Taufnamen

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Seit man die Lokomotiven der Baureihe Ae 6/6 mit Namen und Wappen von Kantonen und Städten versehen hatte, war eigentlich klar, grosse Lokomotiven sollten Wappen bekommen. Die Tradition wurde mit der Reihe Re 6/6 weitergeführt und letztlich sogar auf die Triebwagen RBDe 4/4 ausgeweitet. Dabei wurden die Taufen jedoch immer einfacher. Gerade der Triebwagen schaffte dabei einige Orte nicht einmal mit eigener Kraft.

Die Fahrzeuge mit Wappen waren damit vorhanden und mit der grossen Anzahl von Triebwagen RBDe 560 hatte man nahezu sämtliche Gemeinden mit Bahnanschluss der Schweizerischen Bundesbahnen SBB berücksichtigt.

Trotzdem wollte man von der Tradition nicht abweichen und suchte man neuen Lösungen. Ins-besondere bei der Lokomotive Re 460 waren diese Ideen besonders gefragt, wurde sie doch auch für die Aktion vorgesehen.

Mit der Reihe Re 460 gingen daher die Ortschaften zu Ende, so dass man zu Gewässern und anderen Sehenswürdigkeiten in der Schweiz zurückgriff. Aber auch die gab es nicht in unbeschränktem Masse, so dass man sich, auch andere Lösungen einfallen liess.

Gerade die beiden in Norwegen eingesetzten Ma-schinen kehrten von dort mit ihren speziellen Namen zurück. Zudem kam längst nicht mehr jede Maschine zu einem Namen.

Wollte man die Neigezüge ICN auch taufen, musste man sich etwas Neues einfallen lassen. Leicht war dabei die Findung der möglichen Taufnamen jedoch nicht.

Man hatte schon fast alles abgedeckt und geografische Punkte gab es kaum noch. Man hätte mit doppelten Taufnamen arbeiten können, aber das wollte man nicht. Zudem sollten die neuen Triebzüge auch in diesem Punkt etwas auffallen und so bekannt werden.

Es war schwer, denn viele Punkte waren vergeben und Doppelbelegungen hatten immer einen bitteren Nachgeschmack der Hilflosigkeit und sie waren verpönt. So gingen die Schweizerischen Bundesbahnen SBB bei den Triebzügen RABDe 500 neue Wege und tauften die Züge wirklich mit Namen. Sie haben richtig gelesen, die Züge sollten Namen erhalten und dabei auf Wappen und ähnlichen Schmuck verzichten, doch so leicht war es auch wieder nicht.

Namen, wie Sie einen haben, oder viele andere Leute auch, sollten es sein. Daher war zwar die Pa-lette wieder offen, nur welche Namen sollte man nehmen? Man hätte diese ja in einem Wettbewerb verlosen können, aber wer freut sich am Felix Mu-ster.

Gut natürlich jeder, der Felix Muster hiess. Doch etwas mehr, als auf jedem Formular der Schweiz zu stehen, sollte die betreffende Person schon ge-leistet haben, da war man sich sicher.

Dabei wählte man für die ICN nicht zufällige Namen aus, oder verloste diese gar in einer Lotterie, viel-mehr sollten wirklich grosse Schweizer Persönlich-keiten mit den Neigezügen geehrt werden.

So kam es, dass einem plötzlich ein Jeremias Gott-helf begegnen konnte. Verkehrten die Züge zu zweit, küssten sich dann plötzlich Max Frisch und Johanna Spyri. Spielereien, die möglich wurden und an denen sich die Bevölkerung erfreuen sollte.

Die Aktion hatte jedoch auch zur Folge, dass viele Schweizer überrascht feststellen mussten, dass ihre Kenntnisse in der Geschichte des Landes wohl nicht so gut waren, wie sie dachten.

So gesehen, war die Idee gelungen und man freute ich in der Bevölkerung über die neuen Namen. Einzig der Name Expo 02 sollte nicht passen. Jedoch stand das anfänglich an jedem Zug und war letztlich jedoch auch keine Taufe gewesen.

Als Ehre für den Taufpaten, der leider zu oft, bereits verstorben war, brachte man im Zug Gedenktafeln an. Dort konnten die interessierten Leute, eine kurze Biografie des Taufpaten lesen und erfuhren auch über dessen grossartige Leistungen etwas. Eine Aktion, die bei vielen Leuten wirklich nötig war, denn man wusste schlicht zu wenig über diese Personen, die wirklich nicht mehr selber an der Taufe dabei sein konnten.

 

94 85 0 500 000-0 Le Corbusier  94 85 0 500 022-4 Expo.02 (Erinnerung an Landesausstellung)
94 85 0 500 001-8 Jean Piaget  94 85 0 500 023-2 Charles Ferdinand Ramuz
94 85 0 500 002-6 Annemarie Schwarzenbach 94 85 0 500 024-0 Ernest von Stockalper
94 85 0 500 003-4 Germaine de Staël 94 85 0 500 025-7 Xavier Stockmar
94 85 0 500 004-2 Mani Matter 94 85 0 500 026-5 Alfred Escher
94 85 0 500 005-9 Heinrich Pestalozzi 94 85 0 500 027-3 Henry Dunant
94 85 0 500 006-7 Johanna Spyri 94 85 0 500 028-1 Francesco Borromini
94 85 0 500 007-5 Albert Einstein 94 85 0 500 029-9 Eduard Spelterini
94 85 0 500 008-3 Vincenzo Vela 94 85 0 500 030-7 Louis Chevrolet
94 85 0 500 009-1 Friedrich Dürrenmatt 97 85 0 500 031-5 Louis Favre
94 85 0 500 010-9 Robert Walser 94 85 0 500 032-3 Henri Dufaux
94 85 0 500 011-7 Blaise Cendrars 94 85 0 500 033-1 Gallus Jakob Baumgartner
94 85 0 500 012-5 Jean Rudolf von Salis 94 85 0 500 034-9 Gustav Wenk
94 85 0 500 013-3 Denis de Rougemont 94 85 0 500 035-6 Niklaus Riggenbach
94 85 0 500 014-1 Max Frisch 94 85 0 500 036-4 Minister Kern
94 85 0 500 015-8 Jean-Jacques Rousseau 94 85 0 500 037-2 Grock (Zeitweise mit Clowngesicht)
94 85 0 500 016-6 Alice Rivaz 94 85 0 500 038-0 Arthur Honegger
94 85 0 500 017-4 Willi Ritschard 94 85 0 500 039-8 Auguste Piccard
94 85 0 500 018-2 Adolf Wölfli 94 85 0 500 040-6 Graf Zeppelin
94 85 0 500 019-0 Friedrich Glauser 94 85 0 500 041-4 William Berbey
94 85 0 500 020-8 Jeanne Hersch 94 85 0 500 042-2 Steivan Brunies
94 85 0 500 021-6 Jeremias Gotthelf  94 85 0 500 043-0 Harald Szeemann

 

Die ICN wurden zu Vermittlern der grossen Persönlichkeiten. Seien Sie ehrlich, wenn kannten Sie vorher? Bei welcher Person waren sie überrascht, dass es ein Schweizer war und nicht jemand anders. Den Namen Chevrolet bringt man mit amerikanischen Autos in Verbindung, jedoch nicht mit dem Schweizer, der dort diese Marke einst geschaffen hatte. Der ICN mit dem Namen Louis Chevrolet half hier sicherlich beim Verständnis.

Im Zug wurden schliesslich auch die Aussagen der Leute unterhalb der Gepäckträger angebracht. Dabei gab es auch Sprüche, die durchaus zum Nachdenken anregen konnten und die so vielen Leuten die Fahrt verkürzten, denn die Sprüche standen da, aber nicht immer der Urheber davon, denn dessen Namen fand man aussen am Zug, beziehungsweise bei der Gedenktafel. Sicherlich eine wunderbare Geste, die zu Ehren dieser Leute durchgeführt wurde.

Die Besonderheit mit den Taufen bildete jedoch der RABDe 500 mit der Nummer 500 037-7. Der Zug wurde zu Ehren des grossen Clowns Grock getauft. Dabei bekam der Zug einige Jahre später auf beiden Seiten ein Gesicht eines Clowns und neben den Führerständen einen Seiltänzer.

Der Zug lächelte die Leute an den Bahnhöfen an und viele Leute mussten selber lachen, wenn sie das Ge-sicht sahen. Ein Zug, der das Lachen durch die Schweiz trug, wahrlich eine Ehre für einen Clown.

Schriftstellerisch gesehen interessant war dabei wohl, wenn der RABDe 500 mit der Nummer 500 006-5 in Vielfachsteuerung mit dem RABDe 500 Nummer 500 021-1 verkehrte. Warum?

Ganz einfach, denn dann küsste Johanna Spyri, Je-remias Gotthelf, oder war es nun der Ueli und das Heidi? Eine Situation, die sicherlich nur bei den Zügen ohne Skandal passieren konnte, versteckte sich doch hinter Jeremias Gotthelf ein Pfarrer.

Ich persönlich finde die Idee mit den Persönlich-keiten eine wunderbare Sache, und eine gelungene Ergänzung der bisherigen Praxis.

Ein Land, besteht bekanntlich nicht nur aus Kanto-nen, Gemeinden, Flüssen und Bergen, denn auch die Leute prägen ein Land. Die Neigezüge ICN waren für das Volk der Schweiz gebaut worden, ein paar Persönlichkeiten dieses Volkes wurden nun zur Taufe benutzt, näher beim Volk, war damit wohl noch kein Fahrzeug der Schweizerischen Bundesbahnen SBB.

Die Taufen auf den eigentlichen Namen erfolgten bei allen Zügen immer zu bestimmten Anlässen. So wurden Alfred Escher und Louis Favre anlässlich des Jubiläums zur Gotthardbahn getauft. Beide Herren scheiterten beim Bau dieser Strecke. Der Triebzug sollte nun ihre Namen in der ganzen Schweiz verbreiten, jedoch nicht am Gotthard scheitern. Wahrlich eine Ironie des Schicksals, dass man sich nach 125 Jahren mit den Helden versöhnte.

 

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