Rauch und seine Probleme |
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Bevor wir uns mit den Details zu diesem
Thema befassen, muss erwähnt werden, dass der Gotthardtunnel der einzige
grosse und lange
Tunnel
der Schweiz war, der planmässig mit Dampflokomotiven befahren wurde. Die
neuen Erfindungen ermöglichten es bei den später gebauten Tunneln,
elektrische
Lokomotiven
einzusetzen. Freiwillig war die Aktion dabei gar nicht, denn man nutzte
dort lediglich die Erfahrungen beim Gotthardtunnel.
Die Probleme während dem Bau wurden bereits
am 10. April 1875 in einem Schreiben von Gerwig erwähnt. Dort sah man
bereits die Gefahren und sprach beim Gotthardtunnel von einem unmöglichen
Projekt, das da gebaut würde. Daher waren 1882 die Probleme mit dem Rauch bekannt, jedoch wusste man noch nicht, wie es sich mit den Gasen genau verhalten würde. Zudem behinderte der Rauch auch die Sicht, was bei den Portalen mit den Signalen zu Problemen führen könnte. Schon die Bauarbeiter während des Baus
beklagten Kopfschmerzen. Als diese mit Aufnahme des Be-triebes auch vom
fahrenden Personal nach der Fahrt im Gotthardtunnel beklagt wurden, waren
die Probleme grösser, als erwartet. Die Idee war, dass im Tunnel durch die unter-schiedlich hoch gelegenen Orte Göschenen und Airolo eine natürliche Strömung einsetzte. Man nannte diesen Effekt Kamineffekt. In
den
Rampen
der Zufahrten funktionierte dieser in den
Kehrtunnel
hervorragend, jedoch war im
Scheiteltunnel
die Differenz bei den Höhen zu gering, so dass keine kräftige Strömung
einsetzte. Ein während dem Bau erdachter Rauchabzug, hätte den Effekt
jedoch verstärkt. Die Fahrt im Gotthardtunnel sollte nach
einem bestimmten Prinzip durchgeführt werden. Abgefahren wurde mit
maximalem Druck im
Kessel.
Auch das Feuer war nun voll aktiv. Kurz vor der Einfahrt in den
Gotthardtunnel wurde das Feuer in der
Feuerbüchse
eingeschlossen. Man verhinderte einfach die Zufuhr von ausreichend
frischer Luft. Dadurch konnte sich die Glut nicht mehr entzünden und es
entstand kein Rauch mehr.
Sie müssen bedenken, dass die Produktion von Dampf nicht augenblicklich abgestellt werden konnte, da die Metalle heiss waren und auch die Glut eine grosse Wärme abstrahlte. Diesen Effekt machte man sich bei der Fahrt
durch den Gotthardtunnel zu nutze. Man nutzte schlicht die vorhandene
Hitze für die Fahrt. Während der Durchfahrt, wurde so lange
Zugkraft
ausgeführt, bis der Druck im
Kessel
abgesunken war. Das reichte bei schweren Zügen durchaus für den grössten
Teil des Gotthardtunnels. Anschliessend rollte der Zug aus und erreichte
so den anderen
Bahnhof.
Die leichten
Schnellzüge
konnten die Fahrt durch den
Tunnel
durchaus mit dem vorhandenen Dampf absolvieren. Hier zeigte sich der
Effekt mit der Restwärme sehr deutlich. Gut war der geringe Druck schliesslich für
die anschliessende Talfahrt, wo kein hoher Kesseldruck benötigt wurde. Auf
der Talfahrt wurde lediglich das heisse Kesselwasser benötigt. Daher war
auch das Feuer sehr gering. Es musste so vor der Talfahrt kein Druck
abgelassen werden und das Feuer, das nun wieder brennen konnte, erzeugte
keine zu grosse Wärme. Betrieblich gesehen, war der Gotthardtunnel daher
sogar ein Vorteil. Die Sache mit dieser Fahrweise
funktionierte recht gut. Die Probleme waren aber auch vorhanden. So liess
sich ein Feuer nicht komplett einschliessen. Etwas Rauch wurde daher
trotzdem produziert und in den
Tunnel
ausgestossen. Es kam aber auch zu Situationen, wo wieder geheizt werden
musste, weil der vorhandene Dampf nicht für die Fahrt reichte.
In Notsituationen wurde daher auch im
Gotthardtunnel geheizt und so Rauch produziert.
Harte Strafen drohten jenen, die dies ohne
begründete Not taten. Einen Tageslohn Busse wegen unnötigem Qualmen im
Gotthardtunnel bewegte die Leute «freiwillig», sich an diese Vorschriften
zu halten und so Rauch zu vermeiden. Diese Massnahmen führten jedoch nicht zu einem ausreichenden Erfolg. In der Folge musste der Tunnel mehrmals wegen zu viel Rauch gesperrt werden. Gerade bei gewissen Druckverhältnissen konnte es passieren, dass im Tunnel überhaupt keine Strömung vorhanden war. Dann musste man warten, bis sich die Situation änderte. Der dabei erreichte Rekord war, als der
Tunnel
sieben Tage wegen zu viel Rauch für den Verkehr gesperrt wurde. Bei den Lokomotiven baute man ab 1885 Rauchverbrenner ein und reduzierte damit den Rauchausstoss deutlich. Das System Langer sorgte mit einer zusätzlichen Verbrennung dafür, dass das gefürchtete Kohlenmonoxyd reduziert wurde. Auch Schwefelgase konnten dank
entsprechender
Kohlen
reduziert werden. Ein gut funktionierendes System, das jedoch bei
Bauarbeiten im
Tunnel
nicht mehr ausreichte. Die Klagen über Kopfschmerzen hielten daher an. Damit war der Rauch im
Tunnel
zwar nicht mehr gut sichtbar, aber die giftigen
Gase,
die noch vorhanden waren, vermischten sich mit dem ausgestossenen Dampf.
An der warmen feuchten Luft im Tunnel konnte sich der Dampf jedoch nicht
immer schnell genug auflösen. So blieb er wie eine Wolke im Tunnel stehen
und behinderte die Sicht für das Fahrpersonal immer wieder. Wobei die
warme Luft eigentlich die Auflösung begünstigen sollte, jedoch nicht die
hohe Luftfeuchtigkeit. Auf einer dicht befahrenen internationalen
Bahnlinie
konnte man diese Probleme nicht anstehen lassen. Die Luftzirkulation im
Tunnel
musste bei der
Gotthardbahn zuverlässig funktionieren. Da dies auf natürlichem
Weg nicht erreicht werden konnte, musste man eine künstliche Luftströmung
erzeugen. So hätte man den Rauch einfach aus dem Tunnel blasen können. Die
lästigen Sperrungen hätten dann verhindert werden können. Um die künstliche Belüftung zu ermöglichen,
wurde neben dem nördlichen
Portal
die Ventilationshalle erbaut. Bei der 1899 nach Saccardo gebauten Anlage
wurden zwei fünf Meter grosse
Ventilatoren
dazu genutzt, frische Luft in den
Tunnel
zu blasen. Diese bliesen durch einen kurzen Stollen Luft in den
Gotthardtunnel. So erzeugte man eine künstliche Strömung von 2.8 m/s und
der Rauch wurde im Süden, beziehungsweise Norden aus dem Tunnel geblasen.
Erst ab 1901 verwendete man für den
Antrieb
eine mit Wasser betriebene Turbine. Damit verschwan-den auch die
Lokomotive
und die Transmission. Das Gebäude mit der Anlage konnte damit
vervoll-ständigt werden. Bei entsprechender Drucklage, vermochten die Ventilatoren jedoch keine ausreichende Strömung mehr zu erzeugen. Das führt dazu, dass der Rauch ebenfalls nicht abgezogen wurde. Die Folgen waren klar. Wobei nun die
Häufigkeit reduziert werden konnte. So war der Betrieb zwar möglich, aber
gesichert war er noch lange nicht. Das Problem war somit immer noch latent
vorhanden und somit längst nicht vom Tisch. So richtig funktioniert hatte die Sache mit
der
Ventilation
jedoch auch nicht und der Rauchverbrenner verbesserte nur die Sicht.
Insbesondere bei Föhnlagen wirkte sie sogar kontraproduktiv und die Luft
im
Tunnel
blieb schlicht stehen. Damit natürlich auch der Rauch und Dampf. Somit
musste man mit der Lüftung immer wieder auf die aktuelle Wetterlage
reagieren, was nicht immer gelang, da sich diese schnell ändern konnte. Es überraschte daher nicht, dass bereits
1902 eine Firma namens MFO zusammen mit Siemens-Schuckert der
Gotthardbahn einen Plan für die Elektrifizierung der
Gotthardstrecke mit
Wechselstrom
unterbreitete. Da der Gotthardbahn damals der Mut für diese extrem neue
Technik fehlte, lehnte sie das Angebot ab. So wurde die gleiche Idee den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB unterbreitet und die Strecke zwischen
Seebach und Wettingen wurde damit ausgerüstet.
Bei diesen Problemen ist schnell klar, dass
sich die Schweizerischen Bundesbahnen SBB beim Bau des Simplontunnels für
einen Betrieb mit
Drehstrom
entschieden. Diese aufwendige
Fahrleitung
musste in Kauf genommen werden, wollte man im noch längeren Simplontunnel
nicht die gleichen Probleme, wie im Gotthardtunnel haben. Die elektrischen
Lokomotiven
begannen daher den Siegeszug in den langen
Tunneln
der Schweiz. So überrascht es wenig, dass man sich auch
am Gotthard intensiv mit dieser neuen Technik befasst. Zwar funktionierte
das System mit den Dampflokomotiven gut, aber wenn es durch den
Tunnel
ging, waren die Probleme gross. Es ist daher der Umsicht des Personals zu
verdanken, dass im Gotthardtunnel nicht eine ähnliche Katastrophe, wie
beim Rickentunnel zu beklagen war. Man hatte schlicht riesiges Glück im
Gotthard. Als letztlich der dritte grosse
Tunnel
der Schweiz ebenfalls elektrisch befahren wurde und dort das einphasige
Wechselstromsystem verwendet wurde, stand der Gotthard mit einer
veralteten Technik deutlich im Rückstand. Immer noch kämpfte man mit dem
Rauch und während Bauarbeiten musste der Tunnel auch mit der
Ventilation
immer wieder gesperrt werden. Ein Umstand, den man, wie wir jetzt wissen,
1902 hätte lösen können.
Die dort ebenfalls vorgesehene
Tunnelbelüftung wurde daher nur selten benutzt und auch nur dann, wenn
wegen Bauarbeiten Dampf-lokomotiven benötigt wurden. Es oblag schliesslich den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB das Problem zu lösen. Diese Lösung bestand darin, dass
auch am Gotthard der elektrische Betrieb mit den entsprechenden
Lokomotiven,
eingeführt wurde. Anfänglich reduzierte man die
Spannung
in der
Fahrleitung
auf die Hälfte. Dies war nötig, weil die alten Dampflokomotiven die
Isolatoren
verschmutzten und es so zu
Kurzschlüssen
gekommen wäre. Erst mit der vollständigen Umstellung war Ruhe. Um bei Arbeiten im
Tunnel
die Belastung für das eingesetzte Personal zu reduzieren, wurden spezielle
Wagen gebaut. Diese Wagen besassen
Ventilatoren,
die einen künstlichen Luftstrom erzeugten. Dadurch konnte die Belastung
unmittelbar bei der Baustelle reduziert werden. Diese Wagen sollten eine
sehr lange Zeit im Einsatz bleiben und so immer wieder für eine künstliche
Ventilation
im Gotthardtunnel sorgen. Mit dem Aufkommen der
Diesellokomotiven
wurden die Dampflokomotiven endgültig abgelöst. Jedoch stellten sich mit
den Verbrennungsmotoren ähnliche Probleme im
Tunnel
ein. Auch hier klagte das Personal nach längeren Einsätzen über
Kopfschmerzen. Die Symptome eine Vergiftung mit
Kohlenmonoxyd
waren daher auch hier vorhanden. So dass diese
Lokomotiven
nicht planmässig eingesetzt werden sollten und die Ventilationswagen
behalten wurden. Der Gotthardtunnel sollte über 100 Jahre im
Betrieb bleiben, bis beim Problem mit dem Rauch eine Lösung gefunden
wurde. Diese war jedoch 1882 schlicht unmöglich. Es ist heute
vergleichsweise einfach, man verbietet im Gotthard schlicht alleine
fahrende Dampflokomotiven und reduziert die Einsätze von Dieselmaschinen
auf ein absolutes Minimum. Damit gehörte der Gotthardtunnel zu jenen
Strecken der Schweiz, die ausschliesslich elektrisch geführte Züge
vorgesehen haben.
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