Die Achsfolge

Eine einfache und klare Unterscheidung der Lokomotiven ist mit Hilfe der Achsfolge möglich. Bei der Achsfolge werden die Reihenfolgen der Achsen und deren Montage im Rahmen oder im Drehgestell unterschieden. Zudem teilt man auch die Achsen in Lauf- beziehungsweise Triebachsen auf. Zusammen ergibt das dann einen bestimmten Wert, den man betrachten kann. So erkennt man mit der Angabe der Achsfolge gleich, von was gesprochen wird.

Die Achsfolge wird oft auch als Achsanordnung bezeichnet. Gemeint ist damit jedoch das gleiche, denn ob es nun eine Anordnung der Achsen oder einen Abfolge der Achsen ist, spielt keine Rolle mehr. Daher können wir uns darauf einigen, dass wir nur die Anordnung der Achsen betrachten und dies als Achsfolge bezeichnen. Es wird so einfacher, denn kompliziert wird es noch früh genug.

Ich habe es schon erwähnt, die Angelegenheit wird schnell komplizierter. Nicht nur, dass man sich bei der Angabe der Achsfolge nicht einigen konnte, man wählte weltweit unterschiedliche Betrachtungsweisen. Natürlich war man überall davon überzeugt und behauptete, dass man die einzige richtige Angabe für die Achsfolge erfunden hat. Wir müssen uns nun mit den Unterschieden herumschlagen.

Daher beginnen wir doch gleich mit dem ersten Rätsel, denn warum um alles in der Welt, zählt man denn Achsen? Man kann doch auch die Räder zählen. Genau diese Überlegung führte dazu, dass Frederick Methvan Whyte bei der New York Central Railroad ein System einführte, das die Räder zählte und dabei zwischen Lauf- und Triebachsen unterschied. Gefallen an diesem System, das ursprünglich schon in der Türkei verwendet wurde, fand man in England und Frankreich.

Natürlich gab es Unterschiede bei der Darstellung. Wir beschränken uns auf die Schreibweise nach Whyte. Damit hatte man sich in den USA aber noch nicht abgefunden. Besonders die anderen Bahngesellschaften verwendeten statt der Angabe mit Zahlen bestimmte Namen für die Achsfolgen einer Lokomotive. Dieses System ist komplizierter, denn bei jeder neuen Achsfolge musste auch ein neuer Name gefunden werden.

Die dritte und noch nicht letzte Version zur Angabe der Achsfolge verfolgte man in der Schweiz. Aber auch in Bayern kannte man diese Anzeige der Achsfolge bis zur Gründung der Reichsbahn. Sie ist so einfach, dass damit kaum genaue Angaben gemacht werden können. Bei der Anzeige der Achsfolge mit einem Bruch, erfolgt nur die Angabe der gesamten Anzahl. Dabei stehen immer die Triebachsen über der gesamten Achszahl.

Somit haben wir nun ein Chaos geschaffen. Das merkte man auch in Europa. So begann man einheitliche Normen zu schaffen. Dazu gehörte die Angabe der Achsfolge. Das System nach UIC arbeitet dabei mit Zahlen und Buchstaben. Bei den Zahlen werden die Laufachsen angegeben. Mit den grossen Buchstaben die Abfolge der Triebachsen. Ergänzt mit kleinen Buchstaben, Sonderzeichen und Klammern, wir daraus eine genaue Angabe.

Am besten sehen wir uns diese unterschiedlichen Angaben zur Achsfolge in einer Tabelle an:

 

Optische Ansicht Whyte UIC CH/Bayern Amerikanisch
Oo 0-2-2 A1 1/2  
oO 2-2-0 1A 1/2 Planet
oOo 2-2-2 1A1 1/3 Patentee
ooO 4-2-0 2’A 1/3 Norris
oooO 6-2-0 3A 1/4 Crampton
OO 0-4-0 B 2/2 Four-Wheel-Switcher
oOO 2-4-0 1’B 2/3 Hanscom
oOOo 2-4-2 1’B’1 2/4 Columbia
ooOO 4-4-0 2’B 2/4 American
ooOOo 4-4-2 2’B’1 2/5 Atlantic
ooOOoo 4-4-4 2’B’2 2/6 Jubilee
OOO 0-6-0 C 3/3 Six-Wheel-Switscher
oOOO 2-6-0 1’C 3/4 Mogul
ooOOO 4-6-0 2’C 3/5 Ten-Wheeler
oOOOo 2-6-2 1’C’1 3/5 Prairie
ooOOOo 4-6-2 2’C’1 3/6 Pacific
oOOOoo 2-6-4 1’C’2 3/6 Adriatic
ooOOOoo 4-6-4 2’C’2 3/7 Hudson, Baltic
OOOO 0-8-0 D 4/4 Eight-Wheel-Switcher
oOOOO 2-8-0 1’D 4/5 Consolidation
oOOOOo 2-8-2 1’D’1 4/6 Mikado, Mac Arthur
oOOOOoo 2-8-4 1’D’2 4/7 Berkshire
ooOOOO 4-8-0 2’D 4/6 Twelve Wheeler
ooOOOOo 4-8-2 2’D’1 4/7 Mountain
ooOOOOoo 4-8-4 2’D’2 4/8 Northern
OOOOO 0-10-0 E 5/5 Ten-Wheel Switcher
OOOOOo 0-10-2 E1’ 5/6 Union
oOOOOO 2-10-0 1’E 5/6 Decapod
ooOOOOO 4-10-0 2’E 5/7 Mastodon
oOOOOOo 2-10-2 1’E1’ 5/7 Santa Fe
oOOOOOoo 2-10-4 1’E2’ 5/8 Texas
ooOOOOOo 4-10-2 2’E1’ 5/8 Southern Pacific
oOOOOOO 2-12-0 1’F 6/7 Centipede
oOOOOOOo 2-12-2 1’F1’ 6/8 Javanic
ooOOOOOOo 4-12-2 2’F1’ 6/9 Union Pacific
OOO OOO 0-6-6-0 C’C 2x 3/3 Erie
oOOO OOO 2-6-6-0 (1’C)C 3/4+3/3  
oOOO OOOo 2-6-6-2 (1’C)C1’ 2x 3/4 Mallet Mogul
oOOO OOOoo 2-6-6-4 (1’C)C2’ 3/4+3/5  
ooOOO OOOoo 4-6-6-4 (2’C)C2’ 2x 3/5 Challenger
oOOO OOOooo 2-6-6-6 (1’C)C3’ 3/4+3/6 Allegheny
OOOO OOOO 0-8-8-0 D’D 2x 4/4  
oOOOO OOOOo 2-8-8-2 (1’D)D1’ 2x 4/5 Chesapeake
oOOOO OOOOoo 2-8-8-4 (1’D)D2’ 4/5+4/6 Yellowstone
ooOOOO OOOOoo 4-8-8-4 (2’D)D2’ 2x 4/6 Big Boy

 

Das war eine riesige Tabelle, die vermutlich viele Fragen aufgeworfen hat. Wie bei jeder Tabelle braucht man auch hier einen Hinweis zur Leseart. Bei jeder Angabe zur Achsfolge befindet sich in der Tabelle die vordere Seite der Lokomotive auf der linken Seite. Damit lässt sich die Tabelle zwar einfacher lesen, aber wir haben erneut ein Problem, denn wo ist vorne und wo hinten? Bei jeder Lokomotive ist das angegeben worden.

Dabei wurden in der Tabelle oben nur die Achsfolgen der Dampflokomotiven aufgelistet. Diese haben klar eine Richtung vorgegeben. Dampflokomotiven fahren immer, oder fast immer mit dem Kamin vorne, vorwärts. Auch hier bestätigen die Ausnahmen die Regel. Doch wir haben auch elektrische Lokomotiven, die würden diese Tabelle vermutlich sprengen, so dass wir uns nun noch schnell mit den elektrischen Lokomotiven befassen.

Ich bereinige die Tabelle der elektrischen Triebfahrzeuge etwas. Die Liste wird so kürzer. Die Angaben beziehen sich auf Lokomotiven in der Schweiz. Natürlich hätte ich auch andere Lokomotiven aus dem Ausland nehmen können, aber ich will wirklich eine kurze Tabelle schaffen, denn gerade beim System Schweiz und UIC kommen neue Punkte hinzu. Sowohl Whyte, als auch das amerikanische System erwähne ich, denn dort gibt es keine Änderungen und die beiden Systeme wurden nur bei Dampflokomotiven verwendet.

 

Optische Ansicht Whyte UIC CH/Bayern Amerikanisch
oOOOOOo 2-10-2 1’E1’ Be 5/7 Santa Fe
oOOO OOOo 2-6-6-2 (1’C)(C1’) Ce 6/8 II Mallet Mogul
oOOoOOo oOOoOOo   (1A) A1A (A1) + (1A) A1A (A1) Ae 8/14  
OOO OOO 0-6-6-0 Co’Co’ Ae 6/6 Erie
OO OO OO 0-4-4-4-0 Bo'Bo'Bo' Re 6/6  

 

Sie sehen, man kann bei den elektrischen Lokomotiven fast nur eine vernünftige Unterscheidung mit der Version der UIC machen. Damit sollten wir uns auf die Angaben nach UIC einigen, denn das machte man in Europa auch, so dass die anderen Systeme mit Ausnahme der Schweiz nur bei Dampflokomotiven verwendet werden. Für elektrische Lokomotiven verwendet man das genaue System der UIC und damit haben wir endlich eine einheitliche Angabe für die Achsfolge.

Gerade das System der UIC blickt auch auf die Montage der Achsen im Fahrzeug. Man unterscheidet hier also sehr genau. Fachlich gut ausgebildete Leute können aus der Achsfolge nach UIC viele Informationen zu einer Lokomotive entnehmen. Denn diese Angabe ist wirklich gut. Gerade die Lokomotive Ae 8/14, zeigt aber auch auf, dass mit den Achsfolgen lange Abfolgen von Buchstaben und Zahlen entstehen können. Wir hier wollen uns nun wieder mit den Laufwerken befassen.

Ein weiterer Begriff der Achsfolge ist der Radstand. Dieser Wert gibt an, in welchem Abstand sich die Achsen folgen. Da die Bestimmung dieses Wertes mit einem Messband erfasst wird, sind die jeweiligen Räder massgebend. Dabei kann es bei gesteuerten Laufwerken jedoch Unterschiede geben. Daher wird in diesen Fällen oft auch von einem Achsstand gesprochen. Letztlich zwei Begriffe, die jedch den gleichen Wert bezeichnen.

 

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