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Baujahr: | 1959 - 1966 | Leistung: | 5 860 kW / 8 800 PS | |
Gewicht: | 160 t | V. max.: | 125 km/h | |
Normallast: | 880 t | Länge: | 30 230 mm | |
Zuerst ein immer
wieder gehörter Spruch zu dieser
Lokomotive. Die Baureihe Ae 8/8 war einfach eine
doppelte Baureihe
Ae 4/4.
So falsch, wie man allgemein meinen könnte, ist diese Aussage nicht, denn
von den insgesamt fünf Lokomotiven dieser Baureihe wurden drei aus
Maschinen der Reihe Ae 4/4 hergestellt. Warum das so war, werden wir im
Verlauf dieses Artikels noch erfahren. Jedoch werden auch neue Sachen dazu
kommen.
Der zweite Weltkrieg
war vorbei und in Europa herrschte wieder Frieden. Das hatte zur Folge,
dass sich die Wirtschaft wieder erholte und die Leute nach den
entbehr-ungsreichen Jahren wieder auf Reisen gingen. Oft wurde dabei
einfach zum Ver-gnügen gereist. Mitte der 1950er Jahre begann in der Schweiz der Güterverkehr explosionsartig zu wachsen. Das Wirtschaftswunder im nördlichen Nach-barland bescherte auch den schweizer Bahn-gesellschaft grosse Erfolge.
Besonders auf den
Strecken durch die Alpen war ein überdurchschnittliches Wachstum zu
verzeichnen. In Deutschland wünschte man frisches Gemüse und Früchte aus
dem Süden. Die Bahnen brachten diese in den Norden.
Das führte zum
Beispiel dazu, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB die letzten
Dampfmaschinen
mobilisierten. So wurde der sehr knappe Bestand an
Triebfahrzeugen
überbrückt. Die Maschinen fuhren dabei die meisten
Leistungen
unter der eingeschalteten
Fahrleitung.
Es waren alles Einsätze, die deutlich zeigten, wie gross der Mangel
gewesen sein musste, denn nach dem „Choli“ griff man wirklich nur in der
Not. Dampflokomotiven in den 1950er Jahren wirkten besonders in der Schweiz veraltet und nicht mehr zeitgemäss. Das Land hatte sich vor einigen Jahren von dieser Traktionsform verabschiedet und nun musste man wieder darauf zurückgreifen. Es muss jedoch erwähnt werden, dass im nahen Ausland in dieser Zeit ebenfalls die letzten Dampflokomotiven in Betrieb kamen. Eine Dampfmaschine war schlicht nicht mehr modern.
Dank diesen alten
Lokomotiven konnten jedoch die elektrischen Maschinen am
Gotthard eingesetzt werden. Doch dort regierte schlicht das Chaos und die
Züge standen einander immer wieder im Weg. Teilweise mussten in den
Bahnhöfen zwei Züge in einem
Gleis
abgestellt werden. Der Betrieb auf der Strecke drohte daher
zusammenzubrechen. Die Züge mussten abgegeben werden und dann kam immer
wieder der Lötschberg ins Gespräch.
Es war so, der
Gotthard war die Hauptachse durch die Schweiz und am Lötschberg verkehrten
eher die Züge, die auf der chronisch überlasteten Strecke am Gotthard
nicht mehr verkehren konnten. Ergänzt mit regionalem Verkehr lebte es sich
im Berner Oberland damit sehr gut. Jedoch sorgten zusätzliche Züge dazu,
dass diese am Lötschberg verkehrten. Das forderte das vorhandene
Rollmaterial
und die einspurige Strecke.
Das immer grössere
Verkehrsaufkommen besorgte der Lötschbergbahn auch nicht nur Freude.
Obwohl man über den wirtschaftlichen Erfolg zufrieden war, stellten sich
zunehmend Probleme ein. Betrieblich waren die zusätzlichen Züge, die zum
Teil vom Gotthard abgezogen wurden, um dort eine dringende Entlastung zu
ermöglichen, alles andere als beliebt. Ein Einblick in die Probleme der
BLS von damals, zeigt diese Schwierigkeiten deutlich auf.
So war die einspurige
Bergstrecke
nicht ohne weiteren Ausbau leistungsfähiger zu machen. Die Züge konnten
sich nur in den vorhandenen
Bahnhöfen kreuzen und diese waren oftmals auch noch
zu kurz, so dass nicht beide Züge im Bahnhof Platz fanden. Die Leute, die
damals die Züge lenkten, musste bei all dem Verkehr noch darauf achten,
dass sich in den kritischen
Stationen
nicht zwei zu lange Züge begegneten und so die Strecke schlicht
blockierten.
Das behinderte den
Fahrplan
massiv, denn ein zu spät verkehrender Zug hatte Auswirkungen auf andere
Züge, da diese ja die
Kreuzung
abwarten mussten. Zudem mussten die
schweren Züge immer wieder in die Steigung beschleunigen, was den
Energiebedarf der BLS deutlich steigerte. Da die BLS den elektrischen
Strom
im Gegensatz zu den
Staatsbahnen
einkaufte, schlug sich das natürlich in höheren Kosten für den Betrieb
nieder.
Rückkehrende
Vorspannlokomotiven konnten zwar den talwärts fahrenden Zügen vorgespannt
werden. Das entlastete die Strecke etwas, behinderte jedoch den Verkehr,
da die Züge oft nicht passten. Das führte dazu, dass im Tal ein Zug auf
die benötigte zusätzliche
Lokomotive
wartete und diese erst die Talfahrt
begonnen hatte. Der wartende Zug blockierte aber die Anlagen im
betreffenden
Bahnhof und behinderten wieder andere Züge.
Eigentlich hätte man doppelspurige Abschnitte ge-braucht. Bekommen
hatte man zumindest auf der
Bergstrecke längere
Stationen. Nur in den
flachen Abschnitten plante man den Ausbau. Die Bergstrecke blieb aber
vorerst einspurig. Die Lücken, die am Gotthard geschlossen wurden, sollten eigentlich am Lötschberg geschlossen werden. Nur, die Schweiz hatte den Gotthard und da war kaum Geld für die BLS vorhanden.
Der Kanton Bern war alleine nicht in der Lage, der BLS mehr
Kapazität zu ermöglichen. In Spiez konnte man daher nicht einmal hoffen,
dass sich die Situation betrieblich gross ändern wird. Wobei die
geschlossen Lücken mehr Züge am Gotthard ermöglichten.
Zudem hätte ein Ausbau der
Bergstrecke Jahre gedauert. So konnte man die akuten Probleme nicht
schnell beheben. Die Kapazität der Strecke konnte also nicht gesteigert
werden. Man musste mit den vorhandenen Anlagen arbeiten. Daher musste man
die Probleme an anderer Stelle lösen und diese Möglichkeit waren die
eingesetzten
Triebfahrzeuge. Ein schnell fahrender Zug gibt die Strecke
schneller frei, als ein langsamer
Güterzug.
Daher müssen wir auf den
Fahrzeugpark im Berner Oberland blicken. Die BLS hatte auf der
Lötschbergstrecke drei grundlegende
Lokomotiven aus unterschiedlichen
Zeitepochen in ihrem Bestand. Davon waren jedoch grundsätzlich nur noch
zwei regelmässig auf den steilsten Abschnitten im Einsatz zu finden.
Zusätzliche Maschinen gab es noch auf den mitbetriebenen Bahnen, aber die
passten auch nicht auf die
Bergstrecke.
Sie waren schlicht zu
alt geworden, zu langsam und sie konnten nicht genügend schwere Züge
ziehen. Immerhin waren diese Maschinen moderner, als die Dampflokomotiven
der Schweizerischen Bundes-bahnen SBB.
Nur, auch die
Staatsbahnen
fuhren mit den Dampflokomotiven nicht freiwillig auf der
Bergstrecke. Der
Grund waren die geringen Geschwindigkeiten. Ein Punkt, der auch bei der
Baureihe
Be 5/7 ins Gewicht gefallen ist. So schafften diese
Lokomotiven
330 Tonnen bei 50 km/h. Das war auf einer einspurigen Strecke nicht
optimal, denn man sollte mit der Geschwindigkeit der Strecke fahren
können. Nur so war ein flüssiger Betrieb möglich.
Zudem waren da die neuen
Maschinen der Baureihe
Ae 4/4, die sich im Verkehr mit den
Schnellzügen
nützlich machten und die von der
Leistung her nur schwer im
Güterverkehr
verwendet werden konnten. Daher waren diese mittlerweile sechs neuen
Lokomotiven
im
Personenverkehr
gebunden. Somit konnte man damit nicht
rechnen, denn schliesslich benötigte man auch dort Lokomotiven und die
konnte man nicht abziehen.
Kamen zusätzliche
Reisezüge,
fehlte die Baureihe
Ae 4/4 schlicht. Man musste diese entweder mit einer
Maschine der Reihe
Ae 6/8, oder mit einer
Lokomotive der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB befördern. Das bedeutete aber auch, dass auf der
Bergstrecke Maschinen der Baureihe
A 3/5 und somit Dampflokomotiven
verkehrten. Sie sehen, man nutzte wirklich jedes
Rad, das sich aus eigener
Kraft bewegen konnte.
Die Maschinen
wurden im
Güterverkehr
eingesetzt und waren dabei bis an die Grenzen der
Leistungsfähigkeit belastet. Kaum eine Maschine kam noch vor einem
Reisezug
zum Einsatz, die BLS benötigte diese
Lokomotiven
für die
Güterzüge. Die 1926 gebauten Lokomotiven waren auch schon recht alt.
Langfristig war diese
Belastung für die
Lokomotiven
nicht gut und der Unterhalt wurde zunehmend
teurer und vernachlässigt. Man flickte das nötigste und schickte die
Maschine wieder raus, denn die noch ältere Baureihe
Be 5/7 konnte nun
wirklich nicht mehr im
Güterverkehr
am Berg verwendet werden. Die
Ae 6/8
war die einzige Lösung, die man bei der BLS hatte. Die Folgen waren
dramatisch und die finanziellen Folgen gross.
Doch man hatte keine Wahl,
die Züge mussten befördert werden. Als erste Massnahme wurden daher die
Durchläufe bis nach Basel wieder eingestellt. Man konnte es sich nicht
leisten, die
Lokomotiven
zu weit entfernt verkehren zu lassen. Die
Maschine wurde in Thun meistens von einem Zug in Richtung Süden erwartet.
Daher wechselte man in Thun wieder die Lokomotiven und stellte so
Maschinen für die
Bergstrecke frei.
Blickte man auf die
konkurrierende Gotthardstrecke, erkannte man, dass dort mit den ersten
Lokomotiven
der Baureihe
Ae 6/6 eine Maschine in Betrieb genommen wurde,
die den Verkehr am Gotthard komplett auf den Kopf stellen sollte. Damit
war dort eine Lösung in Sicht und in Spiez hätte es vermutlich ein paar
Leute gegeben, die sich auch an diesen Maschinen erfreut hätten. Die
Vorteile lagen somit klar bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB.
Kam ein
Güterzug, kam eine
Lokomotive der Baureihe
Be 5/7 mit
dem
Stangenantrieb
vor den Zug. Jedoch war neben diesen beiden Baureihen
noch die grosse Maschine.
Die Reihe
Ae 6/8 mit dem
Westinghouseantrieb trug sogar die Hauptlast. Die jüngste
Lokomotive war
gerade einmal Baujahr 1939. Dabei bespannte man mit diesen Maschinen die
schweren Reise- und
Güterzüge. Dadurch waren die Lokomotiven sehr gut
ausgelastet. Das Problem war, dass diese Baureihe in zu geringer Stückzahl
vorhanden war. Zudem benötigte diese bei den meisten Güterzügen eine
Vorspannlokomotive.
Die Baureihe
Ae 6/8 war
jedoch ein Relikt aus vergangenen Tagen, die
Lokomotiven mit
Laufachsen
führten einfach zu viel totes Gewicht mit. Wenn wir kurz in den Aufbau
blicken, erkennen wir, dass das
Adhäsionsgewicht der Lokomotive bei einem
Gesamtgewicht von 142 Tonnen, 120 Tonnen war. Zum Vergleich, die Reihe
Ae 6/6 am Gotthard hatte ebenfalls ein Adhäsionsgewicht von 120 Tonnen, war
jedoch um 22 Tonnen leichter.
Die im internationalen
Verkehr eingesetzten
Güterwagen
wurden mit verstärkten
Kupplungen
versehen, so dass die
Zughakenlast am Lötschberg auf 900 Tonnen erhöht
werden konnte. Dass damit jedoch nur einer erster Schritt auf Lasten von
weit über 1000 Tonnen getan wurde, konnte man nicht wissen. Diese Last
konnte jedoch nur in der Kombination
Ae 6/8 (600 Tonnen) und
Be 5/7 (330
Tonnen) gezogen werden.
Die Folge waren die
unbeliebten zusätzlichen Vorspannleistungen, die dann jedoch automatisch
eine
Lokomotive für die Rückfahrt ins Tal generierten. Diese Situation gab
es zur Beruhigung der BLS auch am Gotthard. Dort spannte man zwei
Ae 6/6
vor so einen Zug und die
Vorspannlokomotive wurde nur auf den Steigungen
benötigt und blieb so nicht am Zug, sondern kehrte nach getaner Arbeit
wieder ins Tal zurück.
Das war am Gotthard mit dem
zweiten
Gleis noch einfach, doch am Lötschberg, war das eine
Lokomotive,
die den Fahrplan arg ins Wanken bringen konnte. Diese Maschine auf der
Talfahrt blockierte, einen Zug bergwärts. Die Kapazität der Strecke wurde
noch mehr strapaziert. Das Problem der BLS war damit keineswegs gelöst. Im
Gegenteil, die Situation verschärfte sich betrieblich noch mehr. Damit war
man in Spiez schlicht nicht zu frieden.
Es gab in der Schweiz nur
eine passende
Lokomotive. Diese schaffte die 900 Tonnen
Anhängelast auf
26‰ ohne grosse Probleme. Das war die Lokomotive der Baureihe
Ae 8/14 mit
der Nummer 11852. Diese Maschine war zwar passend, aber seit der Reihe
Ae 4/4 baute niemand mehr
Laufachsen in einer Lokomotive ein. Daher war sie
veraltet und konnte nicht nachgebaut werden. Zudem war der Ruf der
Lokomotive nicht sehr gut.
Es gab nur eine vernünftige
Lösung für dieses Problem. Es mussten neue
Lokomotiven beschafft werden,
die bis zu 900 Tonnen zu ziehen vermochten. Nur, das war leichter gesagt
als getan. Zwar war da die Baureihe
Ae 8/14 mit der Nummer 11852 der
Schweizerischen Bundesbahnen. Die Lokomotive, die alles wegziehen konnte.
Nur, die Lokomotive entstammte einer Generation, die zum Teil noch älter
war, als die jüngsten Maschinen der Reihe
Ae 6/8.
Ein Nachbau dieser
Lokomotive
war ausgeschlossen, denn die Technik entsprach nicht mehr dem aktuellen
Stand. Nur zeigte sich damit ein Punkt. Die 900 Tonnen konnten nur mit
einer Doppellokomotive gezogen werden. Alle anderen Maschinen waren damit
überfordert. Nach den Schweizerischen Bundesbahnen SBB im Jahre 1931,
überlegte sich daher auch die BLS, ähnliche Lokomotiven nach modernen
Kriterien zu beschaffen.
Jedoch war da doch noch die
Möglichkeit der
Vielfachsteuerung. Mit zwei
Lokomotiven, die in
Vielfachsteuerung verkehrten, hätte man diese
Zugkräfte auch erzeugen
können. Jedoch zeigten die Erfahrungen der Schweizerischen Bundesbahnen
SBB deutlich auf, dass solche Systeme nicht ohne Probleme funktionierten.
Die Vielfachsteuerung der Baureihe
Ae
4/6 funktionierte so gut, dass man
damit begann, diese auszubauen.
Zudem war die Anschaffung von
Lokomotiven mit
Vielfachsteuerung im Vergleich teurer. Die zwei
Lokomotiven hatten zwei zusätzliche
Führerstände und die Technik für die
Vielfachsteuerung musste man ja auch noch bezahlen. Das führte ganz klar
dazu, dass zwei Lokomotiven mit Vielfachsteuerung teurer waren, als eine
grosse Doppellokomotive. Das hinderte die Leute der BLS daran, solche
Systeme einzuführen.
So entschied man sich in
Spiez gegen zwei
Lokomotiven in
Vielfachsteuerung. Die neue Lokomotive der
BLS sollte eine gigantische Doppellokomotive nach dem Muster der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB werden. Man war damals davon überzeugt,
dass man auch in Zukunft die grossen
Leistungen nur mit gigantischen
Doppellokomotiven zuverlässig bewältigen kann. Zudem musste man sparen und
so war die etwas billigere Lokomotive auch hier im Vorteil.
Aus der Idee wurde ein
Projekt und man machte sich daran, für die BLS eine neue Doppellokomotive
zu definieren. Da die Zeit drängte, suchte man nicht lange nach neuen
Ideen und lies sogar ein spezielles
Pflichtenheft sein. Die Lösung war so
nahe, dass man in Spiez selber sogar darüber stolperte. Doch sehen wir uns
die genauen Überlegungen der Verantwortlichen kurz an und sehen dann
schnell, dass auch eine andere Lösung mit etwas mehr Mut möglich gewesen
wäre.
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