Inbetriebnahme der Lokomotiven |
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Am 22. Dezember 1931 wurde den Schweizerischen Bundesbahnen SBB in
Basel die
Lokomotive
mit der Nummer 11 801 übergeben. Kurz zuvor wurde sie im Werk der BBC in
Münchenstein fertig gestellt und absolvierte unter der Leitung des
Herstellers die ersten
Testfahrten
auf der Strecke von Münchenstein nach Aesch. Gross für Aufsehen sorgte die
Maschine dabei nur in der Fachwelt, denn für die meisten Leute waren es
einfach zwei
Ae 4/7.
Bevor es aber so weit war, stellte sich die nagelneue
Lokomotive
dem Fotografen von Brown Boveri und Co BBC. Solche Fototermine waren bei
neuen Lokomotiven üblich und der Hersteller versuchte so sein Produkt
möglichst gut ins Licht zu rücken. In anderen Ländern gab es dazu sogar
spezielle Anstriche. Eine Unsitte, die in der Schweiz jedoch nie so extrem
ausgelegt wurde. So stand die Lokomotive im Kleid der
Staatsbahn
da.
Dem Fotografen gelang es die
Lokomotive
so aufzunehmen, dass sie wuchtig und zugleich dynamisch erschien. In Tat
und Wahrheit war die gigantische und schwere Lokomotive jedoch recht
elegant geworden. Sie beeindruckte daher nur durch ihr Gewicht und ihre
Länge. Von Dynamik war bei der schwerfälligen Steuerung jedoch nichts zu
sehen. So setzte sich die Maschine nach den Bildern sehr träge in
Bewegung.
An diesem Tag übernahmen die Schweizerischen Bundesbahnen SBB die
in Mitteleuropa schwerste
Lokomotive
aller Zeiten. Eine Lokomotive mit diesem Gewicht sollte die Schweiz nie
mehr zu sehen bekommen. Noch war das nur eine Annahme anhand von
Berechnungen. Diese musste der Hersteller anstellen, damit er die
Forderungen des
Pflichtenheftes
einhalten konnte. Daher wusste man, die Lokomotive ist sehr schwer.
Die Gewissheit gab es einen Tag später, als die
Lokomotive
mit eigener Kraft von Basel nach Zürich fuhr und im dortigen
Depot
gewogen wurde. 246 Tonnen wurden damals festgestellt, wobei jede
Achse
für sich gewogen wurde und so die
Achslasten
überprüft wurden. Bei 34 Meter Länge und einer
Achsfolge,
die auch gigantisch war, ergab das eine
Meterlast
von 7.2 Tonnen. Damit war die Lokomotive für die
Streckenklasse
C3 und somit für die Gotthardstrecke zugelassen. Natürlich wurden später wesentlich schwerere Triebzüge in Betrieb ge-nommen, da diese aber auch Sitz-plätze anboten, dürfen sie zum Vergleich nicht mehr herangezogen werden.
Bei allen
Lokomotiven
in Europa sollte sie nur noch von einer Baureihe, der Dm3 der SJ
übertroffen werden. Für die Schweiz und Mitteleuropa war das aber der
Rekordwert, der bis zu diesem Zeitpunkt bestand halten sollte. Für den schweren Unterhalt wurde die Lokomotive mit der Nummer 11 801, wie die von der Bauart her ähnlichen Ae 4/7 der Hauptwerkstätte Zürich zugeteilt. Dabei blieb es jedoch nicht lange, denn die Lokomotive wurde wenig später nach Bellinzona verschoben. Wo sie mit der zweiten Lokomotive, die von Anfang an in Bellinzona zu Hause war, unterhalten wurde.
Der Gedanke dahinter mag wohl bei der Konzentration der
Lokomotiven
vom Gotthard in Bellinzona sein.
Nur kurze Zeit später, genauer am 08. April 1932 unternahm die
zweite Maschine der Baureihe Ae 8/14 eine
Testfahrt
von Zürich Seebach nach Neuhausen am Rheinfall. Auch jetzt versuchte der
Hersteller die
Lokomotive
ins beste Licht zu rücken. Die Maschinenfabrik in Oerlikon wollte, wie die
BBC in Münchenstein, Kapital aus der Lokomotive schlagen. Zumindest sollte
der Besteller der Lokomotive von den Vorzügen der Maschine überzeugt
werden.
Man kann dabei aber auch sagen, dass diese Fahrt ein Reinfall war.
Das einzige, was bestens zu funktionieren schien waren die Fotoapparate
für die Werksbilder. Die
Lokomotive
bockte immer wieder. Diese wurden in Oerlikon vor dem Restaurant „Heimat“
sowie dem Hotel „Bahnhof“ aufgenommen. Eigentlich ein passender
Hintergrund, denn die Lokomotiven hatten die Heimat oft in einem
Depot,
das sich bekanntlich in einem
Bahnhof
befand. Schliesslich wurde die Lokomotive mit der Nummer 11 851 im Bahnhof Oerlikon am Mittwoch dem 13. April 1932 den Schweizerischen Bundesbahnen SBB übergeben.
Diese fuhren mit der Maschine danach ins nahe
Depot
Zürich, wo auch diese
Lokomotive
auf die Waage gestellt wurde. Das Gewicht der Loko-motive war etwas
geringer als von der Lokomo-tiven aus Münchenstein. Daher konnte auch sie
die Strecke am Gotthard befahren. Für den schweren Unterhalt wurde diese Loko-motive gleich zu Beginn der Hauptwerkstätte in Bellinzona zugeteilt. Damit hatte sie von Anfang an die am Gotthard liegende Hauptwerkstätte erhalten.
Noch wusste man nicht, wie gut diese Entscheid-ung war. Die
Lokomotive
musste schliesslich noch zeigen, was sie konnte und noch hörte man von den
neuen
Getrieben
nicht sehr viel, denn noch waren die
Zahnräder
nicht verschlissen.
Für den Betrieb wurden die beiden
Lokomotiven
sofort dem
Depot
in Erstfeld zugeteilt. Ab Erstfeld absolvierten die neuen Lokomotiven ihre
Versuchsfahrten auf der
Bergstrecke
und auf den flachen Abschnitten. Diese Versuche sollten schliesslich
zeigen, ob auch diese Punkte des
Pflichtenheftes
erfüllt wurden. So gab es schwere Anfahrten, wo auch der
Adhäsionsvermehrer
eingesetzt wurde. Alles in allem zeigten die Maschinen sich von der besten
Seite.
Da die beiden Riesenlokomotiven 11 801 und 11 851 im In- und
Ausland grosse Beachtung bei der Fachwelt fanden, lag der Gedanke nahe,
für die Landesausstellung von 1939 in Zürich nochmals eine solche
Lokomotive
zu bauen und dabei die mit ihren Vorgängern gewonnenen Erkenntnisse zu
verwerten, obwohl zu dieser Zeit bereits feststand, dass die Ae 8/14 nie
in Serie gehen würden.
Im Jahre 1939 wurde schliesslich die noch nicht ganz fertig
gestellte
Lokomotive
mit der Nummer 11 852 vom Hersteller der Bevölkerung präsentiert. Die
Maschine, die eine Nummer der Schweizerischen Bundesbahnen SBB hatte, war
jedoch nicht von dieser bestellt worden. Vielmehr handelte es sich um ein
Projekt, das von den Herstellern ins Leben gerufen wurde. Man wollte so
das Schaffen der Industrie aufzeigen.
Die
Lokomotive
sollte dabei an der Landesausstellung für viel Aufsehen sorgen. Lasen die
Besucher doch, dass die ausgestellte Maschine 12 000 PS hätte. Da sie aber
nicht fertig war, war es mit dieser
Leistung
noch nicht weit her. Da konnten die ebenfalls dort stehende
Ae 6/8
und der RAe 4/8 schon etwas
mehr aufweisen. Doch die Zahlen der Lokomotive beeindruckten die Besucher
und das war letztlich auch der Wunsch der Hersteller.
Für die Landesausstellung wurde die
Lokomotive
jedoch
auch herausgeputzt. Durch die Verschalungen sah man das
nicht mehr ganz zeitgemässe
Laufwerk.
Da war sicher die
Ae 6/8
mit ihren
Drehgestellen
besser aufgestellt. Daher versuchte man den Blick in das Innere der
Lokomotive zu lenken. Damit das jedoch möglich war, musste man das Innere
aber sehen können und das war mit einer Wand aus Blech schlecht möglich.
Daher ersetzte man eine Seitenwand durch eine die aus Glas
bestand. So konnte man ungehindert auf die Technik in der
Lokomotive
blicken. Auch für Fachleute war diese gläserne Wand schön, denn so konnte
man auch die Probleme der Lokomotive schnell und ohne hinderliches Blech
erkennen. Vermutlich hatten daher die Lokführer, welche die Ausstellung
besuchten, schnell erkannt dass es sich um eine weiter entwickelte 11 851
handelte. Noch war nicht einmal sicher, ob die Schweizerischen Bundesbahnen SBB diese Lokomotive überhaupt über-nehmen würden. Diese stärkste Lokomotive der Welt wurde ohne jeglichen Auftrag konstruiert und gebaut.
Ein Risiko, das in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg durch-aus
zum nationalen Selbstbewusstsein gehörte. Noch ver-handelte man mit dem
späteren Eigentümer über so neben-sächliche Punkte, wie dem Preis. Dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB in der Kri-senzeit über einen neuen Giganten wenig erfreut waren versteht sich von selbst. Deshalb bauten die Hersteller SLM und MFO diesen Koloss auf eigene Rechnung und gaben im mutig eine SBB Nummer.
Dabei war in keinster weise klar, ob die Maschine je in Betrieb
gehen sollte. Trotzdem, die
Lokomotive
sollte während der Landesausstellung in der Fachwelt für reichlich
Aufsehen sorgen. Am 1. Juli 1940 war es dann soweit, die Verhandlungen zwischen den Herstellern und dem Abnehmer führten zu einem erhofften Entscheid. Die stärkste Lokomotive der Welt kam in den Bestand der Schweizerischen Bundes-bahnen SBB.
Sie wurde gleich dem
Depot
Erstfeld zugeteilt und den üblichen Versuchen unterworfen. Schliesslich
musste auch diese
Lokomotive
zeigen, was sie konnte und ob sie den Anforderungen genügte.
Doch bevor es soweit war, musste auch diese
Lokomotive
auf die Waage. Die Ergebnisse zeigten, dass diese Lokomotive trotz der
gigantischen
Leistung
durchaus leichter geworden war. Mit 236 Tonnen Gewicht schaffte die
Lokomotive problemlos die Bedingungen für die
Streckenklasse
C3. Damit stand eigentlich einem Einsatz am Gotthard nichts mehr im Wege.
Nur musste auch hier an den Unterhalt gedacht werden.
Der schwere Unterhalt für die dritte grosse
Lokomotive
war in Bellinzona geplant. Dort war bereits die mit dem gleichen
Antrieb
ausgerüstete Lokomotive mit der Nummer 11 851 stationiert und sorgte
bereits für den ersten Ärger beim Personal. Trotzdem sollte das vom
Personal nur als „Weltwunder“ bezeichnete Triebfahrzeug mit seinem
verkleideten
Stossbalken
in den Bestand kommen und dem Betrieb übergeben werden. Dabei bestimmte
die Staatsbahn die Eckdaten.
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