Umbau der Nummern 10 218 bis 10 226 |
|||
Navigation durch das Thema | |||
Nach Jahren hatte sich die Verwendung der
Lokomotiven
so verändert, dass nur ein Umbau den weiteren Einsatz ermöglichen konnten.
Das Problem war, dass man sowohl am Gotthard, als auch am Simplon die
Autozüge
neu bespannen musste. Die Nachfrage war so gross, dass die dort
eingesetzten
Triebwagen
vom Typ
Ce 4/6 überlastet waren.
Lange Wartezeiten für die Autofahrer waren die Folge dieser Probleme mit
den Autozügen.
Die in Zügen des
Personenverkehrs
mitgeführten
Flachwagen
wurden zu speziellen Zügen formiert. Die Fahrer nahmen dabei im
Triebwagen
einen Sitzplatz ein. So ging es dann durch einen der beiden
Tunnel,
wo das Programm erneut begann.
Die alten
Triebwagen
waren den gestellten Aufgaben nicht mehr gewachsen. Es musste eine bessere
Lösung für die
Autozüge
gesucht werden. Diese war aber nur mit einer
Lokomotive
zu verwirklichen. Die deutlich längeren Züge konnten von einem Triebwagen
nicht geschleppt werden. Nur musste nach der passenden Maschine gesucht
werden, denn mit den längeren Zügen war es nicht gemacht, man musste
effizienter werden.
Um das Umsetzen mit den
Triebfahrzeugen
in Göschenen und Airolo, sowie in Brig und Iselle zu verhindern, mussten
Pendelzüge
gebildet werden. Diese sollten den schnellen Richtungswechsel der Züge
ermöglichen und so das Konzept verbessern. Nur fehlte es schlicht an den
passenden Zügen. Die Wagen mussten neu beschafft werden, aber bei der
Lokomotive
und beim benötigten
Steuerwagen
wollte man sparen, wo man nur konnte.
Es gab damals bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB nur sehr
wenige
Lokomotiven,
die über eine
Fernsteuerung
verfügten. Genau genommen waren das die Maschinen der Baureihe
Re 4/4. Diese schnelle Maschine konnten aber im
Personenverkehr
viel besser eingesetzt werden. Schliesslich war die Reihe
Re 4/4 mit 125 km/h
immer noch sehr schnell unterwegs und dieses Tempo schafften auch die
neuen
Autozüge
nicht.
Jedoch war da die
Vielfachsteuerung,
denn die bei der Reihe einge-baute Version funktionierte schlicht nicht.
Auch die
Ae 4/6 schied
daher aus, denn dort wollte man sich nicht die Finger verbrennen.
So standen eigentlich nur zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Die
Beschaffung einer speziellen
Lokomotive,
oder der Umbau älterer Fahrzeuge. Da neue Lokomotiven teuer sind und die
Strecken durch die
Tunnels
alles andere als schonend für das
Triebfahrzeug, keine leichte Aufgabe. So
schied eine neue speziell für die
Autozüge
entworfene Baureihe schlicht aus. Es bleib nur noch der Umbau der
benötigten Lokomotiven aus den bestehenden Reihen.
Man fand letztlich die Lösung bei den ungeliebten Maschinen der
Reihe Ae 3/5. Diese lauftechnisch schlechten
Lokomotiven
konnten im
Tunnel
noch vollends ruiniert werden. Viel Geld musste man auch nicht in die
Finger nehmen, denn die Steuerung der Maschine war so ausgelegt, dass sie
mit wenig Aufwand auch über die
Fernsteuerung
betrieben werden konnte. Es mussten nur zusätzliche Leitungen gezogen
werden.
Bevor man sich aber an den Umbau wagte, musste man wissen, was die
Lokomotive
aushalten konnte. Gerade der Simplontunnel, der mit seiner hohen
Luftfeuchtigkeit heraussticht, schien ideal für die erforderlichen
Probefahrten.
Man setzte deshalb eine Lokomotive der Reihe Ae 3/5 in diesen Diensten
ein. Die Maschine liess sehr schnell erkennen, dass sie den Anforderungen
gewachsen war und sich ein Umbau lohnen würde.
Wir wollen uns diesen Umbau genauer ansehen und dazu benutzen wir
die gleichen Schritte, wie bei der Vor-stellung der
Lokomotive.
Wo nichts verändert wurde wird auch nichts erwähnt.
Beim Kasten wurden zusätzliche
Lüftungsgitter
vorge-sehen. Diese wurden an einer Wand eingebaut. Die zwei neuen Gitter
platzierte man seitlich in der unteren Hälfte hinter dem
Führerstand.
So sollten die Probleme mit der grossen Wärme besser in den Griff
bekommen. Offene Fenster in einem
Tunnel
waren wirklich nicht gut für die Sauberkeit im
Maschinenraum.
Doch auch die Gitter waren nicht optimal.
Die neuen Teile für die
Vielfachsteuerung
benötigten Platz und gleichzeitig hatten sie ein ordentliches Gewicht.
Dieses Gewicht musste an anderer Stelle eingespart werden. Die
Laufeigenschaften der
Lokomotive
waren ja wegen den hohen
Achslasten
so schon ein Problem. Daher wurden sie auf den
Triebachsen
nicht erhöht. Abspecken war daher angesagt und dabei bediente man sich bei
der elektrischen Ausrüstung.
So verzichtete man auf den
Stromabnehmer
beim
Führerstand
eins. Seit diese mit doppelten
Schleifleisten
versehen wurden, reichte ein Bügel aus. Auf den kurzen Strecken durch die
Tunnel
benötigte man kein Ersatz. Auf die unterschiedlichen Materialien für die
Schleifleisten verzichtete man. Die Maschinen verkehrten das ganze Jahr
mit
Schleifstücken
aus
Kohle.
So konnte ohne Problem das Gewicht eingespart werden, zumal auch die
Dachleitung
einfacher wurde.
Daher wurde dieser durch ein neues Modell ersetzt. Dieser Schalter
wurde mit Druckluft
betrieben. Dadurch konnte der benötigte Platz gewonnen werden. Selbst beim
Gewicht war der
Drucklufthauptschalter
etwas leichter, als das alte Modell. Der Hauptschalter konnte problemlos ferngesteuert bedient werden. Damit sind wir schon bei dem Punkt angelangt, der umgebaut werden musste und das war die Steuerung der Lokomotive. Diese musste mit der neuen Fern-steuerung ergänzt werden.
Diese hatte durchaus Folgen für die vorhandenen Einrichtungen.
Doch sehen wir und zuerst diese neue
Fernsteuerung
an und dabei klärt sich auch die Frage, warum keine
Vielfachsteuerung.
Die eingebaute
Fernsteuerung
erlaubte es, die alten
Steuerwagen,
die nicht mehr im
Personenverkehr
verwendet werden konnten, zu verwenden. Diese gaben somit eigentlich das
grundlegende System der
Lokomotive
vor. Es wurde jedoch das bei der Reihe
Re 4/4 erfolgreich
verwendete Kabel vom Typ III benutzt. So sollten möglichst wenige
Störungen auftreten, zudem hatte das Kabel genügend Leitungen für die
Fernsteuerung.
Unschön war, dass man die
Steuerwagen
anpassen musste. Nur, das konnte man in Kauf nehmen, denn diese
Steuerwagen waren nicht mehr zeitgemäss. Technisch noch in Ordnung, konnte
man die alten Wagen nicht den Leuten zumuten. Sie sehen, es wurden die
ältesten Fahrzeuge verwendet und auch die
Lokomotive
gehörte dazu. Gerade bei der Maschine erfolgten umfangreiche Arbeiten, die
auch das pneumatische System betrafen.
Eine Vielfachsteuerung von zwei Modellen der Baureihe Ae 3/5 war jedoch nicht vorgesehen und wurde technisch auch nicht verwirklicht.
So vereinfacht, ist auch klar, dass die Kombination mit anderen
Triebfahrzeugen
schlicht nicht möglich war. Dumm war nur, dass das Kabel durchaus pass-te. Jedoch war es durchaus möglich, ab dem Steuer-wagen zwei Lokomotiven der Reihe Ae 3/5 fern-steuern zu können. Technisch bedeutete das, dass die Lokomotive die Signale empfangen, jedoch nicht senden konnte.
Aus diesem Grund wurde vorher auch nur von der
Fernsteuerung
gesprochen, denn mehr benötigte man nicht und deshalb baute man nur das
ein, was unbedingt benötigt wurde und so fiel die
Vielfach-steuerung
weg. Sie wundern sich vielleicht, wie das gehen soll. Ganz einfach. Man baut bei der Lokomotive die entsprechenden Schnittstellen im Führerstand nicht ein.
So weiss das System gar nicht, was der Lokführer im
Führerstand
für Befehle erteilt und arbeitet nicht. Eine einfache Sache um
Schnittstellen in einem Fahrzeug zu verhindern. Man wollte die
Lokomotive
ja gar nicht vielfachsteuern, warum sollte man sich dann die Mühen machen?
Eine weitere Anpassung war der Einbau eines wirksamen
Schleuderschutzes.
Dieser hatte die Aufgabe, die am Schluss laufende
Lokomotive
so zu kontrollieren, dass ein ungehindertes Durchdrehen der
Räder
verhindert wird. Diese Funktion war insbesondere dann wichtig, wenn sich
der Lokomotivführer auf dem
Steuerwagen
befand und nicht spürte, wie die Maschine beim Anfahren und beschleunigen
reagierte.
Dumm dabei ist nur, dass jedes
Triebfahrzeug, das eine
Vielfachsteuerung
besitzt auch ferngesteuert werden konnte. Die Reihe Ae 3/5 bedeutete daher
in diesem Punkt keine Ausnahme von der Regel. Dabei wird meist auch gleich ein Überdrehzahlschutz verbaut. Eingestellt wurde dieser auf einen Wert von Höchstgeschwindigkeit plus 10%. Hier bedeutete das, dass die unglückliche Geschwindigkeit von 99 km/h eingestellt wurde.
Die bediente
Lokomotive
benötigt das alles nicht, weil der Mensch mit seinen fein eingestellten
Ohren, die schleudernden
Triebräder
bereits erkennt, bevor diese wirklich leer durchdrehen. Somit bleibt eigentlich nur noch der letzte Punkt. Der Umbau und der neue Einsatz hatten Auswirkungen auf die Bedienung.
Gerade beim hektischen Autoverlad war es wichtig, dass die Technik
dem Personal die Arbeit erleich-terte. Daher wurde auch die Bedienung der
Lokomotive
angepasst. Nicht vorhanden waren dabei Anzeigen für eine zweite Maschine,
da diese Einrichtung bekanntlich nicht eingebaut worden war.
Die bisherige Steuerung der
Ventilation
erfolgte manuell. Stellte nun der Lokführer die
Ventilatoren
nach Ankunft ab. konnte er diese vom
Steuerwagen
aus nicht mehr aktivieren. Die
Lokomotive
hätte den Zug ohne Ventilation geschoben. Daher wurde diese so optimiert,
dass die
Lüfter
nach einschalten der Maschine automatisch zu arbeiten begannen. Auch eine
automatische Umschaltung von schwach auf stark wurde eingebaut.
Diese wurde von der Lokomotive ge-liefert und daher wurde die Speise-leitung neu zu den Stossbalken ge-führt.
Zur Unterscheidung von der
Haupt-leitung
erhielt sie weisse Hähne und
Kupplungen.
Der Druck in der Leitung wurde jedoch bei den maximal er-laubten acht
bar
belassen.
Die
Rangierbremse
der
Lokomotive
er-hielt ein verbessertes
Ventil.
Das mit einem
Handrad
versehene bisherige W2 von
Westinghouse
wurde nun durch ein neu entwickeltes Rangier-ventil aus dem Hause Oerlikon
ersetzt. Dieses konnte zwar die Drücke nicht mehr so fein regulieren, wie
das beim W2 der
Regulierbremse
der Fall war. Das neue
Bremsventil
erlaubte aber durch eine sehr einfache Bedienung, mit den Zügen sehr genau
zu halten.
Das war wichtig, weil mit den Zügen besonders in Göschenen sehr
genau an den
Prellbock
gefahren werden musste. In diesem Fall wurde der Zug angebremst und die
Bremse
der
Lokomotive,
beziehungsweise des
Steuerwagens
gelöst. Bei der Annäherung wurde die
Bremskraft
mit der
Rangierbremse
verstärkt, oder geschwächt. Mit etwas Übung, kam der Zug dann sehr genau
vor dem Prellbock zum Stillstand.
Das
Führerbremsventil
W4
von
Westinghouse
wurde durch ein neueres Modell mit automatischer Druckregelung und
Überladeschutz ersetzt. Dieses leistungsfähige
Ventil
wurde schon bei den Baureihen
Re 4/4 und
Ae 6/6
erfolgreich verwendet und sollte nun auch bei den
Pendelzügen
für den Autoverlad verwendet werden.
Gerade bei
Autozügen,
wo es mitunter hektisch zu und her gehen konnte, war das sicher eine
sinnvolle Massnahme.
Jedoch fand keine Verbesserung der
Bremskraft
statt. Eine Anpass-ung, die jedoch nur erfolgte, weil das neue
Ventil
der
Bauart
FV4a
verwendet wurde. Die mechanischen
Bremsen
der
Lokomotive
blie-ben damit unverändert. Es kamen neue nicht so recht zur Lokomotive passende Lampen zum Einbau. Diese erlaubten es, das rote Schlusslicht mit dem Schalter im Führerstand einzuschalten. So musste der Lokführer nicht noch lange Scheiben und Gläser stecken.
Eine Möglichkeit, dieses rote Licht und damit das
Signalbild
von aus-sen zu erstellen war jedoch nicht vorhanden. Damit konnten aber
die umgebauten Maschinen auch daran sehr leicht erkannt werden. Weitere Umbauten gab es nicht und so blieb die stehende Bedienung erhalten. Fuhr der Zug mit Lokomotive an der Spitze stand der Lok-führer.
Auf der Rückfahrt im
Steuerwagen
war dann ein Sitz vorhanden. Sie sehen, es wurden wirklich nur die
wirklich nötigen Anpassungen ausgeführt. Viel Geld für die neuen
Autozüge
wollte man bei der Direktion nicht in die Finger nehmen. Die umgebauten
Maschinen wurden zu einem regelrechten Flickwerk.
Im August 1963 verliess die erste so umgebaute Maschine der Reihe
Ae 3/5 die
Hauptwerkstätte
Yverdon. Ihr sollten anschliessend noch weitere acht
Lokomotiven
folgen. Schliesslich sollten diese Umbauten die Maschine an den Gotthard
bringen. Doch schauen wir uns doch nun den Betriebseinsatz dieser
aussergewöhnlichen Lokomotive etwas genauer an. Jetzt natürlich wieder mit
allen Lokomotiven und beginnen werden wir mit der
Inbetriebsetzung.
|
|||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | |
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2021 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |