Inbetriebsetzung |
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Die
Lokomotiven
wurden eigentlich ab Stange gekauft. So erwartet man eigentlich keine
lange Inbetriebsetzung. Denken Sie an Ihr neues Auto, das hatte erst
einige wenige Kilometer auf dem Tacho als Sie es beim Händler holten.
Lange Versuche und Tests führten Sie anschliessend nicht mehr durch. Bei
einer Lokomotive war das mittlerweile eigentlich nicht mehr anders.
Trotzdem gab es, wie bei Ihrem Wagen eine Inbetriebsetzung.
So konnten die ersten Fahrten
in Deutschland mit den dort bestellten BR 185 durchgeführt werden. Die
damit durchgeführten Versuche wollen wir uns ansehen und so die
eigentliche Inbetriebsetzung der Maschinen kennen lernen. Entwickelt wurde die Maschine eigentlich für die Deutsche Bahn DB und für den Einsatz nach Frankreich. Daher blieb es in der Fachwelt während den ersten Gehversuchen noch relativ ruhig.
Besonders die Fachpresse in
der Schweiz ignorierte die Entwicklung vorerst. Aber auch in
Deutschland fielen die ersten
Lokomotiven
der neuen Baureihe 185 kaum auf. Man hielt sie schlicht für BR 145,
die ja schon im Einsatz waren.
Während sich die ersten
Lokomotiven
der Baureihe 185 mit Paket nach Frankreich in Ablieferung befanden,
kam die Idee auf, dass man diese Lokomotive auch in den Alpen
einsetzen könnte. Dazu hätte eigentlich nur die
Leistung
etwas erhöht werden müssen. Diese Änderung, die nur in der Steuerung
der
Stromrichter
vorgenommen wurde, musste erprobt werden. Das wiederum ging nur in der
Schweiz oder in Österreich.
Die in Aussicht stehende
Lieferung dieser Maschinen an den Lokpool führte letztlich dazu, dass
man sich für die Alpenbahnen in der Schweiz entschied. Dabei konnte
man auch gleich erste Fahrten zur Erlangung der
Zulassung
vornehmen. Da es schlicht noch keine
Lokomotive
für die Schweiz gab, nahm man die
Prototypen
und verpasste ihnen etwas mehr
Leistung.
Man war für die Fahrten in der Schweiz bereit.
Am 14. November 2000, also
noch bevor die ersten
Lokomotiven
dieser
Bauart
bestellt wurden, gelangten die 185 001-5 und die 185 003-1 über Basel
in die Schweiz. In den folgenden Tagen wurden mit diesen beiden
Triebfahrzeugen
am Lötschberg Versuchsfahrten durchgeführt. Dabei kamen auf der
steilen Strecke auch missliche Verhältnisse vor, so dass gute
Ergebnisse erwartet werden durften. Zudem rückte die Lokomotive in den
Fokus der Schweizer Fachpresse.
Man wollte überprüfen, ob
eine Erhöhung der
Leistung
von 4 200 kW auf 5 600 kW ohne Umbau der
Stromrichter
möglich war. Zudem erfuhr man, wie sich die
Drehgestelle
mit dem
Antrieb
auf Gebirgsstrecken mit engen
Kurven
anstellen werden. Punkte, die bisher noch nicht überprüft werden
konnten. Die Fahrten zeigten schnell, dass man die Konstruktion
richtig gewählt hatte und dass es mit etwas mehr Leistung keine
Probleme gab.
Gleichzeitig wollte man damit
vom Hersteller aus gesehen, die ersten Ergebnisse für eine
Zulassung
in der Schweiz erreichen. Man kann daher sagen, dass letztlich die
Zulassung der Re 482 und Re 485 bereits erfolgt war, als die
Bestellung kam. Letztlichen halfen dem Hersteller in diesem Punkt auch
die Re 486 der Lokoop, die mechanisch nahezu identisch waren. Doch
noch fehlte den beiden Maschinen das Paket für die Schweiz.
Dabei bewies der Hersteller, dass er von seinen Lokomotiven überzeugt war. Die Überfuhr der beiden Maschinen nach Erstfeld fand vor dem regulären Schnell-zug mit der Zugnummer 2267 statt.
So erreichten die beiden
Lokomotiven
im winterlichen Schneetreiben den bereits schön verschneiten
Bahnhof
Erstfeld. Während sich im nahen Depot her-umgeschwiegen hatte, dass zwei Deut-sche Maschinen nach Erstfeld kommen sollten, gab es im Bahnhof einen Ausfall der Spannung. Nichts ging mehr am Gotthard und das auch sonst nicht gerade gut ausgelastete Personal suchte nach den beiden „Schwaben“.
Damals lockten
Lokomotiven
der DB in der Schweiz auch unbeteiligte Lokführer aus ihren Löchern.
Die Info, dass die Lokomotiven ins
Depot
kommen, wurde durchaus positiv aufgenommen.
Hinter dem Tor der warmen
Remise
wartete man gespannt auf die beiden
Lokomotiven.
So konnte die versammelte Mannschaft sehen, wie sich die Maschinen der
Zufahrt zum
Depot
näherten. Plötzlich war die Attraktion auf dem Lokomotivdach zu
sehen und die gehobenen
Stromabnehmer
schneller Schrott, als man in der Remise etwas sagen konnte. Die nicht
korrekt abgespannte
Fahrleitung
wurde den beiden neuen Lokomotiven zum Verhängnis. Mittlerweile war
auch ein „hoppla“ zu vernehmen.
Aus der grossartigen
Einfahrt
ins
Depot
wurde eine geschleppte Fahrt hinter einer alten
Bm 4/4. Die
Diesellokomotive
fuhr mit knurrendem
Dieselmotor
durch die
Remise
zu den bedauernswerten Maschinen im Vorfeld. Der erste Auftritt der BR
185 im Depot Erstfeld war gründlich misslungen. Die
Lokomotive
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB sorgte letztlich dafür, dass die
beiden Maschinen in die Remise kamen, wo man den Schaden auf dem Dach
betrachten konnte.
Die Herren aus Deutschland
jammerten, dass sie eigentlich nach Hause wollten. Zur gleichen Zeit
betrachtete sich ein Mitarbeiter auf dem Dach den Schaden und meinte,
dass da nichts mehr zu machen sei. Bei gewissen Lokführern verhinderte der Feierabend, dass sie die Lokomotiven wieder sahen, als sie den Weg in die Heimat doch noch angetreten hatten.
So schön war sie auch wieder
nicht und in Deutschland gab es noch nie schöne
Lokomotiven.
Das Fazit nach der ersten Betrachtung war klar. Noch wusste keiner,
dass er diese Maschinen dereinst bedienen würde. Noch war klar, am
Gotthard verkehren Züge der Schweizerischen Bundesbahnen SBB.
Es kam, wie es viele
befürchtet hatten, die ersten
Lokomotiven
der neuen Baureihe Re 482 tauchten auf. Mit dem neuen Anstrich von SBB
Cargo
versehen, sah die Lokomotive doch noch ansehnlich aus. Doch schnell
war klar, dass die blaue und billige Lokomotive nur von einem neuen
Lebensmitteldiscounter geliefert worden sei. So war der Kommentar,
dass es sich um eine „Aldi-Lokomotive“ handelt schnell ausgesprochen.
In Fachkreisen wurde der
Tatzlagerantrieb
nicht nur mit Freude gesehen, denn auf engen Gebirgsstrecken schienen
radial einstellbare
Radsätze,
wie es sie bei der
Lokomotive
Re 460
gab, schonender für die
Gleisanlagen
zu sein. Da war man sich in der Schweiz einig. Doch wirklich
Erfahrungen mit dem Tatzlagerantrieb hatte niemand mehr. Die Antwort
ob man mit solch einer Maschine über den Gotthard kommt, erbrachte die
Re 486 656-2 am 25. Januar 2002.
Das dort ansässige
Lokomotivpersonal
wurde so-mit als erstes auf den neuen Maschinen geschult. Andere
Depots
waren auch nicht vorgesehen, denn der Pool sollte doch auf der
Gotthardachse stattfinden. So kam es, dass auch ich für die Instruktion auf der „Aldilok“ aufgeboten wurde. Zuerst stellte ich mir die Frage, ob nur ich kein Deutsch kann oder die, die das Handbuch geschrieben haben? Vom Umfang her muss es mehrsprachig ge-schrieben sein. Was zum Teufel ist denn ein Luft-presser und wie um alles in der Welt funktioniert dieses komische Sifa-Ding?
Fragen nach einem Wörterbuch und nach Klär-ung,
erfolgten am Tag der
Instruktion.
Vom Aus-bildner sollte alles beantwortet werden. Ungewohnt präsentierte sich der Führerstand der neuen Maschine und Platz hatte man mehr als in den bekannten Modellen.
Seit den uralten
Ae 4/7, die am Gotthard längst
vergessen waren, waren sämtliche Arbeitsgeräte mit links angeordnetem
Führerstand
ausgeliefert worden. Jetzt hiess es wieder rechts und an einem
komischen Tisch Platz nehmen. Die Bedienung der
Lokomotive
stellte das Personal vor schier unlösbare Probleme.
Die E-Bremse und die
Zugkraft
nicht mehr auf der gleichen Hand; geht doch nicht! Als Lokführer in
der Schweiz war man sich gewohnt, die
elektrische
Bremse und die Luftbremse parallel zu nutzen. Bereits bei
der Lokomotive
Re 460
nervte der
Bremsrechner
ab und zu. Doch, wie war das nun mal mit der
Sifa?
Ach ja: „Sifa, Sifa, Zwangsbremsung“ erklärte die
Lokomotive
beim ersten Versuch diese zu bewegen, ohne dass das angebliche
Pedal
gedrückt wurde.
Mit dem ausgebildeten
Personal war man bereit für die neue
Lokomotive.
Grosse Versuchsfahrten sollten nicht mehr durchgeführt werden, denn
die Maschine war in Deutschland ausgiebig getestet worden. Man ging
mit der Lokomotive ab Stange schlicht in den normalen Alltag über.
Nur, noch fehlten die Fahrzeuge um einen optimalen
Dienstplan
zu erstellen. Das
Lokomotivpersonal
wurde daher wenig mit dem
Führerstand
konfrontiert.
Wobei dort ein Problem nicht bestand, denn die Lokführer in Spiez waren sich gewohnt, dass man auf der rechten Seite seinen Arbeitsplatz vorfand.
So gesehen ein Vorteil und
das mit der „Aldilok“ ging auch nicht, denn die Lokomotive Re 485 war
ja nicht blau. Sie sehen, der Start der TRAXX-Lokomotiven verlief in der Schweiz sehr zügig. Der Grund war, dass die Maschinen ihre ersten Gehversuche beim nördlichen Nachbarn machten. Dort bockten und spukten die ersten BR 185. Keine Seltenheit, denn neue Lokomotiven glänzen oft mit ihren Macken.
Bei den
Lokomotiven
der Baureihen Re 482 und Re 485 merkte man davon nicht viel, denn die
Probleme waren beseitigt worden, als die Lokomotiven in die Schweiz
kamen.
Doch noch waren nicht alle
Lokomotiven
vorhanden. Die Re 484 und letztlich die Re 486 mussten ebenfalls noch
in Betrieb genommen werden. Dort wurden die Versuche eher in Italien
durchgeführt, denn in der Schweiz galt es nur noch ein paar Daten zu
prüfen, das machte man jedoch mit einer anderen Lokomotive, die nicht
für eine der beiden Bahnen vorgesehen waren. Und gerade Italien war
ein schweres Land.
Bei den Versuchen zur
Erlangung der
Zulassung
erklärten die italienischen Behörden Bombardier, wie man
Lokomotiven
zu bauen hat. Mehrere Punkte mussten geändert werden, damit man in
Italien überhaupt fahren konnte. Eine Uhr, die läuft reicht
bekanntlich überall als Lebenszeichen. Nur in Italien reichte das
natürlich nicht und so musste eine andere Lösung gewählt werden. Wie
oft die Konstrukteure am Rand der Verzweiflung waren, entzieht sich
meiner Kenntnis.
Letztlich sollte es doch noch
gelingen, dass eine provisorische
Zulassung
erfolgte. Die Macken, die sich wegen den Änderungen für Italien in der
Schweiz bemerkbar machten, konnte oder wollte man nicht beheben, weil
man damit die frisch erlangte Zulassung für Italien wieder verloren
hätte. Bei den Re 486 war das nicht viel anders und so beschäftigte
auch diese
Lokomotive
das Personal mit ihren Macken.
Jedoch kann gesagt werden,
dass die
Lokomotiven
schnell in den planmässigen Einsatz kamen. Diesen planmässigen Einsatz
werden wir uns in der Folge ansehen, dabei werden die Lokomotiven fein
säuberlich getrennt vorgestellt werden. Das macht die Angelegenheit
etwas übersichtlicher, was die Lokomotiven anbelangt, sorgt jedoch
dafür, dass die
Verbindungen
verloren gehen. Nur, eines lehrte die „Aldilok“: Man kann nie alles
haben.
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