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Nun, wer es nicht wüsste, würde diesen Lokomotiven ihre Bedeutung in der Geschichte der Eisenbahnen nicht ansehen. Die MFO 1 hatte eine etwas komische Bauform bekommen und wurde so schnell mit dem Namen «Glätteisen» versehen. Nur, niemand beachtete dabei das, was diese Lokomotive und deren Erbauer MFO im Jahre 1904 effektiv geleistet hatten. Heute würde man vermutlich von einem kleinen Wunder sprechen.

Es ist deshalb sinnvoll, wenn wir uns eines wieder in Erinnerung rufen. Die MFO 1 war die erste Umformerlokomotive der Welt, die unter einer Fahrleitung verkehrte, die mit Wechselstrom hoher Spannung und einer Frequenz von 50 Hertz verkehrte.

Sie war somit der Urahn der heute weltweit verbreiteten 50/60 Hz-Lokomotiven. Ein System, dass es so in der Schweiz gar nicht gibt, aber weltweit immer öfters verbaut wird. Nur begonnen hatte dies wirklich in einer kleinen Fabrik bei Zürich.

Was würde dazu besser passen, als der Name der ersten biblischen Frau? Daher erhielt die Lokomotive später auch den Namen «Eva». Sie wurde entwickelt und eingesetzt in einem Land, in dem die Bahnen heute mit einer anderen Frequenz fahren und wo es kaum mehr Strecken ohne Fahrleitung gibt. Heute vergessen wir dabei, dass es keine leichte Arbeit war, denn es waren viele Hürden zu meistern, damit dies gelingen konnte.

Eine der Hürden waren die damals entlang der Bahnlinie verlaufenden Leitungen der Telegrafen. Diese wurden, wenn sich die Lokomotive bewegte, mit Störsignalen überflutet. In den Bahnhöfen spielten die Telegrafen verrückt und spukten wirre Meldungen aus. Ein Problem, das beseitigt werden musste, wollte man mit dem System den Durchbruch erreichen. Damals vermutete man die Frequenz als Quelle der Störungen.

So wurde die Idee mit 50 Hertz sehr schnell aufgegeben. Man reduzierte die Frequenz in der Fahrleitung auf einen Wert von 15 Hertz. Was so leicht klingt, war ein grosser Aufwand. Es wurden neue Maschinen in den Kraftwerken und neue Transformatoren benötigt. Selbst die Lokomotive konnte nicht mehr verwendet werden, denn auch sie musste zur Frequenz passen. Die Umstellung des Versuchsbetriebes erfolgte daher ein Jahr später und da war dann eine andere Lokomotive das Wunderding.

So verkehrte im Jahre 1905 die MFO 2 weltweit als erste Direktmotorlokomotive für Wechsel-strom mit einer Spannung von 15 000 Volt und 15 Hertz.

Sie war damit der Urahn für die Bahnen in der Schweiz, Deutschland, Österreich und allen an-deren Ländern, die mit dem angepassten System von 16.7 Hertz arbeiten.

Eine Lokomotive, die in ihrer Zeit im weltweiten Vergleich, wo Dampflokomotiven eingesetzt wur-den, sicherlich Akzen-te setzte.

Die Versuche waren so erfolgreich, dass sich die BLS ent-schloss das gleiche System zu benutzen.

Die Rhätische Bahn RhB entschied sich auch dafür, reduzierte jedoch die Spannung auf 11 000 Volt. So waren erste Aufträge bei der Industrie einge-gangen. Zudem wünschte die BLS eine Teststrecke zwischen Spiez und Frutigen. Damit war der erhoffte Erfolg gekommen und niemand ahnte damals, wie gross dieser wirklich gewesen sein musste.

Als die Fahrleitung zwischen Spiez und Frutigen eingeschaltet wurde, konnte der Versuchsbetrieb im Furttal eingestellt werden. Es gab nun eine neue Teststrecke und dazu wurden nun Lokomotiven gebaut, die auch Züge führen sollten. Die beiden kleinen Maschinen wurden jedoch nicht abgebrochen, sondern in einem Schuppen abgestellt. Warum man dies damals machte, kann nicht nachvollzogen werden, denn ein Abbruch hätte damals niemanden überrascht.

Trotz den Titeln, die man diesen beiden Lokomotiven zuschreibt, alles war nur möglich, weil eine Maschinenfabrik in Oerlikon eine Idee hatte und sehr hohe Risiken einging. Denn beide Lokomotiven wurden von der MFO gebaut. Die Geschäftsleitung dieser Firma sollte für den Mut, den man hier hatte, ebenfalls reich belohnt werden. Ohne diesen Mut hätte es diese beiden Lokomotiven nie gegeben. Wer weiss, wie die Bahnen heute verkehren würden.

Heute, wo man mit den Finanzen arbeitet, wäre so ein Projekt gar nicht mehr möglich. Kaum eine Firma würde die Existenz aufs Spiel setzen um eine Idee, die nicht sicher funktioniert, umzusetzen. Die damaligen Ingenieure der MFO wagten, wie viele andere auch, sehr viel. Sie gewannen und es entstand eine führende Firma. Andere Firmen scheiterten und verloren alles, was sie hatten, teilweise sogar das Leben.

Wenn man dann erkennt, dass diese Firma mit der Baureihe Fc 2x 3/4 letztlich Loko-motiven baute, die vermutlich weltweit jedes Kind kennt, erkennt man deutlich, wie weit voraus diese Ingenieure ihrer Zeit waren.

Die Krokodile, die nun wirklich alle ken-nen, hatten ihren Ursprung in der Ma-schinenfabrik in Oerlikon und auch andere legendäre Lokomotiven der Schweiz hat-ten immer wieder ein Fabrikschild, auf dem Maschinenfabrik Oerlikon zu lesen war.

Gebaut wurden dort fast 100 Jahre lang Lokomotiven für den elektrischen Betrieb, auch wenn der Name der Firma letztlich änderte. Dabei entstanden nicht nur die Krokodile, sondern auch Baureihen, wie die Re 6/6 der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Weltweit die leistungsfähigste Lokomotive ohne Gelenk. Ein Modell unter vielen, das immer wieder neue Rekorde aufstellte. Dabei sollen dies nur Muster sein.

Es zeugte von wenig Unternehmertum, als geldgierige Manager genau diese Fabrik an Unternehmen verkauften, die dank den Erfahrungen der MFO überhaupt erst gegründet werden konnten. Denn die bisher letzten in der Schweiz gebauten Lokomotiven begannen ihren Weg durch die Schweiz in Zürich Seebach. Genau dort, wo auch die ersten Lokomotiven mit der Bezeichnung MFO 1 und MFO 2 ihren Weg durch die Jahre bis ins Museum begannen.

Deshalb hier zum Schluss noch einmal:

 

MFO 1 Weltweit erste Umformerlokomotive für einphasigen Wechselstrom mit einer Frequenz von 50 Hertz
MFO 2 Weltweit erste Direktmotorlokomotive für einphasigen Wechselstrom.

 

Ich glaube, mehr muss man dazu nicht mehr sagen, denn diese Titel sprechen für sich. Das gilt für die Lokomotiven und die Firma. Schön, dass zumindest die Maschinen noch vorhanden sind. Dafür waren jedoch viele Leute verantwortlich, die den alten Maschinen immer wieder eine Chance gaben und die damit nicht enttäuscht wurden. Bei Firmen ist dies nicht so leicht, aber vielleicht lebt auch die Maschinenfabrik Oerlikon irgendwo noch weiter.

Bedenken Sie, dass sich auch die Leute an dieses Werk des Teufels gewöhnt haben. Es ist heute selbstverständlich, dass wir die Elektrizität nutzen und bei jedem Bahnübergang wissen wir von den Gefahren. Mit diesen Lokomotiven waren wir aber in einer Zeit, wo der Lokführer den Regulator bediente und bei jedem Schnellzug die Tunnel zum Problem mit dem Rauch führten.

Gerade diese Probleme in langen Tunnel waren so gross, dass sich die Schweizerischen Bundesbahnen SBB dazu entschlossen, die nutzlosen Ventilatoren abzubauen und eine neue Gruppe Lokomotiven zu beschaffen. Es war jene Zeit, als sich die Schweiz auf machte zum Land mit einer modernen Eisenbahn zu werden. Erinnern wir uns daher an jene Tage im Jahre 1904, als sich die Maschine MFO 1 erstmals aus eigenr Kraft bewegte.

 

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