Das Fernsteuerzentrum

Wenn wir uns die Geschichte der Bahnhöfe ansehen, lief alles immer nach dem Motto ab, dass man mit möglichst wenig Personal möglichst viel leisten kann. Viel Erfolg hatte man dabei mit den Stellwerken, die immer grössere Bereiche abdecken konnten. Aus mehreren Stellwerken wurde so nur noch ein einziges Stellwerk. Doch damit war noch nicht genug rationalisiert worden, denn noch benötigte man auf jedem Bahnhof Personal.

So kam die Idee auf, dass man die Stellwerke ja nicht immer besetzen muss. Die Züge können normalerweise einfach durch den Bahnhof fahren. Jedoch wollte man noch weiter gehen, denn die Bahnhöfe sollten immer ohne Personal betrieben werden können. Dazu musste man aber eine Stelle schaffen, die ein Stellwerk aus der Ferne bedienen kann. Damit hätte man grosse Bereiche ohne Personal abdecken können.

So entstanden die Fernsteuerzentren. Ein Fern-steuerzentrum ist daher eigentlich nichts anderes, als ein Stellwerk.

Diese Stellwerke schalten aber keine Weichen mehr, sondern schalten Stellwerke. Genau genommen die Stellwerke der bedienten Bahnhöfe.

Dadurch wurde auf diesen Bahnhöfen kein Personal mehr benötigt. Der Betrieb konnte noch rationeller durchgeführt werden und die Kosten für das Personal sanken.

Solche Fernsteuerzentren sind gut geschützte Bereiche, zu denen man keinen freien Zutritt hat. Schäden hier könnten grosse Auswirkungen haben, denn fällt ein Fernsteuerzentrum aus, kann eine ganze Strecke nicht mehr befahren werden.

Die Bahnhöfe hätten zur Not wieder mit Personal besetzt werden können, aber das waren grosse Aufwendungen, so dass es billiger war, die Fernsteuerzentren vor unbefugtem Zugriff zu schützen.

Das Fernsteuerzentrum richtete man entweder in einem Bahnhof oder an einem anderen Ort ein. Das Fernsteuerzentrum war nicht mehr an einen Ort gebunden.

Daher konnte man diese in Räumen unterbringen, die weit von den Anlagen der Bahn entfernt waren. Niemand hätte an diesen Stellen ein Fernsteuerzentrum vermutet. Die Bediener der einzelnen Stellwerke sassen daher irgendwo und hatten keinen direkten Zugriff auf das Stellwerk.

Wie gross ein solches Fernsteuerzentrum sein kann, ist eigentlich nicht bekannt, denn es entstehen immer grössere Fernsteuerzentren und so ist geplant, dass die Schweiz ab ein paar wenigen Fernsteuerzentren gesteuert werden soll. Eine handvoll Mitarbeiter für ein ganzes Land. Das ist durchaus keine Zukunftsmusik, sondern die Verwirklichung ist bereits in der Umsetzung und die Stellwerke werden immer mehr ferngesteuert. Daher sollten wir diese Fernsteuerung etwas genauer ansehen.

Der entscheidende Faktor ist die Fernsteuerung der Stellwerke. Diese funktioniert nicht bei allen Stellwerken, so dass man diese an diese Bedienart anpassen musste. Mit der Fernsteuerung werden die Arbeiten des Stellwerks nicht mehr mit einer Person, sondern mit einem elektrischen Signal ausgeführt. Das Signal wird mit einem Kabel dem Stellwerk übermittelt und das führt die Aufgabe aus. Das Fernsteuerzentrum hat daher kein direktes Stellwerk.

Sie können diese Fernsteuerung mit dem Modellflugzeug Ihres Sohnes vergleichen. Gut, vielleicht haben Sie ja selber eines. Dieses Flugzeug ist ein ganz normales Flugzeug, das verkleinert wurde, wobei nichts dagegen spricht, dass es nicht auch ein normales Flugzeug sein kann. Mit einem speziellen Gerät können Sie die Befehle mit Funk dem Flugzeug übermitteln. Bei Stellwerken muss man nicht in die Luft, so dass man Kabel verwenden kann und die Befehle übernimmt ein Computer.

Das Fernsteuerzentrum bedient mit Hilfe eines Computers das Stellwerk im Bahnhof der ferngesteuert wird. Dort ist ein ganz normales Stellwerk vorhanden und es kann auch von dort aus bedient werden. Sie können natürlich einwerfen, dass man ja auch die Signale an die Weichen schicken könnte und daher gar kein Stellwerk benötigt würde. Nur, das ergäbe Unmengen von Kabel, die mit dem Stellwerk einfacher werden.

Der Vorteil einer solchen Fernsteuerung ist im Störungsfall zu suchen. Fällt das Fernsteuerzentrum wegen einem technischen Defekt oder wegen einem Stromausfall aus, kann im ganzen Bereich kein Zug mehr aktiv gesteuert werden. Dank den Stellwerken vor Ort, kann jetzt mit aufgebotenem Personal ein Notbetrieb hergestellt werden. Die Züge rollen wieder, während das Fernsteuerzentrum repariert wird.

Befindet das Stellwerk eines Bahnhofes im Fernsteuerbetrieb, wird also von einem Fernsteuerzentrum aus bedient, kann es vor Ort nicht aktiviert werden. Die Bedienelemente im Stelltisch sind deaktiviert und können keine Signale in den Relaisraum senden. Ganz moderne ferngesteuerte Stellwerke haben gar keinen normalen Stelltisch mehr, sie können im Notfall ab einem anderen Computer bedient werden.

Das heisst aber, dass das Stellwerk auf Fernsteuerung geschaltet werden muss. Erst jetzt ist der Fernsteuerbetrieb möglich und das Fernsteuerzentrum irgendwo kann die Bedienung der Weichen und Signale übernehmen. Umgekehrt wird das Stellwerk auch an Personal vor Ort übergeben. Das erfolgt meistens, wenn ausserordentliche Aktivitäten im Bahnhof eine Bedienung vor Ort verlangen. Diese Situationen sind aber äusserst selten.

Das Personal auf den Zügen merkt dabei nicht, dass das Stellwerk ferngesteuert wird. Die Vorschriften sagen dazu ganz klar, dass jeder Bahnhof als besetzt angenommen werden muss. Will das Personal den Bediener des Stellwerkes erreichen, benutzt es die dazu notwenigen Kommunikationsmittel und ruft den Bediener des Signals auf. Dieser antwortet mit dem Namen des Fernsteuerzentrums oder aber auch mit dem Namen des Bahnhofes. Es ist abhängig davon, ob der Bediener erkennt, wer ihn anruft.

Letztlich spielt es keine Rolle, denn die Person bedient das Stellwerk des betreffenden Bahnhofes und somit das Signal, das dem Fahrpersonal die Fahrt verweigert. So können nun Notsituationen abgeklärt werden. Der Zug verkehrt danach entweder wieder Normal oder aber, er muss nach speziellen Bedingungen fahren und vielleicht den Bahnhof kontrollieren, denn vom Fernsteuerzentrum blickt man nicht auf die Anlagen.

Wir haben nun viel über die Fernsteuerzentren erfahren und dabei eines festgestellt. Es werden nur noch wenige Leute beschäftigt. Wie aber kann nur eine Person gleichzeitig mehrere Züge steuern und zusätzlich noch der Rangierlokomotive im Bahnhof die Weiche umlegen? Sicher eine berechtigte Frage, denn viele Leute haben schon Mühe zwei Dinge gleichzeitig zu erledigen. Doch in einem Fernsteuerzentrum kommen gleichzeitig hunderte von Aufgaben auf den Mitarbeiter zu.

Hier hilft der Selbststellbetrieb. Das heisst, der Verkehrsweg eines Zuges ist im Computer des Fernsteuerzentrums hinterlegt. Dort ist gespeichert, welchen Weg der Zug auf seiner Fahrt nehmen muss. Fahrplanmässige Halte sind dabei berücksichtigt worden. Auch sonst stimmt alles mit den Angaben im Fahrplan überein. Der Rechner vom Fernsteuerzentrum weiss somit, was er mit dem betreffenden Zug zu tun hat. Was noch fehlt, ist die Identifikation des Zuges.

Diese erfolgt mit speziellen Programmen, die anhand der Belegtmeldungen einzelner Abschnitte den fahrenden Zug verfolgen und dem Fernsteuerzentrum so die Position der Züge mitteilt. So ist schnell erkennbar, wo sich der Zug befindet. Auf diese Positionsangabe hat der Selbststellbetrieb Zugang und so weiss der Computer wann er wo das Signal auf Fahrt stellen muss. Der Mitarbeiter kann sich auf die Rangierlokomotive konzentrieren.

 

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