Bedienung der Lokomotive |
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Auch hier beginnen wir
die Bedienung der
Lokomotive mit der ersten Inbetriebnahme des
Tages. Dabei gab es zwei Schritte. Als Vorarbeiten für die anstehende
Fahrt wurden sämtliche
Lager
geschmiert. Dazu waren in den
Depots
spezielle Mitarbeiter vorhanden. Sie füllten die Behälter fachgerecht auf
und kontrollierten den Vorrat bei den Stellen, wo nicht regelmässig
nachgefüllt werden musste. Das waren zum Beispiel die
Getriebe. Die Vorschmierung übernahm jedoch auch das Lokomotivpersonal und zwar dann, wenn die Maschine nicht in einem Depot übernommen wurde. Wir gehen jetzt jedoch davon aus, dass die Lokomotive korrekt vorgeschmiert worden war und das Lokomotivpersonal die Maschine für eine anstehende Fahrt übernehmen musste.
Damals bestand das
Personal der
Loko-motive aus einem Lokführer und einem Heizer.
Letzterer hatte jedoch andere Aufgaben. Bei der obligatorischen Aussenkontrolle überprüfte der Heizer die Vorräte. Das galt für die Schmiermittel, als auch für den mitgeführten Quarzsand. Der Lokführer übernahm die Maschine indem er die Absperrhähne zu den Haupt-luftbehältern öffnete und sich dann zum Führerstand begab.
Besetzt wurde in der
Regel die Seite, in der später die Fahrt beginnen sollte. Je-doch musste
das Personal oft in beiden
Führerräumen
Arbeiten ausführen.
Der
Führerstand
zeigte sich dem
Lokomotivpersonal
in der gewohnten Ausführung. So war der Boden mit
Holz
belegt worden. An den Stellen, wo sich das Personal hinstellte, war der
Boden mit Heizelementen versehen worden. Diese Fussheizung sollte kalte
Füsse verhindern, war jedoch so stark, dass eher das Gefühl aufkam, dass
man gekocht würde. Jedoch konnte diese
Heizung
natürlich auch ausgeschaltet werden, so dass der Boden kalt blieb.
Während die Wände mit
einem hellgrünen Farbton gestrichen wurden, kam für das
Führerpult
eine schwarze Farbe zur Anwendung. Das Ganze wurde mit den an der Rückwand
montierten Heizelementen abgerundet. Damit blieb nur noch die weisse
Decke, die mit Täfer versehen wurde und wo sich die Lampen für die
Beleuchtung
befanden. Auch der Seilzug für die Betätigung der
Lokpfeife
befand sich an dieser Decke. Bedient wurde die Maschine stehend. Das war damals durchaus üblich und wurde vom Lokomotivpersonal auch nicht bemängelt. Einfache Sitzgelegenheiten erlaubten dem Personal jedoch, sich bei einem längeren Aufenthalt hinzusetzen.
Jedoch waren solche
Momente eher selten, denn meistens mussten in solchen Fällen wichtige
Arbeiten ausgeführt werden. Doch noch steht zuerst der Vorgang zum
Einschalten der
Lokomotive an. Mit einem einfachen Schalter wurde die Batterie eingeschaltet. Damit war, sofern die Lampe eingeschaltet war, auch Licht vorhanden. Das erleichterte die weiteren Arbeiten wesentlich. Diese umfassten die Inbetriebnahme der Steuerung.
Damit war die Maschine
soweit vorbereitet worden, dass sie eingeschaltet werden konnte. Das
erfolgte zuerst mit dem
Steuerschalter
zum
Stromabnehmer.
Diesen müssen wir jedoch genauer ansehen.
Der Bedienhebel zum
Steuerschalter
des
Stromabnehmers
konnte in der Stellung «Abschluss» abgezogen werden. Somit bestimmte
dieser Griff, welcher
Führerstand
besetzt werden konnte. Um den Bügel zu heben verdrehte man den Griff
einfach auch «Hoch». Gesenkt wurde mit der Stellung «Tief». Durch die
Anordnung der Stellungen war es auch möglich, den Führerstand bei
gehobenen Stromabnehmern zu wechseln.
Nach der erforderlichen
Wartezeit, konnte mit einem weiteren
Steuerschalter
der
Hauptschalter
eingeschaltet werden. Klappte dieser Vorgang, wurde die Maschine
eingeschaltet und an der Anzeige im
Führerstand
konnte die
Spannung
in der
Fahrleitung
abgelesen werden. Gleichzeitig wurde die Steuerung nun ab dem
Umformer
versorgt. Elektrisch war damit die Inbetriebnahme bereits abgeschlossen.
Jedoch waren noch die
Bremsen. Sofern der Steuerschalter für den Kompressor auf «Automat» gestellt wurde, regelte die Steuerung die Ergänzung des Luftvorrates. Der Hebel konnte aber auch so eingestellt werden, dass der Luftdruck manuell erhöht wurde. Mit der dritten Stellung war der Kompressor jedoch ausgeschaltet.
Da die automatische
Regelung so bequem war, wurde sie meistens dauerhaft eingeschaltet und
auch so belassen, wenn abgerüstet wurde. Um die Bremsen zu prüfen, muss der Arbeitsplatz des Lokführers aufgesucht werden. Dieser befand sich hier, wie bei den anderen Baureihen, auf der rechten Seite. Eine Position, die von den Dampflokomotiven übernom-men wurde.
Damit waren auch die
Ventile
für die
Bremsen
auf der rechten Seite platziert worden. Der Lokführer fand hier jedoch
vertraute
Bremsventile
vor. Das erleichterte die Arbeit auf den neuen elektrischen Maschinen. Die pneumatischen Bremsen mussten vor der ersten Fahrt immer geprüft werden. Dabei waren auf der Lokomotive zwei Bremssysteme vorhanden und beide wurden kontrol-liert.
Wir beginnen dabei mit
der
Regulierbremse.
Diese wurde mit dem
Ventil
W2 aus dem Hause
Westinghouse
bedient. Dabei wurde das
Handrad
gegen den Sinn des Uhrzeigers verdreht. Nun musste im
Bremszylinder
die
Druckluft
ansteigen. Damit legten sich auch die
Bremsklötze
an das
Rad.
Wurde das
Handrad
wieder im Sinn des Uhrzeigers verdreht, löste sich die
Bremse
wieder. Vollständig lose war sie jedoch erst, wenn das Handrad am Anschlag
war. Eine einfache Prüfung dieser direkt wirkenden Bremse, die auch nach
einem Wechsel des
Führerstandes
gemacht wurde. Der Grund ist simpel, denn im
Rangierdienst
wurde mit der
Regulierbremse
gearbeitet. Doch zur Sicherheit war noch das zweite
Bremssystem
vorhanden. Um die Westinghousebremse, oder wie heute besser bekannt, die automatische Bremse zu prüfen, musste zuerst die Hauptleitung komplett gefüllt werden. Dazu legte der Lokführer den Bedienhebel des Führerbremsventiles W4 von Westinghouse in die entsprechende Stellung. Bei der Lokomotive alleine reichte dabei beim Führerbremsventil die Position «Fahren» aus. Um die Bremsapparate richtig zu füllen, musste jedoch ein Moment gewartet werden. Da sich die Lokführer die Bedienung des Führerbremsventiles W4 gewohnt waren, konnte auch die Prüfung der automatischen Bremse einfach ausgeführt werden. Ein Punkt, der die Arbeit des Lokführers vereinfachte, da er sich nicht noch an eine neue Bedienung der Bremsen gewöhnen musste.
Doch mit der Kontrolle
der
Westinghousebremse,
beziehungsweise der
automatischen Bremse
waren die erforderlichen
Bremsproben
ausgeführt worden und eigentlich wäre der Fahrt nichts mehr im Weg
gestanden. Wenden wir uns dem Heizer zu, denn dieser hatte nun seine erste wichtige Arbeit zu erledigen. Auf seiner Seite im Führerstand war die Kurbel der Handbremse angeordnet worden.
Daher löste auch der
Beimann diese vor der Fahrt und nahm so seine Position im
Führerstand
ein. Direkt mit der Fahrt hatte er nichts zu tun und seine Aufgabe bestand
in erster Linie aus der Unterstützung des Lokführers während der Fahrt.
Zusätzlich hatte der
Heizer,
oder wie er damals auch genannt wurde, der Beimann, auch regelmässig einen
Kontrollgang durch den
Maschinenraum
zu absolvieren. Während diesem Kontrollgang wurde die korrekte Funktion
der Schaltapparate und der
Fahrmotoren
überprüft. Hilfreich war, sofern es noch zu erkennen war, das beim
Transformator
angeschlagene Schema. Jedoch mit der Zeit wusste der
Führergehilfe,
wo die Schwachstellen waren.
Für die Kontrolle der
Fahrmotoren
während der Fahrt, waren seitlich am Kasten des Rahmens Deckel angebracht
worden. Durch diese gelangte man zu den Fahrmotoren. Da aber eine
Kontrolle nur für Schlangenmenschen möglich war, darf bezweifelt werden,
dass sich je einmal ein
Heizer
während der Fahrt in diesen Bereich vorwagte. Durch die Bewegung des
Drehgestells
gegenüber der
Lokomotivbrücke
bestand in diesem Fall schlicht Lebensgefahr für den Heizer.
Die Kontrolle der
Fahrmotoren
während der Fahrt war vorgeschrieben. So sollten Schäden schnell erkannt
werden. An das Personal, das sich bei bis zu 75 km/h zwischen den Kasten
und das
Drehgestell
begeben musste, dachte dabei niemand. Doch damit sind wir auch bei der
Fahrt und diese konnte jetzt, sofern die Zustimmung vorlag, vom Lokführer
aufgenommen werden. Der
Führergehilfe
stand nun auch an seinem Arbeitsplatz.
Um die Fahrrichtung zu
wählen, musste der
Steuerschalter
zum Wendeschalter in die entsprechende Stellung verbracht werden. Dabei
schob der Lokführer den Griff für die Fahrt vorwärts den Hebel einfach von
sich weg. Jedoch musste er darauf achten, dass er den Griff nur auf die
erste Position verschob, denn diese war für die Fahrrichtung der
Lokomotive bestimmt. Die Bedienung
entsprach hier den anderen beiden Baureihen. Die Zugkraft wurde mit dem Steuerkontroller unmittelbar vor dem Lokführer geregelt. Dessen Handrad konnte lediglich im Sinn des Uhrzeigers verdreht werden.
Es gab jedoch einen
grossen Unterschied zu den anderen Bau-reihen, denn die auf der Skala
aufgeführte
Fahrstufe
war in dem Moment aktiv, wenn der Kontroller in diese Stellung verbracht
wurde. Daher waren ausgesprochen schnelle Schaltfolgen kein Problem. Das erlaubte Tempo wurde mit der Zugkraft geregelt. Den Wert dafür konnte an einem Instrument abgelesen werden. Eine ange-schlagene Tabelle informierte den Lokführer über die maximal zulässigen Werte.
Gerade bei schweren
Zügen war es wichtig, dass die erlaubten
Ströme
an den
Fahrmotoren
nicht überschritten wurden, denn dann löste das
Relais
den
Hauptschalter
aus und die
Zugkraft
muss-te erneut aufgebaut werden. Um die Zugkraft zu verringern, wurde das Handrad gegen den Sinn des Uhrzeigers verdreht. Es wurde eine tiefere Stufe gewählt. War jedoch eine schnelle Abschaltung erforderlich, wurde der Steuer-kontroller einfach auf die Stellung «null» verbracht.
Damit fiel die
Zugkraft
schlagartig aus und der bei den anderen Baureihen vorhandene
Trennhüpfer
war nicht erforderlich. Um diese wieder zu ergänzen, wurde einfach der
zuvor erwähnte Vorgang wiederholt. Dank der
Hüpfersteuerung
gab es weder Wartezeiten, noch Verzögerungen.
Wichtig war auch die in
der Ecke montierte
Geschwindigkeitsanzeige.
Diese stammte aus dem Hause Hasler und war im
Führerstand
eins mit einer Registrierung der Fahrdaten versehen worden. Dieser
Streifen musste nach einem entsprechenden Vorfall, oder am Ende der
Tagesleistung entnommen werden. Zusammen mit einigen Unterlagen musste er
schliesslich zu Handen der Obrigkeit abgegeben werden. Die Kontrolle
erfolgte jedoch zufällig.
Hier war die
Konsultation des
V-Messer
besonders wichtig. Im Gegensatz zur Reihe
Be 4/6, die ab einer bestimmten Geschwindigkeit zu schütteln
begann, fuhr die Maschine Be 4/7 sehr ruhig. Damit konnte das Gefühl über
das Tempo schon einmal daneben liegen. Trotzdem gab es zu den anderen
Baureihen während der Fahrt nicht so grosse Unterschiede und mit etwas
Erfahrung, konnte auch die
Hüpfersteuerung
optimal bedient werden. Wurden Reisezugwagen an die Lokomotive gekuppelt, musste während der kalten Jahreszeit die Zugsheizung eingeschaltet werden. Die Wahl der korrekten Spannung erfolgte im Maschinenraum.
Danach konnte mit dem
Steuerschalter
die
Zugsammelschiene
eingeschaltet werden. Dabei regelte die Steuerung den
Hüpfer
so, dass die zuvor eingestellte
Spannung
angeboten wurde. Welche das jedoch war, musste dem
Lokomotivpersonal
gemeldet werden.
Um die
Lokomotive zu verzögern, wurde eine der
beiden pneumatischen
Bremsen
benutzt. Es sei denn, es stand eine längere Talfahrt an, denn dann wurde
mit der
elektrischen
Bremse gearbeitet. Diese wurde
aktiviert, indem der Bediengriff des
Steuerschalters
zum
Wendeschalter
noch um eine Raste nach vorne geschoben wurde. Anschliessend konnte die
elektrische
Bremskraft
mit dem
Steuerkontroller
geregelt werden. Weil die Bremskraft dieser elektrischen Bremse nicht für die Beharrung mit einem Zug ausreichte, musste dieser mit der Regulierbremse gehalten werden. Das führte nun aber auf der Lokomotive zur Situation, dass zwei Bremsen wirkten.
Um das zu verhindern,
war am Boden ein
Pedal
vorhanden. Mit diesem konnte die Wirkung der pneumatischen
Bremse
verhindert werden. Besonders bei schlechtem Zustand der
Schienen
sehr hilfreich.
Der elektrische
Bremsbetrieb war nur in Vorwärtsrichtung einstellbar. Diese Lösung war
auch bei den anderen
Lokomotiven der Fall, stellte jedoch
keinen Mangel dar. Die Fahrt rückwärts war nämlich nur im
Rangierdienst
erlaubt und das auch nur, wenn Wagen angehängt waren. In diesem Moment
wurde jedoch die
elektrische
Bremse der Lokomotive
schlicht nicht benötigt, denn nun wurde nur pneumatisch gebremst. Bei einem längeren Aufenthalt wurde durch den Heizer die Schmierung kontrolliert und allenfalls Schmiermittel er-gänzt. Der Lokführer führte in dieser Zeit die übliche Kontrolle der Lagertemperaturen durch.
Dabei wurde die Wärme
der
Lager
mit dem Handrücken gefühlt. Eine Lösung, die gut funktionierte und bei der
das Personal durchaus schon über die notwendige Erfahrung verfügte.
Schliesslich wurden auch bei den
Dampfma-schinen
diese Lager verwendet. Wenn wir von der Hüpfersteuerung absehen, war die Be-dienung dieser Lokomotive nicht gross unterschiedlich zu den anderen Baureihen. Auch die Anordnung der je-weiligen Steuerschalter war identisch ausgeführt worden.
So konnte die Schulung
auf dem Fahrzeug massiv verein-facht werden. Jedoch umfasste diese auch
die Störungen und so eine wollen wir uns nun ansehen. Jetzt arbeiteten
Lokführer und
Heizer
oft Hand in Hand. Erkannt wurde eine Störung in dem Moment, wo der Hauptschalter ausgeschaltet wurde. Dieser konnte wieder eingeschaltet werden und der Heizer führte eine Kontrolle der Relais durch.
Hatte eines davon
angesprochen und es kam zu einer erneuten Auslösung, musste ein Schaden am
betreffenden Teil angenommen werden. Die Behebung konnte, sofern das
möglich war, während der Fahrt durch den
Heizer
vorgenommen werden.
Wobei das natürlich
auch nur der Theorie entsprach. In vielen Fällen kam der Zug zum
Stillstand und dann wurde gemeinsam nach der Ursache geforscht. Keine
leichte Aufgabe im vollgestopften
Maschinenraum.
Das Schema war, sofern noch etwas zu lesen war, eine wichtige
Anlaufstelle. Mit dem erlangten Wissen und dem Schema konnte eventuell
noch eine Schaltung erstellt werden, die eine Fahrt in eigener Kraft in
ein
Depot
erlaubte.
Die Komponenten waren
bei dieser
Lokomotive nicht mehr so einfach zu
erkennen, wie das bei der Reihe
Be 4/6, die recht aufgeräumt war, der Fall war. Doch
auch so führte das
Lokomotivpersonal
keine eigentlichen Reparaturen aus. Es erfolgten nur die Massnahmen, die
es erlaubten, mit der Lokomotive die Fahrt in einem Notbetrieb zu
fortzusetzen. Die Behebung des Schadens erfolgte in einer Werkstätte, die
in den grösseren
Depots
vorhanden war.
Nach Ankunft in einem
Depot
wurden die Nacharbeiten ausgeführt. Dabei zog der
Heizer
mit der Kurbel auf dem
Führertisch
die
Handbremse
an und der Lokführer schaltete die
Lokomotive aus. Zuvor ergänzte er jedoch
mit der manuellen Schaltung den Luftvorrat und stellte die
Bremsen
so ein, dass diese abgeschlossen waren. Die weiteren Arbeiten waren dann
jedoch nicht mehr speziell auf diese Maschine abgestimmt worden, denn in
diesem Punkt gab es keine Unterschiede.
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