Persönliche Erfahrungen

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Wenn ich von einer langen Karriere der Ee 3/3 spreche, dann kann ich das auch von mir behaupten. Die Rangierlokomotivenschlechthin begleitete mich schon seit meiner frühsten Jugend. Es war jene Lok, die ich als erstes selber bedienen durfte. Zwar war das alles andere als offiziell, aber ich fuhr schon als Kind mit der grossen Ee 3/3 in einem Bahnhof der SBB.

Sicher ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Der gestandene Lokführer lies mich am Steuerkontroller drehen und konnte jederzeit eingreifen, denn noch kannte ich ja die Rangierbegriffe nicht. Für den Knaben war das aber schon das höchste und eines war klar, ich will Lokführer werden. Ein Ziel, das mich letztlich wieder auf die Ee 3/3 brachte und wieder war es die erste Lokomotive, die ich alleine bedienen durfte.

Als ich meinen Dienst im Depot Erstfeld antrat, waren die vier dort stationierten Maschinen hauptsächlich in Erstfeld und Altdorf im Einsatz. Dabei wurden drei Maschinen täglich eingesetzt. Die vierte Lok war zur Reserve im Depot abgestellt. Eine weitere Reserve war noch die Bm 4/4, die für Hilfseinsätze in Erstfeld war und nur selten nach Altdorf kam.

So kam es, dass ich die Fahrten mit der Ee 3/3 auf der Strecke miterleben durfte. Am morgen früh, führte eine der Ee 3/3 einen Güterzug von Erstfeld nach Altdorf. Dort übernahm sie dann, wie das Personal den ganzen Tag den Rangierdienst. Gut, das Personal wurde am Mittag ausgewechselt, aber die Lokomotive blieb im Einsatz. Bedienen durfte ich die Lokomotive anfänglich nur im Bahnhof.

Am Abend wurde die Lokomotive wieder nach Erstfeld überführt. Diese Überführung war oft von Verzögerungen betroffen, weil die Betriebsleitung in Luzern keine Freude an der Ee 3/3, die mit 40 km/h nach Erstfeld tuckerte, hatte. Es muss dabei noch erwähnt werden, dass die Strecke zu dieser Zeit noch ohne Blockabschnitte war und so ein Zug in Altdorf warten musste bis die Rangierlok rund 12 Minuten später in Erstfeld angekommen war.

Oft musste mit Tricks gearbeitet werden, dass die Lokomotive rechtzeitig zur Verstärkung der beiden Lokomotiven in Erstfeld eintraf. Oft „vergass“ der Bahnhof Altdorf einfach den Lokzug in Luzern zu melden. Ab und zu, raste die Lok, die eigentlich nur 40 km/h fahren durfte, mit viel höherer Geschwindigkeit nach Erstfeld.

Auf meine Frage an den Rangierlokführer, wie schnell er fahre, antwortete er nur, er wisse es nicht, denn bei 50 sei der Zeiger stehen geblieben. Trotzdem, die Lokomotive fuhr überraschend ruhig und friedlich nach Erstfeld. Legal war diese Aktion natürlich nicht. Der Lokführer nahm wohl die Anweisung des Bahnhofes Altdorf, doch schnell zu fahren, etwas zu wörtlich.

Trotzdem die Fahrt dauerte immer viel länger als mit einem normalen Zug. War die Lok endlich in Erstfeld angekommen, wurde sie dort sogleich im südlichen Teil als zweite Rangierlokomotive eingesetzt. Dabei blieb es in der Nacht. Am Morgen wurde sie dann wieder mit einem Güterzug nach Altdorf geschickt. Pausen gab es für die Lokomotiven in Erstfeld kaum.

Die beiden in Erstfeld eingesetzten Maschinen wurden südlich im Verschubdienst am Ablaufberg und nördlich im Stoss eingesetzt. Dabei waren die Lokomotiven oft mit der Leistung am Limit, denn mussten doch im Nordkopf die schweren Wagen mit Schrott rangiert werden. Die Stösse erfolgten dann immer wieder gegen den Föhn. Besonders bei uns Jungen meldete sich dann immer wieder das Fahrmotorrelais, das die Beschleunigung abrupt bremste.

Im Südkopf waren es dann die mit Armierungseisen beladenen Wagen, die aus Bodio eintrafen und die in der kalten Jahreszeit immer noch dampften, weil das Eisen noch nicht restlos abgekühlt war. Da die Lokomotive im Ablaufbetrieb in der Nacht nicht alle Arbeit erledigen konnte, wurde sie in dieser Zeit durch die Ee 3/3 ergänzt, die den Tag durch in Altdorf arbeitete.

Die Maschinen wechselten dann immer wieder das Manöver, so dass plötzlich die Lok 3 mit dem Rangiertrupp 1 zusammen arbeitete und umgekehrt. Wenn dann zwei Lokomotiven auf dem gleichen Funkkanal arbeiteten, musste gut zugehört werden, denn 1 und 3 waren schnell falsch verstanden. Vor allem dann, wenn man sich noch nicht an den Urner Dialekt gewöhnt hatte.

Das waren so meine Einsätze mit der Ee 3/3 in den Bahnhöfen Altdorf und Erstfeld. Diese Tage gehörten zur Ausbildung und waren genau vorgeschrieben. Nach der auf der Ee 3/3 in Altdorf absolvierten Prüfung, durfte ich dann die Ee 3/3 erstmals alleine in den Bahnhöfen bedienen. Alleine hiess nicht nur so, sondern es war sogar verboten, einen zweiten Mann auf der Lok einzuteilen.

Um die Bahnhöfe Arth-Goldau und Rotkreuz besser kennen zu lernen, wurden wir dort dem Manöver zugeteilt. Die dortigen Maschinen waren aus dem Bestand von Luzern und leicht moderner als unsere in Erstfeld. Sie verfügten somit über keinen Hauptschalter mehr. Ab und zu kam auch eine der ganz neuen Maschinen zum Einsatz und wir konnten die Befehlsgebersteuerung testen.

Nach der Ausbildung wurde es wieder ruhiger um die Ee 3/3. Wir hatten unsere Einsätze auf der Strecke und dort war die Ee 3/3 selten anzutreffen. Fahrten mit der Ee 3/3 beschränkten sich dann meist auf das Auswechseln der Lokomotiven am Wochenende. Im Rangierdienst kamen wir selten zum Einsatz, denn noch hatte Erstfeld eine Gruppe Rangierlokführer, die diese Aufgabe übernahmen.

Sogar zu Ehren der ersten Serie Ee 3/3, also zu Glätteiseehren, kamen wir in Lugano Vedeggio. Dort diente die alte Lokomotive zum Vorheizen der Begleitwagen zur rollenden Landstrasse. Die Lokomotive wurde dabei nur noch für diesen einfachen Einsatz genutzt. Gefahren ist damit aber niemand mehr, denn es war eine dieser Lokomotive, die für diese niederen Aufgaben abkommandiert wurde. Bis heute weiss ich nicht, ob sie noch aus eigener Kraft hätte fahren können.

Wenn die Lokomotive kurz vor Abfahrt des Zuges verschoben wurde, erfolgte das immer geschleppt durch eine Bm 4/4. Die Bedienung beschränkte sich somit auf das ausschalten des Hauptschalters, senken des Stromabnehmers und letztlich noch dem lösen der Handbremse. Dann wurde die Lok weggestellt und das war es dann auch schon. Nur, man kann behaupten, dass man auf einer der ersten Ee 3/3 überhaupt im Einsatz war.

Als die Lokomotiven in Arth-Goldau und Schwyz ebenfalls zum Depot Erstfeld gehörten und die Streckeneinsätze endgültig von Streckenlokomotiven erledigt wurden, kam es am Samstag nur noch zu Streckeneinsätzen mit Ee 3/3. Diese dienten dazu, die Maschinen auszutauschen. Erstfeld – Arth-Goldau wurde dann zu einer Tagesleistung, denn mit 40 oder wenn man Glück hatte mit 50 km/h kommt man nicht schnell weit.

Mit der Einstellung des Manövers in Erstfeld, verloren die Maschinen hier die tägliche Arbeit. Die Gruppe Rangierlokführer wurden wenig später nach Altdorf versetzt, so dass die Lokomotive, wenn sie in Erstfeld einmal benötigt wurde durch einen Streckenlokführer bedient wurde. Aber die Anzahl der Lokomotiven verringerte sich immer mehr und eine Ee 3/3 wurde sogar noch in Erstfeld abgebrochen.

Bei einem solchen Einsatz musste ich mit der Ee 3/3 einem Güterzug einen Wagen mit einem Defekt ausreihen. Die Last war jedoch so schwer, dass die Lokomotive die angehängten Wagen nicht die Gotthardrampe hoch brachte. Mit allerletzter Kraft und maximalem Fahrmotorstrom beim Stillstand gelang es trotzdem noch, die notwendige und rettende Weiche freizulegen. Die Lokomotive zeigte sich davon jedoch ziemlich unbeeindruckt, es war halt eine Lokomotive für diese Aufgaben.

Daran hatte sich in den Jahren kaum mehr etwas geändert, so dass die Einsätze auf der Ee 3/3 immer seltener wurden und nur noch sehr unregelmässig stattfanden. Die ursprünglich in Erstfeld beheimateten Lokomotiven wurden ausrangiert und durch modernere aber auch schon betagte Exemplare ersetzt. Man gab also die Loks nach Erstfeld, die dort noch ihr Gnadenbrot verdienen konnten.

Meinen vorerst letzten Einsatz auf der Ee 3/3 hatte ich am 13. Oktober 2009 im Bahnhof von Flüelen. Die Tage auf meinen Ticker laufen also nun, denn nach fünf Jahren darf eine Lokomotive nicht mehr bedient werden. Nur, die Ee 3/3 war eine einfache und gutmütige Lokomotive, die manchen Fehler verzieh. So eine Lok vergisst man nicht so schnell. Auf jeden Fall begleitete mich die Lok nahezu 30 Jahre persönlich. Auf jeden Fall blieb ich aber auf der Ee 3/3 länger kundig, als auf der Bm 4/4, die wirklich die Frist verstreichen lies.

 

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