Betriebseinsatz Teil 2 |
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Der zweite Weltkrieg
änderte an den
Dienstplänen
der Baureihe Be 4/7 nicht viel. Die
Lokomotiven
operierten im Jura und im Raum Bern. In den engen vergessenen Schluchten
des Jura, war sie auch von verirrten Kampffliegern gut geschützt. So hatte
die Maschine ruhige Kriegsjahre und überstand diese Zeit ohne grösseren
Schaden. Gut, Schäden gab es, aber Sie werden es schon ahnen, die
Antriebsfedern gingen immer wieder in Brüche.
Diese bespannte die
Lokomotive
ab Basel bis Delémont und zu-rück. Dabei war sicherlich hilfreich, dass
den alten Maschinen mit 80 km/h eine etwa höhere
Höchstgeschwindigkeit
zuge-standen wurde. Dabei blieb es aber nicht, denn die Tagesgeschäfte waren den Maschinen der Reihe Be 4/7 gut gesinnt und so bespannte die Lokomotive immer wieder Schnellzüge zwischen Biel und Bern.
Die geplante
Fahrzeit
mochte die Maschine nicht mehr einzu-halten, aber das nahm man scheinbar
in Kauf. Noch fehlten im Bestand die wirklich schnellen
Lokomotiven
und auch die Reihe Ae 4/7 war nicht
unbeschränkt verfügbar. Maschinen die in diesen Jahren in die Hauptwerkstätte ein-rückten, verliessen diese verändert. Die sonst schon sehr or-dentliche Front war nun geräumt worden und seitlich fehlte eine Türe.
Das Unternehmen wollte
so den Beschwerden wegen der Zugluft begegnen. Da der Zugang zum Zug so
oder so nicht mehr benötigt wurde, konnte auf die Türe verzichtet werden.
Nicht alle Lokführer sollten damit glücklich sein, auf Heizerseite
einzusteigen.
Wie die vielen anderen
Lokomotiven
waren die Maschinen anlässlich der
Revision
R3
mit dem grünen Anstrich versehen worden. So aufgeräumt wirkte die alte
Dame eher bieder, als elegant. Nicht alle Anpassungen sollten der Reihe Be
4/7 gut bekommen und das grosse Problem mit den gebrochenen
Schraubenfedern
bei den
Antrieben
war immer noch nicht gelöst worden. Doch langsam war man in der Werkstätte
der Sache auf der Spur.
Da waren neuartige
Gummiteile zu sehen. Ver-mutlich sahen das viele eher skeptisch, aber
letzt-lich war es die Lösung des Problems und die
Lokomotive
hatte den Schrecken mit den Antriebs-federn verloren. Die in diesen Jahren ausgelieferten Lokomotiven der Baureihe Re 4/4 sollten mit den neuen Städte-schnellzügen verkehren. Damit wurden zwar einige Modelle der Baureihe Ae 4/7 frei. Grosse Auswirkungen auf
die
Dienstpläne
sollte das nicht haben, denn noch galt es die letzten
Dampf-maschinen
im Land zu ersetzen. Trotz aller Bemüh-ungen, erreicht hatte man dies
immer noch nicht. Daher gab es keinen Druck auf die Be 4/7. Ein Grossereignis sollte jedoch dafür sorgen, dass nicht so schnell aufgeräumt wurde, wie man das erwartet hätte.
Die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB waren mit der Wahl der Landesausstellung in Lausanne
nicht so glücklich. Es fehlte deswegen an
Triebfahrzeugen.
Was sich mit eigener Kraft bewegen konnte, wurde aktiviert. Das in einem
solchen Fall auch keine
Ausrangierungen
ausgesprochen wurden, versteht sich von selber.
Es kamen daher wieder
etwas ruhigere Jahre auf die Reihe Be 4/7 zu. Die Einsätze im Jura
schienen der
Lokomotive
zu passen und sie wurde dort zum Star vor den Zügen. Die Strecken im Jura
passten auch zur Maschine, waren doch die Steigungen mit jenen des
Gotthards zu vergleichen und hatten so auch Gebirgscharakter. Genau diesen
Gotthard, wo alles begann und wo sich kaum mehr an die sechs Lokomotiven
aus Meyrin erinnern konnte.
Diese waren damit
überflüssig und mussten sich Arbeit suchen. Vergleichbare Strecken gab es
im Jura und so versuchten einige ihr Glück dort zu finden, wo sich die
Reihe Be 4/7 installiert hatte. Niemand wollte nun eine Prognose abgeben. Das Jahr 1964 sollte jedoch den grossen Wandel in der Schweiz bringen. Während der Expo, begannen die ersten Modelle der neuen Baureihe, die noch als Bo’Bo’ bezeichnet wurde, zu fahren.
Diese später als
Re
4/4 II bekannt werdende
Lokomo-tive
war wirklich nicht gut für die alten Modelle und da nun die letzten
Dampfmaschinen
ausgekühlt waren, standen die
Be 4/6, Be 4/7 und die Reihe
Ce 6/8 II am Schluss.
Mit dieser neuen
Lokomotive
wurde jedoch die Zusam-menarbeit der Lokomotivbauer besiegelt. Von dieser
grossen Serie sollten Lokomotiven aus Oerlikon, Münchenstein und Meyrin
kommen und sich optisch und technisch nicht mehr unterscheiden. Die
individuellen Lokomotiven aus dem Hause SAAS waren endgültig verschwunden.
Man konnte bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB mit dem
Westinghouseantrieb
keine Punkte holen.
Noch verkehrten die
ersten dieser SAAS-Lokomotiven.
Jedoch begann sich der Stern dieser Maschinen zu senken. Immer mehr geriet
die Lokomotive in Ungnade. Das Problem mit den
Schraubenfedern
hatte man zwar etwas gelöst, aber auch die Gummiklötze hielten nicht ewig.
Das verursachte im Unterhalt Kosten, die es bei der Reihe
Be 4/6 so nicht gab. Wer
rechnen kann, kommt dann schnell zum Schluss, wer verschwinden soll.
Die ersten beiden Lokomotiven waren also zumindest zeitweise vor den Zügen verschwunden und so waren es nur noch vier Maschinen, die sich täglich durch den Jura kämpften.
Unterstützt wurden sie
wie seinerzeit am Gotthard von den Modellen der Baureihe
Be 4/6.
Gerade die beiden
Lokomotiven,
die zu stationären
Transformatoren
wurden, kamen auf eine richtig grosse Reise. Die Maschinen wurden in
Unterwerken
zur Lieferung von 220
Volt
benötigt und fanden sich so immer wieder in neuen Unterwerken ein. Dabei
schaffte es erstmals eine Maschine der Reihe Be 4/7 nach Etzwilen und
somit in den
Kreis
III. Eine Gegend, in der sich die anderen verdrängten Modelle vom Gotthard
tummelten.
Im Laufe der Karriere
kamen zu Beginn die Maschinen der Reihe Be 4/7 nur kurze Zeit nach Zürich.
Dazu musste zuerst die
Fahrleitung
erstellt werden. Dann konnten sie vom Gotthard kommend, in die grosse
Stadt fahren. Nur war das wirklich nicht lange der Fall, denn mit dem
Abzug vom Gotthard ging es wirklich sehr weit von Zürich weg. Die Heimat
war der Jura, und so wirkte die Maschine in Etzwilen eher fremd.
Mit der Verschiebung
der sechs Be 4/7 von Bern nach Biel, wurden die
Lokomotiven
1966 noch näher an den Jura verschoben. Die Maschinen erlebten dort wieder
die alten Zeiten, denn die kleine Serie wurde mit vom Gotthard stammenden
Modellen der Reihe
Be 4/6 in einem gemeinsamen
Dienstplan
eingesetzt. Die Maschinen wurden in einem elftägigen Dienst eingesetzt und
hatten am Sonntag grösstenteils Ruhe.
Man schonte die alte
Maschine, oder wohl eher die Gum-miklötze in den
Rädern,
denn auch diese musste man regelmässig ersetzen und es war wirklich eine
Knochen-arbeit, die nun wieder vom
Depot
erledigt werden musste.
In diesen Diensten wurden hauptsächlich Personen- und Güterzüge im Jura geführt. Die mittlere Tagesleistung betrug gerade noch 300 km. 30 Jahre früher leisteten die Maschinen zusammen mit der Reihe Be 4/6, die dieses Schicksal teilten, am Gotthard mehr als das doppelte Pensum.
Noch geblieben waren
auch
Schnellzüge,
die mit Be 4/7 oder
Be 4/6 gefahren
wurden. Und manch einer, der sich mit der Geschichte befasste, träumte vom
gemeinsamen Gespann.
Zum Unterhalt liefen
die Maschinen in diesem
Dienstplan
am zweiten Tag das
Depot
Bern und am siebten Tag das Depot Biel an. Die
Lokomotiven
erreichten weiterhin Thun, kamen aber auch nach Aarau. Ihr Hauptgebiet
sollte jedoch klar der Jura mit seinen steilen jedoch kurzen
Rampen
sein. Ob beim geplanten Unterhalt gerissene Gummielemente ersetzt, oder
dem anderen Depot in die Schuhe geschoben wurden, ist nicht bekannt.
Gerade diese
Rampen im Jura
passten eigentlich zu den Maschinen der Reihe Be 4/7, doch waren die
Lokomotiven nun einfach in einem Alter und die neue Baureihe Re 4/4 II
begannen nach den intensiven
Probefahrten Fuss zu fassen. Die alten Maschinen verdienten in diesen Jahren
klar nur noch ihr Gnadenbrot. Eigentlich erwarteten alle, die
Meldung,
dass die erste Maschine altershalber ausschied und die
Ausrangierung
verfügt wurde. Lange warten musste man jedoch nicht.
Es gab also nur noch fünf
Maschinen und davon waren nur noch vier im täglichen Einsatz. Man glaubte
die Tage zählen zu können, bis diese Serie verschwand. Da sich auch die Reihen bei den Be 4/6 zu lichten began-nen, war es mit diesem schönen Dienstplan nach nur einem Jahr vorbei. Man musste 1967 einen neuen Plan erstellen, der noch sechs Dienste umfasste.
Gedeckt wurden diese Dienste mit Be 4/7 und
Be 4/6. Man kann klar erkennen, dass die alten
Lokomotiven, egal zu welcher
Bauart sie gehörten, immer seltener wurden. Daher war die Be 4/7, welche
nur eine Maschine verloren hatte noch recht gut bestückt. Die durchschnittliche Tagesleistung sank nochmals, so dass die Maschinen noch 237 km fuhren. Lange sollte das nicht gut gehen, denn die Baureihen Be 4/7 und Be 4/6 waren endgültig am Ende der Liste angelangt.
Jedoch hatten alle ein Alter
erreicht, wo man mit Verlusten rechnen musste, denn 47 Jahre sind viel,
aber auch nicht gerade Rekord. Zumal diese blöden Gummielemente auch die
Eigenschaften hatten, sich aufzulösen.
Auch dieser
Dienstplan war den
Maschinen der Reihe Be 4/7 nicht gnädig. So wurde am 30. Juni 1968 die
Nummer 12 502 ausgeschlachtet und dem Schrotthändler übergeben. Auch die
Nummer 12 501 kam drei Monate später auch zur
Ausrangierung. Gleich zwei
Maschinen in einem Jahr war bei einer so kleinen Serie gefährlich, denn so
entstanden Exoten und diesen drohte der schnelle Tod, wenn die Bestände
gereinigt werden.
Somit waren nur noch die
letzten drei Maschinen der Reihe Be 4/7 im Einsatz und man musste
befürchten, dass die
Lokomotiven innert kürzester Zeit verschwinden
würden. Aber todgeweihte leben bekanntlich länger. Sie haben es richtig
gelesen, der
Transformator in Etzwilen wurde ersetzt und die Maschine kam
dank den von den ausrangierten
Lokomotiven gewonnen Ersatzteilen wieder in
den Einsatz. Ein Einsatz auf Zeit.
Was die Zeit bringen würde,
wusste niemand. Die vier
Prototypen der neuen Baureihe
Re 6/6 machten ab
1972 den Gotthard unsicher. Noch bockten sie. Jedoch hatten diese eine
Leistung, die zum Vergleich am Gotthard gleich drei Maschinen der Reihe Be
4/7 ersetzt hätte. Genau diese drei existierten noch, und das konnte nicht
gut gehen. Niemand wollte noch auf die alten Modelle setzen. Egal ob Be
4/7,
Be 4/6 oder
Ce 6/8 II jetzt wurde es
den Modellen mit
Lokomotivbrücke kritisch.
Die letzten drei Be 4/7
überlebten diese Maschinen tatsächlich um acht Jahre. Doch die nagelneuen
Modelle der ersten Serie
Re 6/6, sollten in der Ferne deren Schicksal
besiegeln. Arbeitslos gewordene
Lokomotiven Ae 6/6 suchten sich neue
Arbeit. Zu finden war diese im Jura, wo die Alten vom Gotthard eingesetzt
wurden. Es kam, wie es kommen musste, eine Ae 6/6 reichte für zwei Be 4/7.
Es blieb aber nicht bei einer.
1976 konnten sich die drei
Maschinen nicht mehr halten und wurden zusammen aus dem Verkehr genommen.
Die Zeit der Baureihe Be 4/7 war vorbei und modernere
Lokomotiven mit viel
mehr
Leistung übernahmen nun das Geschäft in den Bergen, auch wenn die
nicht mehr so hoch waren wie der Gotthard. Geteilt wurde dieses Schicksal
von der Reihe
Be 4/6, welche auch im freien Fall war und nur die
Ce 6/8 II
hatte noch Arbeit.
Somit war zumindest klar, dass
eine Maschine der Nachwelt er-halten bleiben sollte. In Biel wurde deshalb
zur Betreuung ein Team von Lokführern geschaffen. Ein Bereich für die
gnädigen Herren des
Depots, denn den Platz musste man sich verdienen. Die Nummer 12 505 mit maroder Lokomotivbrücke lieferte Ersatzteile für die Schwester und wurde anschliessend dem Schrotthändler verkauft.
Die letzte, die Be 4/7 mit der Nummer 12 506 machte sich daran,
im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern an die Anfänge der elektrischen
Zugförderung bei den Schweizerischen Bundesbah-nen SBB zu erinnern. Selber
fahren konnte sie aber nicht mehr, denn auch sie gab wichtige Teile für
die historische Schwester ab.
Zwei Maschinen erhalten, davon
eine gelegentlich im Betrieb, die andere in einem Museum, das dort
angesiedelt wurde, wo sie von Beginn der Karriere jeden Tag durchgefahren
war. Damals war hier natürlich noch kein Verkehrshaus der Schweiz und die
gleichnamige
Haltestelle war nicht einmal in den Köpfen enthalten. Es war
der planmässige
Schnellzug 70, der hier 1924 noch ohne grosse Probleme
verkehrte und der später verunglückte.
Im November 1978 war dann auch
der Aufenthalt im Verkehrshaus der Schweiz beendet. die Nummer 12 506
musste das Museum verlassen und wurde als letzte
Lokomotive dieser
Baureihe ausrangiert. Der Schrotthändler des Vertrauens besorgte
schliesslich den Abbruch. Die Ära der Be 4/7 endete also nach über 50
Jahren. Das obwohl man von Beginn an, mit den Antriebsfedern zu kämpfen
hatte. Es zeigte sich, dass man in Meyrin eine gute Maschine gebaut hatte.
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