serie dieser
Lokomotiven gekommen wäre. Die letzten Hoffnungen des Personals wurden damit begraben. Die dritte im Bunde, hatte zwar mit 11 100 PS eine gigantische Leistung erhalten und konnte diese überraschenderweise auch in die Tat umsetzen.
Trotzdem galten auch für sie
die
Normallasten der schwächsten im Bunde und das war die beliebte Nummer
11 801. So tuckerte auch die Nummer 11 852 mit läppischen 770 Tonnen am
Haken den Gotthard hoch. Dass da die Lokomotive Nummer 11 852 nicht vollständig ausgelastet war, ver-steht sich von selbst, denn die Maschine hatte fast die doppelte Leistung als die Vorgängerin aus Münchenstein. Es ist jedoch nicht überliefert worden, wie oft ein Lokführer meinte, dass auf die benötigte Vorspannlokomotive ver-zichtet werden könne. Die dritte Lokomotive im Bunde sollte jedoch den gleichen Lärm verursachen, wie die andere aus Oerlikon.
Schliesslich hatte man den
Übeltäter ge-funden. Dieser nannte sich
SLM-Uni-versalantrieb,
hatte gerade verzahnte
Getriebe
und die 11 852 ging damit nicht gerade zimperlich um.
Der zweite Weltkrieg und die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB sorgten dafür, dass die stärkste
Lokomotive der Welt mehr oder weniger unter Teillast verkehrte. Nichts war
mehr von der stärksten Lokomotive der Welt zu hören. Anbauschlacht,
Landesverteidigung und Durchhalten waren jetzt angesagt. Die Schweiz war
mitten im zweiten Weltkrieg. Der Krieg dämpfte daher die Hoffnung der drei
Grossen, indem er weniger Güter brachte.
Man schickte sich beim
Personal in die Situation hinein und bediente die 11 852 so, wie es sich
für einen echten Lokführer gehörte. Man stieg auf, schaltete die Stufen zu und
rauschte los. Im Rücken heulten die
Ventilatoren und mit zunehmender
Geschwindigkeit sangen die
Getriebe ihr Lied
der misshandelten
Zahnräder immer lauter. Letztlich ging
es mit viel Lärm über die Strecke. Wie mir berichtet wurde, dank
Gehörschäden beim Personal auch angenehm.
Wenn dem so war, verfolgten
die
Lokomotiven Nummer 11 851 und 11 852 die Kollegen auch in den
Ruhestand. Mich verwunderte daher nicht, dass mich der auf den Giganten
erfahrene Kollege beim Gespräch nicht immer verstand. Das obwohl ich schon
laut mit ihm sprechen musste. Waren das die Folgen des so beliebten
SLM-Universalantriebes? Man kann spekulieren, auf jeden Fall die
Lokomotiven waren extrem laut. Wir müssen dabei wissen, dass die Zahnräder nur einer bestimmten Belastung ausgesetzt werden können. Wird diese Grenze überschritten, verformen sich die Zähne und die Teilung gerät aus den Fugen. Dadurch wird Metall abgetragen. Die Folge davon könnte letztlich im Bruch des Zahnrades enden. Das Problem war, dass die 11 852 noch mehr konnte, als die 11 851. Während dem zweiten Weltkrieg kam die Nachfolgerin der drei Gros-sen. Mit den neuen Ae 4/6 kam die Vielfachsteuerung, aber der SSLM-Universalantrieb blieb.
So waren zwar die
gigantischen
Lokomotiven vom Tisch, beim Lärm erwartete das arg
beanspruchte Personal keine Verbesserung. Waren die Ohren der Lokführer
wirklich für immer und ewig verloren? Die beliebte Nummer 11 801 wäre doch
so schön ruhig gewesen.
Die grossen und gigantischen
Maschinen hatten letztendlich endgültig ausgedient. Die Zukunft sollte den
leichten
Lokomotiven mit
Vielfachsteuerung gehören. Pech für die
Ae 4/6
war, dass die Vielfachsteuerung nach einigen Jahren nicht mehr richtig funktionierte. So kamen die grossen
und schweren Giganten plötzlich wieder ins Gerede. Man könnte doch zwei
Ae 4/6
zusammen zu einer Lokomotive machen. Auf jeden Fall es gab Hoffnung
für die drei gigantischen Lokomotiven.
Im Jahre 1944 wurde, sehr zum
Bedauern des
Lokomotivpersonals in Erstfeld, die Nummer 11 801 als einzige der
drei Grossen vorübergehend nach Bellinzona versetzt. Die beiden lauten
Schwestern wollte scheinbar niemand und so freute man sich, wenn eine der
beiden lärmenden Maschinen in der
Hauptwerkstätte war, denn danach war
einen Moment lang etwas ruhiger auf der
Lokomotive. Nur, die
Ae 4/6
waren
ja nicht besser.
Es war zu dieser Zeit für
meine Kollegen nicht leicht. So beschwerten sich jene Lokführer mit dem
heulen in den Ohren bei der Obrigkeit und andere liebten die
Lokomotiven.
Alles in allem, war die komplizierte Steuerung der beiden älteren
Lokomotiven doch noch angenehm. Mit der Zeit schmerzte auch der schwer
arbeitende Daumen nicht mehr und dann ging es recht flott zur Sache. Auch
wenn die Lokomotive anderer Meinung war. Während der Versetzung nach Bell-inzona erhielt die Lokomotive sogar noch adligen Besuch. Konnte doch seine Majestät König Gustav Adolf von Schweden im Bei-sein eines Oberlokführers der Schweizerischen Bundesbahnen SBB, den Führerstand der Nummer 11 801 besuchen.
Der König war so angetan, dass er am liebsten
selber den Knüppel in die Hand genommen hätte. Der Lokführ-er hätte ihn
vermutlich gerne über-geben. Man kann sich nun die Frage stellen, ob die anderen beiden Lokomotiven nicht besser gewesen wären.
Die
Nummer 11 852 mit der gigant-ischen
Leistung hätte den Magistraten sicher
mehr beeindruckt, hätte aber genug Lärm veranstaltet, dass der König wohl
kaum verstanden hätte, was sein Begleiter ihm zu erklärten versuchte. So
war es der schwächsten
Lokomotive vorbehalt-en, königlichen Besuch zu
erhalten.
Inwieweit dieser Besuch zur Entwicklung der Dm3 der
SJ beigetragen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall sollte
die
Lokomotive Nummer 11 801 mit der ersten Dm3 den Titel der schwersten
Lokomotive in Europa verlieren. Doch noch war es nicht so weit. Die
Lokomotive erlebte wieder normale Tage ohne dass Magistraten ihre
Aufwartung machten. Der Zugang war daher wieder den Lokführern
vorbehalten.
Die Lokführer hatten auch bei der
Lokomotive Nummer
11 801 gemischte Gefühle. Die beiden
Stufenschalter und insbesondere ihre
Steuerung wollten nie so richtig. So klappte es mit der Schaltung nicht
und der
Hauptschalter löste aus. Danach war dieser blockiert und man
musste anhalten, in den
Maschinenraum gehen, der entsprechenden Hälfte
wieder auf die Beine helfen und dann konnte man erst wieder weiterfahren.
Die beiden heulenden Ungetüme
bekamen in Erstfeld noch Unterstützung mit den
Ae 4/6, die auch nicht
leisere
Lokomotiven waren. Das
Lokomotivpersonal von Erstfeld musste wohl an
eine Verschwörung geglaubt haben, denn die lautesten Lokomotiven waren
dort zu Hause. Die gerade verzahnten
Getriebe des
Antriebes heulten so
laut, dass man sie selbst zu Hause im Bett noch singen hörte. Auf jeden
Fall hatten die Lokomotiven ihren eigenen Sound erhalten.
Lokführer und
Führergehilfen
dieser beiden Maschinen wurden sehr schnell mit der Gebärdensprache
vertraut. Der Lärm lies jeden auf der
Lokomotive taub werden. Wenn gleich
diese Taubheit nur vorübergehend war, aber eine normale Konversation war
nicht mehr möglich. Direkt betroffene Lokführer hätten diese Maschinen
wohl gerne in Bodio der Monteforno überstellt und so das Thema endgültig
beendet. 1948 war das Gastspiel der 11 801 wieder zu Ende und die Lokomotive gesellte sich wieder zu den Verwandten in Erstfeld. Die Lokführer konnten bei einem Ae 8/14 Dienst hoffen, dass sie das Glück auf ihrer Seite hatten und die 11 801 bereit stand.
Die
Lokomotiven wurden von nun an hauptsächlich am Gotthard
eingesetzt, kamen aber ab und zu auch nach Basel. Dabei waren auch viele
Reisezüge nach Zürich oder Luzern und sogar ein Abstecher nach Konstanz
stand im Programm. Man muss erwähnen, dass die drei Lokomotiven jetzt regelrecht eine Blüte erlebten. Die Ae 4/6 mit dieser verfluchten Vielfachsteuerung funktionierten nicht so recht und so waren die drei Grossen ganz gern gesehene Lokomotiven.
Doch im fernen
Spiez sollte eine neue Generation
Lokomotive in Betrieb kommen. Diese
Ae
4/4 war komplett anders aufgebaut. Der Rahmen wurde zu Gunsten von
Drehgestellen aufgegeben.
1951 wurden die drei Ae 8/14
in erster Linie vor den so genannten
Lebensmittelzügen eingesetzt. Diese
Züge waren oft sogar schwerer, als die für eine Maschine am Berg zulässige
Anhängelast. So kam es auch zu Situationen, dass sich die Nummer 11 801
oder 11 851 vor die
Lokomotive mit der Nummer 11 852 setzte. Zusammen
sollte es mit dem rund 1000 Tonnen schweren Zug den Berg hoch gehen.
Gesagt getan und die Fahrt ging los. Eine Gemütlich, die andere sportlich.
Die Züge durften je nach
Bremsverhältnis
bis 100 km/h laufen. Sehr zur Freude der
Getriebe, denn
jetzt konnten sie in voller Kraft das Lied des Schmerzes singen. Vor
diesen Zügen konnten die Ae 8/14 ihre Leistungsfähigkeit richtig zur
Geltung bringen. Die nicht gerade sportlichen Maschinen wurden dabei arg
gefordert. Oder besser, die Lokführer der gemütlichen Maschinen konnten
ihr Können unter Beweis stellen. Auf jeden Fall ging bei den beiden
älteren Maschinen so eine Fahrt doch recht in den rechten Daumen. Bei diesen Lebensmittelzügen waren viele Kühlwagen eingereiht. Hinzu kamen aber auch jene Kühlwagen die noch nicht tiefgekühlt transportiert wurden.
Darunter gehörten
sicherlich die niederländischen Hühnerwagen. Diese war so beliebt, dass
man einen Zug, der damit beehrt wurde am liebsten ohne Halt durch die
Schweiz beförderte. Der Daumen der fahrenden Lokführer konnte sich so nie
so richtig entspannen.
Sie müssen sich diese Fahrt
in etwa so vorstellen. Vorne röhrte und heulte die Nummer 11 851 und
hinten gackerten die aufgeregten Hühner und die
Federn flogen überall
herum. Dazu kam, dass der Zug zum Himmel stank. Wer wollte so was schon im
eigenen
Bahnhof. Ach ja, der Tierschutz blieb dabei, wie der
Arbeiterschutz auf der Strecke, wo nur die Federn herumlagen und an den
Zug erinnerten.
Abgesehen von den glanzvollen
Taten vor den Hühnern kam auch eine neue
Lokomotive an den Gotthard. Diese
hatte so komische glänzende Streifen erhalten und sollte eine neue
Generation einläuten. Die beiden ersten
Ae 6/6
überzeugten dabei jedoch
nicht. Der grosse Vorteil war, dass sie ruhig waren. Besonders dann, wenn
man von der 11 852 auf die
Ae 6/6
wechselte. Noch waren die drei grossen
aber unangefochten an der Spitze.
Die bisher gemachten
Anpassungen an den
Lokomotiven betrafen das Personal nur wenig. Auch die
Einsätze waren davon nur teilweise betroffen. Im Unterhalt machten sich
die
Getriebe der 11 851 und 11 852 immer wieder negativ bemerkbar. Daran
sollte sich bis zum Schluss eigentlich nichts ändern. Besonders bei der
älteren spuckte ab und zu die Steuerung zum
Stufenschalter. Das mit der
Wechselschaltung wollte einfach nicht zu klappen.
Eher unscheinbar war da die
11 801, die von den
Ae 4/7
her bekannte Technik war auch beim Personal gut
bekannt und so fielen die häufigen Probleme nicht so sehr auf. Hier
blieben zwar die
Antriebe ruhig, aber bei der Steuerung der
Stufenschalter
knallte es immer wieder. Die elektrische Steuerung zweier Stufenschalter
in Wechselschaltung wollte einfach nicht so richtig funktionieren. Stimmte
die Schaltung nicht, knallte der
Hauptschalter. Alle drei Maschinen waren oft gesehene Gäste in der Hauptwerkstätte Bellinzona. So waren die Stufenschalter ein Problem und die Antriebe der beiden Lokomotiven aus Oerlikon.
Ergänzt mit der Tatsache, dass die Schweizerischen Bundesbahnen
SBB mit den
Ae 6/6
neue und gute
Loko-motiven bestellt hatten. Zeigten, die
drei gigantischen Lokomotiven sollten ihre grösste Zeit hinter sich haben
und nun langsam zum zweiten Glied in der Kette werden. Der 24. März 1955 sollte zur Bewährungsprobe für die erste Grosse werden. Als die Lokomotive 11 852 in Chiasso die Heimfahrt in Angriff nahm, ahnte niemand, dass die Fahrt nicht gut verlaufen würde.
Die Maschine heulte singend los und fuhr ungehindert
über die Strecke gegen Göschenen. Die
Einfahrt in den
Bahnhof war auch
kein Problem und der Lokführer freute sich auf die Talfahrt und das nahe
Ende der Fahrt in Erstfeld. Eine nicht korrekt verschlossene Weiche beerdigte jedoch sämtliche Träume. Unter der Last der Lokomotive gab die Weiche nach und so stimmte der Fahrweg nicht mehr.
In
der Folge entgleiste die nicht gerade langsam verkehr-ende
Lokomotive.
Durch die Kräfte riss die
Kurzkupplung und die Lokomotive wurde getrennt.
Im sich legenden Staub sah man dann das Malheur, denn die Trümmer waren
überall verteilt.
Die
Lokomotive, die in zwei
Teile geteilt hatte, lag in bedrohlicher Schräglage da. Die Vordere Hälfte
hatte sich dabei um rund 90° zur Seite gedreht und lag schief im
Gleisfeld. Die hintere Hälfte hatte sich an einen
Postwagen gelegt und
drohte ebenfalls umzukippen. Aus der arg lädierten Lokomotive kraxelte ein
sichtlich geschockter Lokführer und wurde vom herbeigeeilten Personal in
Empfang genommen.
Die Aufräumarbeiten nahmen
mehrere Tage in Anspruch. Viele hofften vermutlich inständig, dass es nun
ein Ende mit dem lauten Teil haben wird. In der Folge wurden die Überreste
der
Lokomotive nach Bellinzona überstellt. Dort wurden die Trümmer genau
untersucht. Da die Ae 8/14 jedoch nur leicht beschädigt war, wurde sie
durch die
Hauptwerkstätte wieder instand gestellt. Die Enttäuschung war
wohl gigantisch, denn leiser wurde die Maschine dadurch nicht.
Das war der einzige grosse
Unfall, in dem eine der drei grossen
Lokomotiven beteiligt war. Diese
können daher in drei Gruppen aufgeteilt werden, denn jede Maschine hatte
bisher eine eigene Geschichte geschrieben und die konnte man mit wenigen
Worten benennen. Nun, als die ersten
Ae 6/6
der Serie in Betrieb kamen,
wird es Zeit diese
Gruppen schnell zu bilden. Sie werden danach selber
feststellen können, dass es so war.
11 801
Die Glückliche
11 851
Die Glücklose
11 852
Die Unglückliche
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