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Der BDe 4/4 war für mich als kleines Kind der
Triebwagen
schlecht hin, konnte ich ihn doch von meinem Elternhaus aus bei seiner
täglichen Arbeit von weither bewundern und dank drei unbewachten
Bahnübergängen
auf der Strecke auch hören. Andere Fahrzeuge gab es auf den Strecken kaum
zu bewundern, denn die
Nationalbahn
war eine der klassischen
Nebenstrecken,
die auch nur überlebte, weil sie strategisch gut angelegt worden war. Selbst die Schulreisen begannen in den meisten Fällen mit dem Pendelzug und BDe 4/4. Er brachte die Klasse in die nächste Stadt, wo es dann auf die weiten Reisen durch die Schweiz ging.
Auf vielen Fahrten genoss ich, sofern es überhaupt möglich war,
die Sicht des Lokführers auf der hinter dem
Führerstand
platzierten
Plattform
des
Steuerwa-gens.
Oft wurde ich vom Lokomotivführer nach vorne gebeten, so dass ich mich
setzen konnte. Auf dem Triebwagen war das schlicht nicht möglich. Die Pendelzüge auf der Nationalbahn waren so for-miert worden, dass das Gepäckabteil am Ende des Zu-ges eingereiht wurde.
Dieses trennte den interessierten Jugendlichen auf der
Plattform
vom
Führerstand.
So waren die Reisen mit Sicht auf die Strecke ein sehr seltenes Vergnügen,
denn oft reiste man mit der Vorortsbahn in die nahe Stadt, war die doch
etwas näher bei der Wohnung. Als sich schliesslich die Möglichkeit ergab meinen Traum zu verwirklichen, meldete ich mich zu einer Berufsbesichtigung an.
Diese fand im
Depot
Olten statt und die Interessenten wurden mit dem BDe 4/4, der von
Läufelfingen ge-kommen war, ins Depot überführt. Dort wurden wir dann mit
den Vorzügen des Berufes eines Lokführers ubv versorgt. Von Nachteilen
sprach an diesem Tag niemand, denn das Unternehmen betrieb
Nachwuchsförderung.
Für mich war damit der Weg vorgegeben. Noch hatte ich meine
Anstellung jedoch nicht und in meinen kühnsten Träumen rechnete ich damit,
dass meine Zukunft hier sein würde. Dann hätte ich mich auch mit diesem
Triebwagen
befassen können. Doch es kam anders und als es endlich klar war, wurde
nicht das
Depot
Olten zu meiner Heimat, sondern jenes am Gotthard und somit ein Ort, wo
keine BDe 4/4 erwartet werden konnten. Mit der Anstellung als Lokführeranwärter im Depot Erstfeld verlor sich der Trieb-wagen BDe 4/4 beinahe aus meinen Au-gen. Zwar entdeckte ich beim Start der Aus-bildung im Stapel der vielen Reglemente über die Triebfahrzeuge ein kleines blaues Buch, das die Aufschrift R 431.10 «Elektrische Triebwagen BDe 4/4 1621 – 1651» trug.
Diesem
Reglement entstammen auch die technischen Informationen des
Fahrzeugs auf dieser Seite. Beruflich benötigt habe ich es jedoch nicht. Es war eines dieser Reglemente, die in einer dunklen Ecke verstaubten und letztlich nur bewegt wurden, weil ich eine Homepage erstellten wollte. Nur, auch als Heizer in Erstfeld kommt man ab und zu auf Strecken, die nicht dem internationalen Verkehr dienten, die aber bei Umleitungen benötigt werden.
Dazu gehörte die Strecke zwischen Olt-en und Sissach. Also
die über den Berg. Steil wie der Gotthard, aber nicht so hoch.
Bei den
Touren
zum erlangen der notwendigen Kenntnis auf der Strecke Olten – Läufelfingen
– Sissach und umgekehrt kam ich beruflich in die Nähe dieses
Triebwagens.
Es war für den angehenden Lokführer des
Depots
Erstfeld eine Reise in eine komplett andere Welt. Zwar gab es keine neuen
Strecken, aber die Fahrzeuge waren so exotisch, das der Anwärter aus
Erstfeld gegen eine Reizüberflutung kämpfen musste. Bei dieser Leistung machte ich die Bekanntschaft dem uralten Triebwagen der Baureihe Be 4/6. Ohne elektrische Bremse ein starkes Gefälle befahren, war für einen Lokführer vom Gotthard sehr speziell. Dem Mann aus Erstfeld taten die Bremsklötzez leid, die an den Rädern abgeraffelt wurde. Der Geruch kannten wir von den Wagen auch am Gotthard. Die elektrische Bremse gab es jedoch beim BDe 4/4 und so war auch der Oltener Lokführer etwas entspannter. Ich bewunderte dabei jedoch viel mehr die Strecke, denn diese sollte ich ja kennen lernen und nicht die Triebwagen.
Als ich schliesslich selber fahren durfte, waren die BDe 4/4 immer irgendwo zu sehen. An den alten Hauenstein kam ich nicht mehr und auf den anderen Strecken mit Touren für Heizer gab es keine BDe 4/4.
So kam die Prüfung und bei der war von diesem
Triebwagen
schlicht kein Wort zu hören. Es war einfach, denn das
Depot
Erstfeld war auf den BDe 4/4 als eines der wenigen Depots offiziell nicht
geschult worden.
Danach wurde es für mehrere Jahre sehr ruhig um den
Triebwagen
BDe 4/4. Als schliesslich die
Auffrischung
der
Streckenkenntnis
anstand, wurde auch der alte Hauenstein wieder zum Thema. Es war wirklich
eine extrem wichtige Umleitungsstrecke für das
Depot
Erstfeld, die ich planmässig in den 25 Jahren in Erstfeld nur ein einziges
Mal mit einem
Reisezug
befuhr. Der Rest waren lediglich Auffrischungen, die die Auffrischung
erneuerten.
So ging es an einem Tag im Frühling als Passagier nach Sissach.
Diese Strecken kannte ich. Dort machte ich mich auf den Weg zum
Steuerwagen.
Die Begrüssung war im normalen Rahmen und mein Auftrag war
Auffrischung
der
Streckenkenntnis
in Richtung Olten. Natürlich fehlte der Hinweis nach dem weit entfernten
Depot
Erstfeld nicht. Es waren übliche Formalitäten, die erledigt werden
mussten, denn man kannte sich nur so vom sehen.
Obwohl ich auf dem Fahrzeug nie ausgebildet wurde, übernahm ich
die Führung zweier Züge auf der Strecke Olten – Läufelfingen – Sissach.
Der Lokführer von Olten meinte dazu eigentlich nur, ob ich denn Lokführer
ubv sei und mit dem BDe 4/4 könne jeder fahren. Er auf jeden Fall mache es
sich auf der Seite des
Heizers
bequem und rücke nicht, wenn das Signal grün würde. Ein kurzer Überblick
im
Führerstand
sah nach
Re 4/4 I
aus. Aus Sicherheit fragte ich kurz nach. «Wie auf der Re I?» Die Antwort war klar, «die gleiche Hüpfer-steuerung.» Der Steuerwagen war sogar der gleiche Typ, wie wir ihn am Gotthard in Intschi schon haben «lieben» gelernt.
Die Fahrt bis nach Läufelfingen verlief dement-sprechend
routiniert, da auch die Steigungen der Strecke, die durchaus die Werte des
Gotthards erreichten, für mich kein Neuland, sondern tägliche Arbeit,
waren. Jedoch geisterte auf der Fahrt in meinem Kopf die Frage nach der elektrischen Bremse herum. Der Triebwagen BDe 4/4 hatte doch eine Widerstands-bremse erhalten und von der Ausbildung her mag ich mich noch erinnern, dass dort gesagt wurde unter 40 km/h fällt diese aus.
Schnell ging es wieder an die Fahrt, mit diesem Problem konnte ich
mich dann befassen, wenn es soweit war. Dummerweise war da noch dieses
Trimbach. Da der Zug nur aus Trieb- und Steuerwagen bestand, machte der Triebwagen mit dem leichten Steuerwagen auf der Talfahrt was er wollte.
Da musste bei der Anfahrt auf die
Haltestelle
Trimbach, die durchaus Intschi Konkurrenz machte, improvisiert werden.
Letztlich gelang mir der etwas ruppige Halt an der gewünschten Stelle mit
sehr viel Schweiss auf der Stirn. Sehr zur Schadenfreude des «netten»
Kollegen aus Olten.
Bei ernsthaften Problemen wäre mir der Kollege aus Olten
sicherlich hilfreich zur Seite gestanden. Nach Trimbach bemerkte er nur,
dass er es selber auch nicht viel besser gekonnt hätte und da dies meine
erste Fahrt mit dem BDe 4/4 sei, habe ich mich ganz gut geschlagen. Die
Rückfahrt auf dem
Triebwagen
war wesentlich entspannter und nach der Ankunft in Sissach verabschiedete
ich mich und der BDe 4/4 war Geschichte.
Es kam wie es zu erwarten war, die Bekanntschaft mit dem BDe 4/4
ging erneut und wie ich glaubte, letztmals und endgültig verloren. Doch
der Zufall wollte es, dass ich dem
Triebwagen
viel näher gekommen bin, als ich der Meinung war. Zwar nicht mehr so nahe,
wie am besagten Tag in Olten, aber trotzdem näher als gedacht. Das
erfolgte zudem noch in Erstfeld, meinem angestammten
Depot
und einem Ort, wo es bisher keine Triebwagen gab. Als der BDe 4/4 mit der Nummer 1646 den Weg nach Erstfeld gefunden hatte, wurde er anlässlich seiner Einweihung auf der Nordrampe des Gotthards eingesetzt.
Zu dieser Einweihung waren
neben den Angehörigen von
SBB
Historic Erstfeld auch einige Personen aus der
örtlichen Politik, Tourismus Erstfeld und Kanton Uri geladen. Da ich
keiner dieser
Gruppen
angehörte, scheint es unvorstellbar, dass auch ich in den Genuss dieser
Fahrt kam. Jedoch wurde ich als Präsident der Urner Eisenbahn-Amateure UEA als Vertreter der Amateure und Eisenbahnfreunde geladen. Der Verein pflegte schon immer ein gutes Verhältnis zum Team Erstfeld und daher war die Einladung fast als Formsache anzu-sehen. So vertraten in meiner Person die Urner Eisenbahn-Amateure aus Erstfeld die grosse Familie der Eisenbahnfreunde im In- und Ausland. Jetzt nahm ich jedoch im Ledersessel Platz.
Ich hoffe, dass viele meinem Beispiel folgen und sich das Angebot
bei den Eisenbahnliebhabern und den anderen Amateuren herumsprechen wird.
Es wäre schön, wenn der
Triebwagen
öfters zu sehen wäre.
Buchen Sie noch heute eine Fahrt im Salon-BDe 4/4 auf der Gotthardstrecke.
Nur damit war für mich die Geschichte noch nicht ausgestanden, denn als
Lokführer im
Depot
Erstfeld mit einer gewissen Macke, war da noch ein Thema offen.
Mit dem Betritt zu
SBB Historic
und damit zum Team Erstfeld kam ich auch wieder näher an den
Triebwagen.
Es ist bei diesem Team üblich, dass die Lokführer mit allen Fahrzeugen
fahren. Es gab keine Spezialisten für
Ce 6/8 II,
Ae 8/14 und für den Triebwagen.
So musste die Kundigkeit aufgefrischt werden. Eine Kundigkeit, die ich
offiziell nie erlangt hatte. Frei nach dem Kollegen in Olten, «setz Dich
und fahre» war der Kommentar.
Die Bedienung eines mit
Hüpfersteuerung
versehenen Fahrzeuges war mir nicht unbekannt, hatten doch unsere
Lokomotiven
Re 4/4 I
mit ihren
Pendelzügen
eine ähnliche Steuerung. Zudem ist der Triebwagen ein gutmütiges Fahrzeug,
das sich schnell erlernen lässt. Wer es schafft, dass er die Hähne zur den
Hauptluftbehältern
bei der
Vorbereitung
findet, hat schon einen wichtigen Schritt getan. So war ich bereit für die
Fahrten mit den Gästen am Gotthard. Längst waren die Fahrten mit dem BDe 4/4 zur Routine geworden. Das Reglement ist nicht mehr verstaubt, denn jetzt macht sich der Lokführer im Standort RBL immer noch Gedanken um den Aufbau. Besonders dann, wenn der Triebwagen einmal eine Macke haben sollte. Es gab sie, jedoch waren sie selten und mit etwas Geschick konnte die Fahrt mit dem BDe 4/4 beendet werden. Notfalls sitzt man in den nächsten Zug und holt im Depot eine Ae 6/6. Doch noch was änderte sich mit dem Wechsel, jetzt befahre ich die Strecke, wo die Geschichte mit dem BDe 4/4 begann. Dabei erwische ich mich immer wieder, wie ich mich dabei erwische, daran zu denken, wie damals die Umwälzpumpe für das Öl der Isolation in Aarau das zeitlich segnete und damit die Fahrt nach nur wenigen Metern beendet war.
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