2008: Internationale Nummern

Als die Triebfahrzeuge immer mehr über die Grenzen der Bahnen und Länder hinweg verkehrten, ergaben sich erste Probleme. Jedes Land hatte in den Jahren seit der Gründung der ersten Gesellschaft ihre eigenen Systeme für die Vergabe der Bezeichnungen und für die Nummern eingeführt. Mit dem internationale Einsatz passten diese nicht mehr zum neuen Land und das führte dazu, dass es immer wieder zu Verwechslungen kam.

Als Muster für die Vor-stellung der entstandenen Probleme, wählte ich ein-en international einge-setzten Triebzug.

Es handelt sich um den von der Firma Cisalpino AG beschafften ETR 610. Dieser wurde nach den Vorgaben in Italien beschriftet, da es sich um ein dort eingestelltes Fahrzeug handelte. Das Problem mit der Nummer entstand nun, wenn der Triebzug, wie das auch vorgesehen war, in der Schweiz eingesetzt wurde.

Die aus Italien stammende Nummer führte in der Schweiz zu einer anderen Deutung. Es musste sich anhand der Nummer und dem eidgenössischen Schema um eine Lokomotive mit sechs Triebachsen handeln. Es musste sich um die erste so gebaute Maschine handeln, die zudem den Schweizerischen Bundesbahnen SBB gehörte. Ein Problem? Klar, denn diese gab es wirklich und sie war auch als Ae 6/6 sehr bekannt geworden.

Als nun auch die Schweizerischen Bundesbahnen SBB Triebzüge nach diesem Muster bestellten, wurden diese nach den Normen in der Schweiz bezeichnet. So entstand der RABe 503. Dieser sollte auch international verkehren und das führte nun in den anderen Ländern zu grösseren Problemen mit der Nummer, denn diese war dort mit einer anderen Baureihe belegt worden. Somit wird schnell klar, dass die Nummern internationaler werden müssen.

Wenn es um internationale Lösungen geht, dann kann mit den einzelnen Bahnen nicht viel erreicht werden. In diesem Fall musste daher die UIC die Vorgaben für die neuen Nummern bestimmen. Diese hatte seinerzeit schon bei den Wagen dafür gesorgt, dass es eine einheitliche Lösung gab. Jetzt musste das einfach auf die vielen Triebfahrzeuge erweitert werden. Die Folge davon war, dass nun auch hier die elfstelligen Nummern verwendet wurden.

Aufgebaut wurden die neuen Nummern für die Triebfahrzeuge auf den Lösungen für die Wagen. Jedoch musste nun auch eine Anpassung erfolgen, dass die Bahnen ihre nationalen Bezeichnungen weiterhin einsetzen konnten.

Aus diesem Grund wurden die elf Ziffern aufgeteilt. Die ersten vier Stellen waren international genormt und bei allen Bahnen anzuwenden. Damit blieben nur noch sieben Stellen für die eigentlich Nummer.

Diese konnten nun von den Bahnen verwendet wer-den. Bei Gesellschaften, die schon sieben Stellen hatten, stand damit genug Platz zur Verfügung. Das war zum Beispiel in Österreich der Fall.

Bei den anderen Nationen, wo eine Stelle frei wur-de, ergab sich damit eine Füllziffer. Diese konnte nun so gewählt werden, dass die Kontrollziffer von der alten sechsstelligen Nummern auch bei der neuen genutzt werden konnte.

Wir müssen uns daher nur noch mit den vier ersten Stellen befassen. Diese waren in zwei Gruppen aufgeteilt worden. Dabei gab es bei Triebfahr-zeugen aber gegenüber den Wagen einen grösseren Unterschied in den ersten beiden Ziffern.

Der bei den Wagen dort verwendete Code für das Austauschregime war bei Triebfahrzeugen schlicht nicht anwendbar. Diese verkehrten ja nicht im Austausch. Daher wurde hier neu ein Code für die Bauart genommen.

Die ersten beiden Ziffern der UIC-Nummern für Triebfahrzeuge gehören zum Bauartcode. Danach folgt der UIC-Ländercode, der ebenfalls zwei Stellen besitzt. Betrachten wir uns deshalb mal den Bauartcode, denn der gibt viele Auskünfte darüber, was für ein Fahrzeug es ist. Der Bauartcode wurde bei den Wagen als Austauschregime geführt. Somit mussten hier Ziffern verwendet werden, die es bei den Wagen nicht gab.

Code Zuordnung
90 Nicht anderweitig erfasstes Triebfahrzeug
91 Elektrische Lokomotive mit V. max 100 km/h oder mehr
92 Diesellokomotive mit V. max 100 km/h oder mehr
93 Elektrischer Triebwagen mit V. max 190 km/h oder mehr
94 Elektrischer Triebwagen mit  V. max weniger als 190 km/h
95 Dieseltriebwagen
96 Beiwagen (Antriebloser Teil eines Triebwagens)
97 Elektrische Lokomotive mit V. max kleiner 100 km/h
98 Diesellokomotive mit V. max kleiner 100 km/h
99 Fahrzeuge des Bahndienstes
                       

So leicht, wie man meinen könnte, war die Bestimmung des Bauartcodes gar nicht. Es standen nur zwei Ziffern zur Verfügung. Bei der ersten davon waren die Zahlen eins bis acht bereits von den Wagen belegt worden. Daher konnte nur noch eine Ziffer genommen werden. Als direkte Folge davon konnten bei den Triebfahrzeugen nur noch zehn Unterscheidungen vorgenommen werden. Bei vielen Modellen nicht so leicht.

Wenn wir uns nun ein paar Ziffern der zweiten Stelle an-sehen, dann fällt auf, dass nur von Triebwagen gesprochen wurde. Für die Triebzüge stand nun aber mit der 96 auch ein Bauartcode zur Verfügung, der für deren Wagen ge-nutzt werden konnte.

Damit war klar, mit der UIC-Nummer sollten die einzelnen Fahrzeuge eines Triebzuges bezeichnet werden. Das war in einigen Ländern, aber nicht in der Schweiz schon er-folgt.

Da nur wenige Merkmale definiert wurden, war der Bauartcode 90 geschaffen worden. Gab es Fahrzeuge, die nicht in die weiteren Definitionen passten, sollten sie damit versehen werden. Wenn Sie nun verzweifelt nach einem Muster dafür suchen, will ich Ihnen helfen. Der Bauartcode 90 kam bei Dampfmaschinen zur Anwendung, denn diese alten Modelle, waren nicht eingebaut worden, Sie konnten aber mit der UIC-Nummer versehen werden.

Auch die Wahl der Geschwindigkeiten unterschied sich zwischen den Lokomotiven und den Triebwagen. Der Grund lag darin, dass für sehr hohe Geschwindigkeiten kaum Lokomotiven verwendet wurden. Jedoch setzte man dort Triebzüge ein und wir wissen, dass diese in der Tabelle einfach als Triebwagen bezeichnet wurden. Die Wahl bei 190 km/h könnte man bezweifeln, aber das galt auch bei 100 km/h für die Lokomotiven.

Somit kommen wir zu den beiden nächsten Ziffern. Diese waren bisher bei den Wagen für die Bahngesellschaften vorgesehen. Diese Praxis wurde nun aufgegeben und diese Ziffern als Ländercode bezeichnet. Gerade in der Schweiz, wo es noch viele klassische Privatbahnen gab, mussten diese neu den Code verwenden, der bisher den Schweizerischen Bundesbahnen SBB zugestanden wurde. Nun galt dieser für die ganze Schweiz.

Code Land Code Land Code Land
10 Finnland 43 Ungarn/Österreich 76 Norwegen
20 Russland 50 Bosnien / Herzegowina (Bosnisch-kroatischer Teil) 78 Kroatien
21 Weissrussland 79 Slowenien
22 Ukraine 80 Deutschland
23 Moldawien 81 Österreich
24 Litauen 51 Polen 82 Luxemburg
25 Lettland 52 Bulgarien 83 Italien
26 Estland 53 Rumänien 84 Niederlande
27 Kasachstan 54 Tschechien 85 Schweiz
28 Georgien 55 Ungarn 86 Dänemark
29 Usbekistan 56 Slowakei 87 Frankreich
30 Nordkorea 57 Aserbaidschan 88 Belgien
31 Mongolei 59 Kirgisistan 90 Ägypten
32 Vietnam 60 Irland 91 Tunesien
33 China 65 Mazedonien 92 Algerien
40 Kuba 70 Grossbritannien 93 Portugal
41 Albanien 71 Spanien 95 Israel
42 Japan 72 Serbien 96 Iran
43 Bosnien / Herzegowina (Serbischer Teil) 73 Griechenland 97 Syrien
74 Schweden 98 Libanon
75 Türkei 99 Irak
                       

So, jetzt ist sie komplett, die internationale Nummer nach UIC, denn den nationalen Teil kennen wir ja von den Schweizer Nummern. Nur wie sieht das nun genau aus. Am besten nehmen wir uns ein Beispiel zur Hand und betrachten das ganze mal ganz genau. Diesmal fällt meine Wahl auf die Lokomotive Re 421 391-4. Warum diese? Einfach, es ist eine international verkehrende Lokomotive und sie gehört den Schweizerischen Bundesbahnen SBB. 

Da es sich dabei um eine Lokomotive der schwei-zerischen Bundesbahnen SBB handelt, die schneller als 100 km/h fährt, bedeutet das, dass die Ziffern eins bis vier 91(Bauart) 85 (Land) lautet. Dazu kommt noch die Nummer der Lokomotive.

Mit der erweiterten Ziffer und unserer bekannten Berechnung berechnen wir die fehlende Füllziffer. Die Berechnung ergibt eine vier. Die neue UIC-Nummer lautet daher Re 91 85 4421 391 – 4.

Aus diesem Grund wurde bei den Nummern an den beiden Fronten nur der nationale Teil ange-schrieben. Die neue UIC-Nummer wurde nur seitlich angebracht.

Dabei durften jedoch die Farben so gewählt wer-den, dass die ersten fünf Ziffern in einer anderen Farbe erfolgte.

So konnte der Nationale Teil auch an der Seite leicht erkannt werden. Bei unseren Beispiel sah das so aus: 91 85 4421 391-4 und wir haben die Lösung.

Mit der neuen UIC-Nummer haben wir nun eine Lösung, die viele Informationen bietet und die sehr ähnlich, wie bei den Wagen war. Neben dem Bauartcode gab es zu diesen noch weitere Unterschiede, denn die Lücken zwischen den Ziffern wurden anders angeordnet. Auch der bei Wagen verwendete Strich gab es nicht, da bei den Triebfahrzeugen mit unterschiedlichen Farben dieser spezielle nationale Teil markiert wurde.

In der Schweiz wurden diese internationalen Nummern nur bei den Modellen, die auch so eingesetzt wurden eingeführt. Die anderen Modelle behielten die alten nationalen Lösungen. Das war erlaubt, da die UIC-Nummer nur im internationalen Verkehr verbindlich war. So kam es, dass in der Schweiz Triebfahrzeuge nach drei Mustern bezeichnet wurden. Eine richtige Übersicht war damit nicht entstanden, daher sind wir noch nicht am Ende.

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